zum Inhalt

Gebäudegeschichte

Die Kunstuniversität in den Brückenkopfgebäuden – Geschichte und Aneignung eines NS-Relikts

Geschichte

Die beiden von der Kunstuniversität Linz benutzten Gebäude am Hauptplatz 6 und 8 wurden im Rahmen von Adolf Hitlers Prestigeprojekt, die Stadt Linz in eine „Führerstadt“ umzugestalten, errichtet. Die Gebäude wurden ab 1940 gebaut, aber erst nach 1945 fertiggestellt. Um das Bauprojekt zu realisieren, wurden Enteignungen, auch jüdischer Anwohner*innen, durchgeführt. Zudem kam Zwangsarbeit zum Einsatz.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude Hauptplatz 6 als Finanzamt genutzt. Außerdem befand sich hier das Gasthaus Stadtkeller. Das Gebäude Hauptplatz 8 wurde zuerst vom Radiosender Rot-Weiß-Rot, später ORF, genutzt. Dort wurden nach dem Krieg die Neue Galerie (Sammlung Gurlitt), das Stadtarchiv und die Kunstschule untergebracht. Sie war die Vorläuferin der heutigen Kunstuniversität. Von 2017 bis 2019 erfolgte ein Umbau nach den Plänen von Adolf Krischanitz.

Heute sind die beiden Brückenkopfgebäude ein Ort, der der Kunst, der Bildung, der Vielfalt, der Diskussion, der Solidarität und Reflexion gewidmet ist.

AG Gebäudegeschichte

Im Jahr 2021 konstituierte sich an der Kunstuniversität Linz die „AG Gebäudegeschichte“ (Karin Harrasser, Sabrina Kern, Angela Koch, Hubert Lobnig, Moritz Matschke, Gudrun Rath und Rainer Zendron, Wiltrud Hackl; ehemaliges Mitglied: Anja Ellenberger). Ziel der „AG Gebäudegeschichte“ ist es, eine historische Kontextualisierung der Gebäude zu konzipieren, die Geschichte der beiden NS-belasteten Gebäude nach außen hin sichtbar zu machen, dauerhafte Erinnerungszeichen an der Fassade sowie themenspezifische Veranstaltungen und Ausstellungen umzusetzen.

Kontakt zur AG: vizerektorat.forschung@kunstuni-linz.at

Aktivitäten der AG Gebäudegeschichte

Jährlich zum 5. Mai, am Tag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, werden erinnerungspolitische Aktivitäten gesetzt.

05.05.2021 / Tag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus: Ausstellung „Aus der Dunkelheit“ im Aktenkeller

05.05.2022 / Tag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus: Stimmen von Gewicht & Performative Fassadeninstallation

Seit Juni 2022: Gestaltung der Vitrine in den Arkaden, Hauptplatz 6, als provisorische Gedenktafel zur historischen Kontextualisierung der Brückenkopfgebäude

2022: Publikation „Aus der Dunkelheit. Gebäude und Orte als Akteure der Erinnerung“

April 2023: Entfernung der Tafel am Brückenkopfgebäude West, die an den Architekten Roderich Fick erinnerte

05.05.2023 / Tag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus: Tagung “NS-Geschichte im Rinnstein. Comics als Medium der Erinnerung”

05.05.2023–05.05.2024 / Tag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus: Benennung des Innenhofes, Hauptplatz 8, nach der Comiczeichnerin Lily Renée, die 1938 aus Österreich über Großbritannien in die USA vor den Nationalsozialist*innen floh

05.05.–11.05.2023 / Tag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus: Ausstellung „konsequenz der treue

Juni 2023: Aberkennung der Ehrenmitgliedschaft von Herbert Koller

24.09.2023: Beteilung am Tag des Denkmals, Führung zum Thema „Die Kunstuniversität in den Brückenkopfgebäuden – Geschichte und Aneignung eines NS-Relikts“

25.10.2023: Inauguration Lily-Renée-Hof

18.06.2024: Einweihung Gedenkinschrift am Hauptplatz 6 und Buchvorstellung »Ver/störende Orte. Zum Umgang mit NS-kontaminierten Gebäuden«
Die NS-Geschichte der Brückenkopfgebäude wurde in den vergangenen Jahren mit temporären Interventionen thematisiert. Angesichts der Monumentalität und der auf Überdauerung ausgelegten Gebäude ist es uns wichtig eine Inschrift in den Granit des Sockels einzumeißeln, die an die NS-Geschichte erinnert und gegen Antisemitismus eintritt. Sie ist auch ein Aufruf für Antirassismus, Vielfalt, Diskussion und Solidarität mit Verfolgten. Die Konzeption der Gedenkinschrift am Gebäude Hauptplatz 6 erfolgte durch die AG Gebäudegeschichte. Von Alexander Glandien ist der grafische Entwurf, realisiert wurde die Gravur von der Firma Strasser Steine. 

"Diese beiden Gebäude der Kunstuniversität wurden ab 1940 auf zuvor enteignetem Grund vertriebener Bewohner·innen für das totalitäre NS-Regime mit Zwangsarbeit errichtet. Gegen Totalitarismus und Gewalt gegen Rassismus und Antisemitismus widmen wir sie der Bildung und Vielfalt der Diskussion und Solidarität" © Mark Sengstbratl

Weitere Veranstaltungen

Ausstellungen: Verfolgen und Aufklären. Die erste Generation der Holocaustforschung, Oktober 2020

Tagung: Ver/störende Orte. Zum Umgang mit NS-kontaminierten Gebäuden, November 2021

22. März 2023, 19.00 Uhr: Kunstprojekt / Versuch über die Symmetrie
8. September 2023, 21.15 Uhr: Essay on symmetry @ Kunstuni Campus 
Kunstuniversität Linz, Fassade Hauptplatz 6 und 8, 4020 Linz
Ein ortsbezogenes Projekt von Hubert Lobnig und Moritz Matschke, Abteilung Künstlerische Praxis

Essay on symmetry @ Kunstuni Campus © Mark Sengstbratl