Großstädte, urbane Räume und Architekturen bilden seit Beginn der Filmgeschichte das Gerüst filmischer Narrationen und spektakulärer virtueller Rauminszenierungen. Nachdem schon Soziologie und Literatur der Jahrhundertwende die Stadt als Raum 'konzentrierter Modernität' (Georg Simmel) entworfen und Medizin bzw. Psychiatrie einen Kausalzusammenhang zwischen menschlicher Befindlichkeit, Besiedlungsdichte und Urbanität formuliert hatten, übersetzt das Kino dieses Visualisierungsmodell der Metropolis in einen Handlungsraum, in dem das scheinbar grenzenlose Netz sozialer Beziehungen und Begegnungen zum Ausgangspunkt für melodramatische oder kriminologische Narrationen wird. Architektur, Verkehrs- und Passantenströme, Zeitrhythmus, Bevölkerungsdichte und Massendynamik der Megastädte werden im Anschluss an diese Kinematografierung der Stadt auch zum Gegenstand der Filmwissenschaft in den 1970er und 1980er Jahren, die ausgehend von semiologischen und poststrukturalistischen Theorieansätzen Bezeichnungspraxen und Lesarten des Städtischen in der filmischen Medialisierung untersuchte.