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Lucas Norer - Üb’ immer Treu’ und Redlichkeit?

zu sehen bis 9.11.2023 an vier Orten in Innsbruck

Üb’ immer Treu’ und Redlichkeit? ist eine Text- und Klangintervention, die vier Täterorte der NS-Repression in Innsbruck markiert und in Bezug zueinander stellt. Diese ausgewählten Orte sind Mahnmal und Zeugnis, Opfer- und Täterorte in einem und damit im Besonderen geeignet, über die Geschehnisse des NS-Terror in ihrer Gesamtheit zu berichten.
Neben einem fehlenden Bewusstsein für ihre Relevanz in der NS-Zeit eint diese Orte eine unzureichende oder unsensible Kontextualisierung. Umstände, die diese Arbeit thematisiert. Zur Markierung dieser Orte ist die Textzeile „Üb’ immer Treu’ und Redlichkeit“, erweitert um ein Fragezeichen, aufgemalt. Diese entstammt dem Gedicht Der alte Landmann an seinen Sohn (1776) von Ludwig Hölty. Die Vertonung dieses Texts, basierend auf einer Melodie aus Mozarts Oper Die Zauberflöte, erlangte als Volkslied große Bekanntheit. Die Melodie fand später in den NS-Radios ab 1933 als zentrale Kenn- bzw. Pausenmelodie eine neue Verwendung.
Um auf die harmlos und unpolitisch scheinende nationale Selbstdarstellung zu reagieren, entschied sich der britische Tarnsender Gustav-Siegfried-Eins für eine provokante musikalische Antwort. Zu hören war nämlich die ebenfalls instrumentale zweite Liedzeile des selben Volksliedes, deren Text lautet „... bis an dein kühles Grab“.

Als akustisches Gegenstück zu der am Boden angebrachten Textzeile wird die Kennmelodie von Gustav-Siegfried-Eins abgespielt. Begleitend dazu ist eine Collage aus eingesprochenen Zeugenberichten und Täterverhören der Nachkriegsjustiz sowie von Dokumenten aus der NS-Zeit hörbar. Diese geben einen Einblick in das Ausmaß und den Schrecken des NS-Staates.

Die Orte:
Herrengasse 1 (Geheime Staatspolizei, Staats­polizei­stelle)
Schmerlingstraße 1 (Oberlandesgericht, Landgericht, Gefangenenhaus)
Südtiroler Platz 14-16 (Polizeidirektion, Kriminalpolizei, Polizeigefängnis)
Lagerkomplex der Gestapo in der Reichenau.

treuundredlichkeit.at