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Franziskuskapelle Arbing

Rafael Hintersteiner
2011
die Architektur Welches Bild haben Sie vor Augen, wenn Sie an eine Kapelle denken? Ein kleines Häuschen in ländlicher Umgebung, am Eingang manchmal ein Gitter durch das man ins Innere späht, an der Rückwand eine Heiligenfigur oder ein Votivbild, davor der übliche Blumenschmuck. Die meisten davon älter als 50 Jahre, die jüngeren sehen nicht jünger aus. Kapellen und Bildstöcke gehören unserorts gewissermaßen zum Landschaftsbild, erfreuen das Auge, wecken Kindheitserinnerungen und sind trotz Navigationscomputer und GPS gern genutzte Orientierungs- und Wegbeschreibungspunkte. Gestalterisch hat der Bautypus der Kapelle langeZeit in einer Art Dornröschenschlaf verbracht. Doch seit einigen Jahren erlebt dieKapelle als sakrales Bauwerk eines privaten Bauherrn eine neue Blüte. Prominente Beispiele zeigen, dass immer mehr gläubige Menschen Ihrer Überzeugung im öffentlichen Raum Gestalt geben. Die Ergebnisse dieses Gestaltens zeugen nicht nur von großem Engagement sondern sind, nahezu frei von funktionalen und liturgischen Zwängen, Experimentierfeld für das sakrale Bauen. In Arbing, Nahe Perg, entstand derzeit so ein Bauwerk. Am Schlossberg, gleich neben Kirche und Friedhof wird ein kleiner kubischer Raum zum Angebot des Innehaltens und Gedenkens. Der Bauherr ist ein 23jähriger Student, der dieses Projekt neben seinem Architekturstudium zu Papier und schließlich auch zur Umsetzung brachte. Auf einem Grundstück der Familie, finanziert durch Sponsoren, Förderungen des Landes OÖ und dem Geld aus zwei Stipendien, die Rafael Hintersteiner für dieses Projekt gewonnen hat: dem Leistungsstipendium und dem Förderstipendium der Kunstuniversität Linz. Und nicht zuletzt getragen durch Benefizveranstaltungen. So hat der Bauherr den Künstler Erich Fröschl dazu gewonnen einige Druckgrafiken zu stiften und den junge Chor „E medio cantus“ dazu bewegt ein Benefizkonzert in Arbing zugunsten des Kapellenbaus zu gegeben.
Gewidmet ist die Kapelle Franz von Assisi. Doch nicht die diesem Heiligen eigene Naturverbundenheit ist hier das Thema, sondern Einfachheit und Offenheit; die Reduktionauf das Elementare ebenso, wie die Zurückhaltung in der Symbolik. „Mein Gedanke war es einen Meditationsraum zu schaffen, der vieles zulässt, weil für mich auch Franz von Assisi ein Heiliger ist, der viel zulässt“, erzählt Rafael Hintersteiner. Daher ist die Kapelle ein Angebot an alle, sie steht jederzeit und jedermann offen. Ein Ort des „In sich Gehens“ auf der Suche nach innerem Frieden, wie das in die Außenwand eingelassenen Zitat „pax et bonum“ schon andeutet. Weshalb sich die Kapelle andererseits auch sehr abgeschlossen gibt. Schwarze Betonwände umgeben einen nur sechs Quadratmeter großen Raum, dessen fehlende Decke denBlick vom Alltäglichen weg lenken soll. Lediglich kleine Nischen für Kerzen oder Gedenkbilder knüpfen an traditionelle, gewohnte Bilder an und bringen Lebendigkeit und Mystik in diesen fast kargen Raum. Ebenso wie die kleine Glocke über dem Eingang, die den (mutigen) BesucherInnen die Gelegenheit gibt die Besinnung „geläutert“ abzuschließen.
Eingeweiht wurde die Kapelle am 07. Oktober 2011 durch Bischofem. Maximilian Aichern und Diakon Fritz Pichler.
Text: Veronika Müller The Saint Francis Chapel does not meet the conventional principles of the design of a chapel. It is a small cubic room inviting to pause for a moment of remembrance. The relationship with nature associated with Saint Francis is not what the design of the chapel shall convey, but it is the simplicity and openness, the reduction to elementariness and the restraint of symbolism. A room of meditation was created: a room of possibilities which is open for everyone. It is a place of reflection, as suggests the inscription “pax et bonum” on the exterior wall. Looking at the chapel from the exterior, you will get the impression of a complete building. The small room of six square meters is surrounded by black concrete walls. The open ceiling shall guide the view beyond the everyday. Small candle niches link to the traditional mysticism in this sparse room. At the entrance, there is a small bell offering visitors the opportunity of concluding their reflection. Bauort: Schlossberg 10, 4341 Arbing, Bezirk Perg / Oberösterreich
Tag und Nacht zugänglich
Baubeginn: Juli 2011
Bauübergabe: September 2011 Die Arbeit wurde im Kulturbericht Oberösterreich, Monatsschrift der OÖ. Kultur, 65. Jahrgang, Folge 10, Oktober 2011 mit dem OÖ. Museumsjournal, Linz 2011, S 13 publiziert.
Die Arbeit wurde mit den Preisen Landeskulturförderung OÖ und dem Förderstipendium der Kunstuniversität Linz ausgezeichnet.
Pläne, Skizzen und Modell © Rafael Hintersteiner