Rosi Grillmair
interaktive Istallation, 2015
Bachelor Zeitbasierte und Interaktive Medien
Wem gehört ein Kunstwerk?
Der Künstlerin, dem Sammler der das Bild bei einer Messe ersteigert hat oder der Öffentlichkeit?
Wenn ein Kunstwerk sehr teuer verkauft wird, muss es doch sehr gut sein, und man sollte es sich ansehen können. Wie geht das aber, wenn es sich gerade in Privatbesitz befindet und in einem Depot als Anlagegut auf seinen nächsten Verkauf wartet?
Um ein Werk am Kunstmarkt zu handeln muss es auf den einzig vergleichbaren Wert reduziert werden, den es für Kunst gibt: den materiellen Wert
Der ideelle Wert einer Werks entsteht aber nur, indem es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, denn wie könnte eine Künstlerin jemals bekannt werden, wenn ihre Werke niemand sieht?
Museen und öffentliche Einrichtungen können kaum mit den Preisen bei Auktionen mithalten und sind bei Ausstellungen und wegen der damit einhergehenden hohen Versicherungen auf private Sammlungen und "Sponsoren" angewiesen
Hoher Preis am Kunstmarkt= Marktwert steigt = Möglichkeit der öffentlichen Präsentation sinkt.
The Art Retriever ñ Stock Market of pure Imagination holt Kunstwerke aus ihrem Dasein als Investitionsgut zurück und macht sie wieder öffentlich zugänglich ñ ungeachtet dessen, ob sie vielleicht gerade diese Woche von jemandem Privat um Millionen gekauft wurden. Bildrechte, die zu Gunsten der Verkaufsmodalitäten am Kunstmarkt festgelegt wurden werden nicht berücksichtigt.
Diese Arbeit bewegt sich zwischen Data Visualization, Realtime Processing und Systemkritik an der institutionellen Wahrnehmung von Kunst.
Kunst ist Besitz, da sie (viel) Geld kostet und demnach jemandem gehören muss.
Und wer sind die KünstlerInnen? HerstellerInnen von Wertgegenständen etwa deren Produktivität des nächsten Jahres durch Auktionsdatenbanken, Wertanalyse, Umsatzprognosen, Produktivitätsdiagramme festgelegt werden kann ñ wie es Onlinetools wie artfacts.net und mutualarts.com so schön anbieten?
Aktuelle Kunstverkäufe und die Arbeiten der weltweit bestbewertetsten KünstlerInnen werden hier ausgestellt. Je mehr Daten zur Besitz- und Ausstellungsgeschichte sowie Verkaufspreisen zur Verfügung stehen, desto sichtbarer wird das Werk am Bildschirm. Es wird umso sichtbarer je besser und vielfältiger die Werte sind, die es ñ sowohl also Kultur- als auch als Investitionsgut - ausmachen.
Die Daten bauen sich visuell langsam am Bildschirm auf, zuerst sind es einzelne (Verkaufs-) Daten zum Werk, die sich nach und nach verdichten und überlagern, sodass das Werk immer sichtbarer wird. Die bekanntesten und teuersten Werke (Picasso, Warhol oder Richter) sind schlussendlich fast uneingeschränkt sichtbar, während einmalige Verkaufsschlager oder KünstlerInnen im Mittelfeld weiterhin nur durch ihre Verkaufsdaten erkennbar bleiben.
Realisiert wird diese Realtime Animation mit Processing und den Daten der Onlinedatenbank MutualArts.com
theartretriever.wordpress.com
www.aec.at/aeblog/2014/06/06/art-retriever-time-out