STUDIENZWEIG
Angewandte Kultur- und Kunstwissenschaften
Inventare der Zukunft: Spuren und Speicher globaler Transfers
Seit einiger Zeit arbeiten wir in der Abteilung Kulturwissenschaft an einem Lehr- und Forschungsschwerpunkt, der die lange Geschichte von Globalisierungsprozessen zum Thema hat. Im Zentrum des Interesses steht der Umstand, dass viele aktuelle politische Ereignisse, Konflikte, Strukturen und Denkweisen auf die erste Welle der expansiven Globalisierung seit dem 15. Jahrhundert zurückgehen, also auf die europäischen Kolonisierungs- und Missionierungsprozesse (z.B. in den Amerikas). Für die ungleichen Austauschprozesse, die darauf folgten, stellt sich aus heutiger Sicht ein spezielles Problem: Sie sind nicht systematisch überliefert, sondern haben nur schwer entzifferbare Spuren zurückgelassen, die zudem von Machtstrukturen durchzogen sind.
Mit Blick auf Fragen des Wissens ist damit ein Kennzeichen ‚modernen‘ Wissens angesprochen: Wissensbestände, gerade auch wissenschaftliche, sind durch ihre Unbeständigkeit gekennzeichnet; das methodische Vorgehen der Wissenschaft erzwingt die kontinuierliche Überarbeitung dessen, was als gewiss gilt. Im Zentrum unseres Interesses steht, wie Wissen aus institutionellen Strukturen hinaus in andere gesellschaftliche Bereiche vordringt, aber etwa auch wie – über textuelle Medien hinaus – Körperwissen konfiguriert ist.
In Zeiten von fake news und so komplexen matters of concern wie der Klimakrise verstehen wir Kulturwissenschaft als eine Clearingstelle zwischen Skeptizismus und verantwortungsvollem Umgang mit Wissenschaft und ihrer Geschichte.
Die Beschäftigung mit historischen Konstellationen steht darüber in einem Spannungsverhältnis mit (spekulativen) Zukünften: Wie die Geschichte so rekonstruieren, dass sie Wege in die Zukunft frei gibt? Eine solche Art der Beschäftigung mit der Vergangenheit setzt ein kritisches Verständnis von Historiografie voraus. Es geht darum, Quellen so zu behandeln, dass sie Einspruch gegen Herrschaftsstrukturen einlegen können. Ein Inventar der Zukunft zu erstellen, beinhaltet auch, unablässig zu murmeln: Auch so könnte es sein.
Damit rücken auch Genres und Gattungen kulturwissenschaftlichen und literarischen Schreibens in den Fokus: Essays, dokumentierende Berichte aber auch populäre Genres wie die Science Fiction werden untersucht und daraufhin überprüft, wie sie kritisch in Gegenwart und Zukunft intervenieren können.
Karin Harrasser
Mission and Transmission. Musical Media and the Governing of Souls
Moritz Pisk
Popkulturelle Zwischenräume. Zukunftsfähigkeit und Kritik
Sarah Nimführ
Sharing Memories. Transgenerational Memory Work of Jewish Exile in Sosúa
Gefördert vom FWF (Hertha-Firnberg-Stelle)
Julia Grillmayr
Science Fiction, Fact & Forecast
The manifold Relationships between Science Fiction Literature and Scenario Thinking
Gefördert vom FWF (Hertha-Firnberg-Stelle)
Gudrun Rath
Zombifizierung. Transatlantische Imaginarien des "Untoten"
Gefördert vom FWF (Elise-Richter-Stelle)
Sarah Sander
Prekäre Passagen. Medien und Praktiken der Migration
Karin Harrasser ist mit Elisabeth Timm Gesamtherausgeberin der Zeitschrift für Kulturwissenschaften; Gudrun Rath ist Teil des Herausgeber*innenteams. Die Zeitschrift wird an der Abteilung redaktionell betreut und satztechnisch hergestellt.
Netzwerk Heil versprechen
Cultural Studies-Netzwerk criticalhabitations
Gudrun Rath und Karin Harrasser sind assoziierte Mitglieder der Forschungsplattform "Mobile Cultures and Societies"
In Kooperation mit dem IDA (Institute for Dance Art der Anton Bruckner Privatuniversität) werden Promotionen betreut und Methoden der Praxisforschung erprobt.
