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MITTEILUNG

Co.Lab Akustische Ökologie

Akustische Lehre und Forschung an der Abteilung Zeitbasierte Medien

Seit dem Studienjahr 2021/2022 bietet die Kunstuniversität Linz innerhalb des Co.Lab Akustische Ökologie ein einzigartiges Lehrangebot für Studierende aller Studienrichtungen.

Es ist der erste Schritt, um die Kunstuniversität Linz zu einem hervorragenden Standort zu etablieren.

Die Akustische Ökologie geht auf den kanadischen Klangforscher R. Murray Schafer zurück. Sie trägt mit einem ganzheitlichen (systemischen) Zugang der zunehmenden Bedeutung akustischer Fragestellungen in der Gesellschaft Rechnung (Stichwort: Acoustic Turn). Und sie begreift Schall als Ressource, als Grundstoff menschlichen In-Beziehung-Tretens. Reden, Hören, Gleichgewicht, Orientierung, Warnung vor Gefahr sind menschliche Grundbedürfnisse.
Die akustische Umwelt ("Soundscape") ist auch Raum der Politik, der Ordnung und der Machtverhältnisse (damit u.a. auch identitätsstiftend). Soundscapes machen auf vielfache Weise etwas mit uns, daher ist unsere akustische Umwelt ein Feld der Ökologie wie andere Bereiche menschlicher Umweltbeziehung auch.

Das Co.Lab Akustische Ökologie vermittelt ein neues, erweitertes Raumverständnis und soll zu einer neuen Analyse- und Gestaltungskompetenz im pädagogischen, medialen und künstlerischen Bereich befähigen, an deren Anfang das Hören (gr. ἀκούειν/akoyein „hören“) als kreativer Akt (und nicht die Erzeugung von Klang) steht.
Deshalb richtet sich das Lehrangebot an alle Studienrichtungen der vier Institute der Kunstuniversität: Bildende Kunst und Kulturwissenschaften, Kunst und Bildung / Lehramtsfächer, Medien sowie Raum und Design.
Die akustische Umwelt gehört gestaltet.
Die Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung kann das vermitteln und leisten.

Das Co.Lab Akustische Ökologie wurde entwickelt und konzipiert von Peter Androsch und Gitti Vasicek und ist in der Abteilung Zeitbasierte Medien angesiedelt.


Lehrveranstaltungsübersicht WS 2022/23.pdf 


Grundlegende Gedanken

Schall wird als inneres Thema von Raumgestaltung begriffen. In der Anthropologischen Sphäre fragt die Akustische Ökologie nach den Bedürfnissen, die über Schall befriedigt werden und erkennt diese Vorgänge durch einen ganzheitlichen Zugang der Weltwahrnehmung, nämlich über das Modell der Sinnesintegration. Auch wenn dieser Aspekt jede gestalterische Arbeit betreffen kann, so verweist er zusätzlich auf Entwicklungsmöglichkeiten im Pädagogischen, einmal als Thema der Vermittlung, aber auch als eines der Selbstwahrnehmung Unterrichtender und ihres Entwicklungspotentials (Stichwort: eine Stimme haben und Gehör finden). Im Bereich Design wird sowohl defensiv als auch offensiv das Akustische immer wichtiger, als Lärmschutz und als Sounddesign. Eine Sprache für akustische Phänomene zu finden, ist nicht nur in diesem Bereich von Bedeutung. Und wohl alle Studierenden und Absolvent*innen der Kunstuniversität werden einmal mit der Repräsentation im Internet konfrontiert sein. Dabei stellt sich gleich die Frage, ob ein Internetauftritt eine akustische Dimension haben soll oder nicht. Und wenn ja, welche. Akustik ist auch zunehmend brisant in einer Zeit der Ausdünnung des ländlichen Raums und dem Wachsen und Verdichten der Ballungsgebiete. Gleichzeitig nennt die WHO Lärm das zweitgrößte Gesundheitsrisiko weltweit.