5. April 2022, 18.00 Uhr Expostmusik, Domgasse 1, 4. OG
Vortrag von Kirsten Mahlke im Rahmen der Reihe "relatifs".
Guaman Poma de Ayalas Primer corónica I Buen Gobierno (Lima 1615) entwirft ein Modell von Good Governance auf der Basis andiner politischer Kosmologie im Angesicht multipler Katastrophen: den sozial destruktiven Effekten der Conquista, den Naturkatastrophen (Vulkanausbrüchen, Epidemien, Dürren) und dem Verwaltungsversagen bei der Kontrolle der Gesetze (Leyes de Indias). In meiner Relektüre der 1200 seitigen Chronik und Reformschrift werde ich Guaman Pomas Bewertung von kolonialen Infrastrukturen (v.a. Quecksilber- und Silber-Bergwerke, darüber hinaus Versorgungs-, Gesundheits- und Verwaltungsinfrastrukturen) fokussieren, die er als dysfunktional zum Erhalt einer funktionierenden Gesellschaftsordnung lokal, aber auch global auffasst. Nach Guaman Poma ist ein Umdenken und Neu-Konzipieren der kolonialen Infrastrukturen ein politisches, ökonomisches und materielles Projekt, das durchaus im Bereich des Möglichen anvisiert werden kann, insofern keine Utopie.
Kirsten Mahlke ist Professorin für Kulturtheorie und kulturwissenschaftliche Methoden an der Universität Konstanz. Zu den Forschungsschwerpunkten der Romanistin und Ethnologin zählen die Frühe Berichte aus der Neuen Welt, Geschäftsbeziehungen zwischen Europa und Amerika in der frühen Neuzeit, Narrative des Terrors, Sprachen des Todes und Methoden der Kulturwissenschaft. Mit Zuzanna Dziuban und Gudrun Rath hat sie die Zeitschrift für Kulturwissenschaften 1/2019 Forensik herausgegeben.
Vortrag in deutscher Sprache