zum Inhalt
AUSSTELLUNG

Über die Schwelle.

14. Februar bis 29. März 2024 Pfarrkirche, Beinhaus und Gruftkapelle Hallstatt

Künstlerische Positionen zu Tod und Vergänglichkeit 

Haruko Maeda,  Lehrbeauftragte der Malerei & Grafik an der Kunstuniversität Linz, lädt in die katholischen Kirche und ins Beinhaus in Hallstatt. 

Über die Schwelle ist ein Referenzprojekt der Katholischen Kirche OÖ/ Pfarre Hallstatt und Fachbereich Kunst und Kultur der Diözese Linz für Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024.

Der Tod ist in Hallstatt allgegenwärtig. Er ist Teil des Lebenskreislaufes der Bewohner*innen und zugleich Anziehungspunkt für Tourist*innen aus aller Welt. Wie an kaum einem anderen Ort findet diese letzte Wahrheit des Lebens im Beinhaus ein drastisches Gegenüber. Die Schädel und Knochen, zum Teil kunstvoll mit Symbolen des Lebens bemalt und fein säuberlich gestapelt, sind seit rund 400 Jahren ein immer währendes Memento mori.

Mit dem Kunstprojekt „Über die Schwelle – Künstlerische Positionen zu Tod und Vergänglichkeit“ sind im Jahr 2024 auf Einladung der Pfarre Künstler*innen mit ihren Werken zu Gast, die aus heutiger Perspektive die Frage nach Tod und Vergänglichkeit, dem Davor und Danach stellen.

Beginnend mit dem Aschermittwoch, an dem in der katholischen Kirche besonders der eigenen Sterblichkeit gedacht wird, bis zum Karfreitag wer-den in der Kirche, im Beinhaus und in der Gruftkapelle Werke von Haruko Maeda zu sehen sein. Die Künstlerin ist in Tokio aufgewachsen und lebt nach ihrem Studium der Malerei an der Kunstuniversität Linz heute in Wien. Ausgehend von der Faszination des Umgangs mit dem Tod und toten Gebeinen in der christlichen Kultur, der Zurschaustellung und Verehrung, setzt sie sich in ihren Werken mit dem Umgang mit dem Tod in ihrem eigenen Umfeld, ihrer Familie und der sie prägenden japanischen Kultur auseinander. Der Tod ihrer Großmutter im Jahr 2018, die dadurch ausgelösten Gefühle und Empfindungen, aber auch der ganz persönliche Umgang mit dem Verlust von nahestehenden Menschen und der Umgang mit den sterblichen Überresten werden in Bildern und Objekten sichtbar. In den Bildern ist die Asche der Mutter ihres Vaters in verschiedenen Gefäßen allgegenwärtig: in Verbindung mit den Selbstbildnissen ihres Vaters und der Künstlerin selbst (1, 2), ihrem Fuß (9) und in dem Stillleben mit der letzten „Mahlzeit“ ihrer Großmutter, einer Kakifrucht, deren geschnitzte Blätter auch das Bild rahmen (8).

Tod, Vergänglichkeit und blühendes Leben gehen in ihren Werken als Gegenpole eine faszinierende Verbindung ein: Aus dem fehlenden Finger einer Hand, einst Teil einer Holzfigur, sprießt blühendes Leben (4, 5). Knochen von Tieren, die sie verspeist hat, werden kunstvoll zu einem Knochebonsai arrangiert, als Reminiszenz an Reliquien, die in Sarkophagen mit Klosterarbeiten verziert sind (6). In einer ähnlichen Tradition steht die Inszenierung eines mit Nippes verzierten Skeletts in der Gruftkapelle, das mit den Totenköpfen in Form von Keramikfliesen und Dekorationselementen in einen Dialog tritt (10).

„The drop“ (3) zeigt den Ausschnitt einer Hand, die reglos ausgestreckt auf einem Tuch liegt und als Horizontale das Bild durchzieht. Die bewegten farbigen Streifen des Tuches brechen die statische Inszenierung auf. Auch der kaum erkennbare Was-sertropfen und der Abdruck eines Gummibandes suggerieren Lebendigkeit.

Als „Gifts“ (7, 11) bezeichnet die Künstlerin die toten Körper eines präparierten Vogels und einer Maus, die von ihrer Katze gefangen, getötet und der Künstlerin als „Geschenke“ („gifts“) über-reicht wurden. Haruko Maeda umhüllt sie mit ei-nem „Schutzmantel“ aus Katzenfell. Damit gibt die Künstlerin den Tieren im übertragenen Sinne et-was zurück, nachdem ihre Katze ihnen das Leben genommen hat.

Die Skulpturen von Haruko Maeda spielen mit den unterschiedlichen Wirkungen und Bedeutungen von Materialien. In der Malerei greift sie mit Stillleben und Porträts auf traditionelle Genres der Kunstgeschichte zurück. Ihre Bilder sind Präzisionsarbeiten, die an altmeisterliche Techniken er-innern. Allgegenwärtig ist in ihren Werken die Dissonanz von Schönheit und Schmerz, als Metapher für Leben und Tod.

Martina Gelsinger und Anja Ellenberger, 
Kuratorinnen von „Über die Schwelle“

Folder.pdf
Hallstadt Handout.pdf

pfarre.hallstatt@dioezese-linz.at
www.kath.hallstatt.net  
Kontakt Pfarre Hallstatt: Rita Aschauer, Josef Zauner, Pfarrer em. August Stögner 

www.dioezese-linz.at/salzkammergut2024

Haruko Maeda

Haruko Maeda, The drop, 80 × 80 cm, Öl auf Leinwand, Foto: Andrew Phelps

© Haruko Maeda