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8wohnungen

Florian Kofler
Videoinstallation 2010
Bachelorarbeit Zeitbasierte und Interaktive Medien „Zeit, die Neugier zu untersuchen. Der Blick auf Momentaufnahmen anderer Leben ist manchmal zwangsläufig und oft verstörend. Privates wird nach außen gekehrt, Öffentliches nach innen geholt. Eine Schau, zwei Künstler und viele Perspektiven: ein präziser Fokus auf die unscharfe Grenze des Wissenswerten.“ Zentrales Objekt der Videoinstallation "8wohnungen" ist ein abstraktes, aus Beton gefertigtes Modell eines Wohnhauses, montiert in einer schwarzen Säule. In diesem befinden sich auf zwei Etagen verteilt acht Wohneinheiten. In ihren Dimensionen sind sie identisch. Nur ihr Innenleben unterscheidet sie.In einem abgedunkelten Raum bietet sich dem Betrachter durch die Fensteröffnungen ein Einblick ins Geschehen im Inneren der Wohnungen. Es ist dies der Punkt, an dem die Installation eine ganz neue Bedeutung erlangt, von der unscheinbaren Mauerhülle zum Inneren, Unbekannten. Es sind alltägliche Dinge, die dort geschehen, aber auch Sonderbares oder Unangenehmes ist dort mittels aufwändig gedrehter und inszenierter Videos, wiedergegeben auf Screens, in den Fenstern zu sehen. Sie erzählen in ungewohntem Maßstab aus dem Leben der verschiedenen Individuen und Bewohner der acht Wohnungen. Durch die begrenzten Fensteröffnungen jedoch bleibt das Blickfeldlimitiert - vieles bleibt unbekannt. Ebenso filtern Gardinen und Vorhänge den Einblick, abstrahieren das Geschehen im Inneren - dessen Vervollständigung dem Publikum überlassen wird. Der Einblick in fremde Alltage weckt Neugierde beim Betrachter, jedoch auch ein unangenehmes Gefühl von Voyeurismus, sogar Beklemmung. Warum möchte man unbedingt hinschauen? Warum stört es, dass das Blickfeld durch die Mauern eingegrenzt ist? Warum sind der Nachbar, das Fremde so faszinierend? Wohl nicht aus bloßem Interesse und Nächstenliebe. Nähe und Einsamkeit, ständig präsente Themen der Arbeit, werden besonders im privaten Raum sichtbar - zusammen und jeder allein. Der ungewohnte Maßstab ist ein weiterer interessanter Punkt der Videoinstallation. Es wird hier ein Unterschied zu unserem, realen Leben sichtbar. Man wird zu einer Art Big Brother, der alles - aus verschieden Blickwinkeln - überblicken kann. Da auch in der Gesellschaft die Entwicklung zum Überwachungsstaat immer präsenter wird, löst diese Dimension ein ungewohnt unfreies Gefühl in uns aus. Ist es beruhigend oder beunruhigend, dass man beobachtet wird? Oder bleibt vieles Unbeobachtet und hinter verschlossenen Türen oder Fenstern?