Land Tirol und Südtirol zeichnen die Künstlerin Esther Strauß, Absolventin und Lehrende der Malerei & Grafik an der Kunstuniversität Linz, aus.
Mit dem Paul-Flora-Preis bekennen sich Tirol und Südtirol zur grenzüberschreitenden kulturellen Zusammenarbeit und zur Förderung der zeitgenössischen bildenden Kunst. Seit 2010 wird die Auszeichnung in Erinnerung an den im Jahr 2009 verstorbenen Künstler Paul Flora abwechselnd in Tirol und Südtirol vergeben.
Kulturlandesrätin Beate Palfrader und ihr Südtiroler Amtskollege Philipp Achammer zeichnen die Performance- und Sprachkünstlerin Esther Strauß mit dem Paul-Flora-Preis 2022 aus. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis geht alljährlich an junge Tiroler oder Südtiroler KünstlerInnen und würdigt deren Leistungen in der zeitgenössischen bildenden Kunst. Die Verleihung findet im Herbst im Taxispalais statt.
„In ihrer künstlerischen Praxis verhandelt Esther Strauß existenzielle Themen wie beispielsweise den Umgang mit dem Tod und der Erinnerung. Ihre Arbeiten sind herausfordernd und mitunter verstörend, sie geben keine Antworten, sondern werfen schmerzhafte Fragen auf“, erläutert LRin Palfrader. „Ihre Haltung ist kompromisslos, radikal und unverwechselbar. Sie verfolgt konsequent ihren künstlerisch einzigartigen Weg, geht in ihren Projekten und Performances an die Substanz und löst damit kontroversielle Reaktionen aus.“
„In diesem Jahr hätte Paul Flora seinen 100. Geburtstag gefeiert“, erinnert LR Achammer und freut sich, dass die Auszeichnung an eine Tiroler Performance- und Sprachkünstlerin geht. „Ob Esther Strauß in der Graberde des Großvaters schläft oder für ein Jahr den Namen eines in Auschwitz-Birkenau geborenen und nach drei Tagen ermordeten Kindes annimmt – mit ihrem feinfühligen und zugleich aufwühlenden Schaffen lenkt Strauß den Blick auf existenzielle Themen, stellt Situationen her, die stark berühren, nicht loslassen wollen und Fragen aufwerfen.“
Die 1986 geborene Künstlerin aus Tarrenz lebt und forscht in Wien, Linz und London. Sie studierte an den Kunstuniversitäten Linz und Bristol und erhielt Diplome in Performance und Kulturwissenschaften. Seither forscht sie durch Performances, Ausstellungen und in Laboren unter anderem im Sigmund-Freud-Museum London, Perdu Amsterdam, Fabbrica del Vapore Mailand, Albertina Wien und La Marelle Marseille. Sie erhielt mehrere Preise, zuletzt 2021 das Staatsstipendium Bildende Kunst, den Theodor Körner Preis 2020, den LENTOS Award 2018, den Förderpreis für zeitgenössische Kunst des Landes Tirol 2018, das Hilde Zach Stipendium der Stadt Innsbruck 2016 und den RLB Förderpreis 2014. Seit 2015 lehrt Strauß Sprachkunst an der Kunstuniversität Linz.