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Hermann Gabler

Funktionen des künstlerischen Konzepts

Beginn des PhD-Programms / Start of the PhD-Program: WS 2014 Betreuung / Supervision:
Robert Pfaller
Helmut Draxler Ausgangspunkt meiner Unternehmung ist das aktuelle Phänomen kulturpolitischer Beanspruchung autonomer Kunst durch die Kulturpolitik. Vor diesem Hintergrund soll die Frage nach der Autonomie von Kunst und Künstler und nach dem paradoxen Verhältnis zwischen beiden neu gestellt werden. Weil es in der Moderne im symbolischen Feld der Kunst keine festen Regeln für die Produktion von Kunst gibt waren Künstler notwendigerweise konzeptuell auf sich gestellt und hierin sozialisiert. In diesem paradoxen Spannungsfeld konnten sich moderne Künstler und moderne Kunst behaupten. Institutionalisierung der Kunst jetzt ist unter anderem deshalb problematisch weil die Frage nach dem Verhältnis, das das individuelle künstlerische Konzept strukturell und ontologisch zum symbolischen System der Kunst hätte, ihre Bedeutung verliert.
Die Forschungsfrage lautet also: Wie kann nach dem Untergraben der Demokratie in den 1980er Jahren und dem Paradigmenwechsel zum Neoliberalismus in den 1990er Jahren, das mit der modernen (ehemals bürgerlichen) Konzeption von Kunst als Kunst verbundene künstlerische Konzept noch funktionieren? Und worin liegt dabei – falls es ihn gibt – der emanzipatorische Impuls? Wie das immer schon bereits mediatisierte künstlerische Konzept, bekommen auch Begriffe wie “Autonomie” und “Emanzipation” erst im soziale Kontext Bedeutung. Statt einer zu vermeidenden neoliberalen Logik mit einfacher Institutionskritik, soll mit der Formulierung “falls es ihn gibt”, der Punkt angedeutet werden, an dem ein emanzipatorischer Effekt des Konzepts lokalisiert werden könnte. Die von dieser Formulierung implizierte doppelte Verneinung ohne Bejahung, die im Konzept enthalten sein kann, bedeutet eine Distanznahme sowohl von einer idealistischen Vorstellung reiner Autonomie, als auch von einer Praxis postmodernen Expertentums.
Welche Phänomene des Konzepts in seinen historischen und strukturellen Bestimmungen, die auch das Unbewußte des Konzepts und seine ontoepistemologische Lesart aufgrund der Spaltung durch die Sexuierung miteinschließt, lassen sich aus der Perpektive doppelter Verneinung in Verbindung mit den Begriffen „Autonomie“ und „Emanzipation“ in der Kunst beschreiben? Und welche Bedeutung hat das Konzept für ein zu schärfendes Verständnis künstlerischer Praxis in diesem Sinn? Welche Formen nimmt es in künstlerischen Konzepten und in konzeptuellen Strukturen von Kunstwerken an? Welche Umstände, Faszinationen und Anliegen spielen dabei in Bezug auf politische, soziale und identitäre Dimensionen eine Rolle? Weil die Kreativindustrie auch das Konzeptuelle der Kunst heteronomisiert, scheint es vielversprechender zu sein Zwischenräume und Randbereiche des Konzeptuellen auszuleuchten.
Die Dissertation wird nicht als künstlerische Forschung angefertigt. Trotzdem wird ein dahinterstehender künstlerisch konzeptueller Standpunkt nicht ausgeschlossen, der die These der Dissertation als Objekt und Methode exemplifiziert.