Mit der Mobilen Akademie Berlin werden laufend Projekte an der Schnittstelle von Kulturwissenschaft, Wissenschaftskommunikation und Performativität entwickelt. Eine Auswahl:
- Die Untoten, ein interdisziplinärer, theatraler Kongress
- Das Milieu der Toten, Begehung eines Forschungsantrags
- Schwarzmarkt des nützlichen Wissens und Nichtwissens 22 in Bogotá, in Kooperation mit der kolumbianischen Wahrheitskommission: Über amphibische Kulturen, Containerhäfen und wässrige Gräber
In Kooperation mit dem Haus der Kulturen der Welt, dem Mehrjahresprojekt „Das Neue Alphabet“ wurden Veranstaltungen kuratiert:
Ein Abend zu situiertem Wissen
Mit dem Ictus-Ensemble, namentlich Eva Reiter, wurde ein Vortragskonzert zu kolonialen Appropriationen erabeitet, das auf Tour ist: Eupepsia/Dyspesia. An Archive of Appropriations
In Kooperation mit STREAM: Musik – Popkultur – Digitalisierung wird ein Symposium im Rahmen des biennale Musikfestivals in Linz kuratiert
Mariana João Carreira Tilly
CAPACIDADES (25 de Abril/6 de Maio)
Antoine Chessex
Echoing the Unheard: Explorations of a Culture Analytical Listening Concept
Damián Federico Cortés Alberti
Choreo-Graphing into Transmediality: Labanotation as Chiasmatic Structure of Affect and Understanding
Veronika Barnas
Beherrschte Unterhaltung. Von fahrenden Schausteller*innen und Unterhaltungsmaschinerien.
Michael Fesca
Groove als Episteme
Constantin Georgescu
Mapping Worldmaking: Encoding Experience in Dance Goeschke Florian Sonic String Figures – developing relational musical instruments
Vanessa Graf
Head in the Cloud. Tracing the Embodied Internet in the Swiss and Austrian Alps
Dolma Jover Agullo
Re-enacting Fanny Elssler's Cachucha: Embodiment and Interaction with a "Spanish" Dance
Andrea Heredia
Informal narratives: on the (forms of) production of mining landscapes in the city of Bogotá
Ebru Kurbak
Spatial couture: the personal electronic space as a space for artistic intervention
Marcela Marianna López Morales
Decolonial pivots in dance: Historically informed creation processes and actual adaptions
Moritz Matschke
Human Storks Tangled Tracks
Marie-Andrée Pellerin
Science Fictional Words: Language Fluidity and Fictive Words in Feminist Science Fiction
Moritz Pisk
Popkulturelle Zwischenräume. Zukunftsfähigkeit und Kritik
Arno Plass
Sedimente der Zukunft. Zur Virtualität des Körperschemas anhand der Körperpraxis des Queer Tango
Marlies Pöschl
Les Maintenants – Web of Care
Gudrun Ratzinger
Geschichtsdinge. Museale Gesten des Zeigens in der zeitgenössischen Kunst
Raoul Schmidt
Keepers of the Microframe. Der Amateurfilm und seine Archive
Nina Wenhart
Speculative Archiving and Experimental Preservation of Digital Art
Leon Vatter
Wer gestaltet wessen Zukunft? Eine Wissenschaftskritik der Zukunftsforschung von Schubert Olga Ecologies of Knowledges in Curatorial Practices after 1989
Rasa-Rebecca Weber
Growing Matter
Victoria Windtner
Gegenwärtige Strategien und Bedeutungsproduktionen hegemonialer Inszenierungen und Repräsentationen der landwirtschaftlichen Tierindustrie
Lei Xi
Rethinking Non-anthropocentrism: Becoming-animal, Human-as-humus, and Taoism
Michaela Büsse
Analysing design through the lens of human-material entanglements
Paul Feigelfeld
The Great Loop Forward. Kybernetische Unvollständigkeit zwischen China und Europa 1700 -2000
Katrin Petroschkat
Magisch-technische Verwicklungen der Moderne
Laura Popplow
Between digital and local collaboration: Matters of design in creating participation in (urban) transformation processes
Nelson Vergara
1802 : Aufstieg zum Chimborazo. Ein audiovisuelles Essay einer anarchischen Kartographie