Forschungs- und Ausstellungsprojekt | laufend
Abteilung für Kunstgeschichte und Kunsttheorie
Zahlreiche ethnographische und anatomische Sammlungen Europas enthalten Präparate, Abgüsse, Röntgenbilder und Fotos von sog. »Lotosfüßen«, den gebundenen Füßen chinesischer Frauen. Das Forschungs- und Ausstellungsprojekt BINDING BODIES nimmt diese Sammlungen zum Ausgangspunkt einer Recherche zur Diskursgeschichte weiblicher Körpermodifikationen. Schon der Anthropologe Hans Virchow (1852–1940) und seine Kollegen ziehen in ihren Publikationen Vergleiche zu Spitzentanz, Stöckelschuhen und Korsett. Das Projekt unternimmt den Versuch einer »entangled history« weiblicher Körperdeformationen zwischen Europa und China. Es untersucht die komplexen Wechselwirkungen von Selbst- und Fremdwahrnehmungen, rekonstruiert exemplarische Objektbiographien und kontextualisiert sie vor dem Hintergrund von Kolonial-, Gender-, Sozial- und Wissenschaftsgeschichte. Damit ist das Projekt auch Teil der aktuellen Kontroverse um den Umgang mit ethnographischen Objekten und insbesondere mit ›human remains‹ in wissenschaftlichen Sammlungen.
Das gemeinsam mit Dr. Evke Rulffes und Felix Sattler entwickelte Projekt wird in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik der Humboldt-Universität zu Berlin durchgeführt und mündet in eine Ausstellung, die 2022 im Museum am Rothenbaum. Kulturen und Künste der Welt (MARKK) in Hamburg und 2023 im Tieranatomischen Theater Berlin gezeigt werden soll. Finanziert wird das Projekt von der Kulturstiftung des Bundes, der Stiftung Preußische Seehandlung und der Alfred-Toepfer-Stiftung.
Weitere Informationen: www.kulturstiftung-des-bundes.de/binding_bodies.html