19. Oktober 2016, 13.30 Uhr Domgasse 1, 3. OG, Raum pink space
Die Abteilungen textil·kunst·design und das Lehramt Textiles Gestalten laden zum Gespräch mit Götz Bury.
Götz Bury (*1960) über sein Selbstverständnis als Künstler:
Als klassisch ausgebildeter Bildhauer, arbeite ich grundsätzlich gerne in allen erdenklichen, sich in dem Augenblick anbietenden Materialien und Techniken. Die entstehenden Skulpturen setze ich in meinen Performances als Requisiten ein, wo sie erst in Zusammenspiel mit dem Publikum ihren tiefen Sinn erschließen. Sie ragen grundsätzlich aus dem Bereich der bildenden Kunst hinaus, und zeigen Übergänge zum Design, zur Fotografie und sogar zur Philosophie.
Eines meiner Hauptinteressen gilt der Funktionalität von Gegenständen: funktionieren sie, scheinen sie nur zu funktionieren, oder sind sie sogar ganz funktionslos?
Daneben sind Aspekte des Prestigegehaltes von großer Bedeutung. Was sollen die Gegenstände jenseits ihrer eigentlichen Funktion noch vermitteln? Welche Botschaften, eventuell nonverbaler Art, tragen sie noch in sich? Botschaften, derer wir uns möglicherweise gar nicht bewusst sind, die aber unser Handeln durchaus beeinflussen.
Alle Objekte, die ich baue, spielen mit ihren Funktionen, mit ihrem Prestige und mit ihrem Wert als Teil von rituellen Handlungen, mit der Frage ihres Status, gerne auch männlicher Ehre. (Zusatz-) Funktionen, die für die Gesellschaft von ganz besonderer Bedeutung zu sein scheinen. Objekte als Träger nonverbaler, oft hochkomplexer und sehr wirkungsvoller Kommunikation.
Das Konzept „Gut leben ohne nix“, das in meinen Kochshows umgesetzt wird, spielt mit dem „Wesen“ der Dinge. Sind sie wirklich das, was sie zu sein scheinen? Wichtig ist die Suche nach Dingen, die womöglich keinerlei Prestigewert besitzen, sondern nur eine gewisse Funktion erfüllen, eventuell auch eine, die man ihnen gemeinhin gar nicht zuschreibt. Eine Kategorie Objekte, die, wie sich gezeigt hat, im Alltag fast unsichtbar sein kann, und sich oft kaum von dem unterscheidet, was wir gemeinhin als Müll bezeichnen.
Meine Passion ist der Bau von Skulpturen, das Erzählen von Geschichten und das Arbeiten mit dem Publikum. Erst im Zusammenspiel dieser Komponenten lässt sich aus meiner Sicht ein Ambiente schaffen, in dem eine Botschaft weitgehend frei von Missverständnissen und auf unmittelbarem Wege übermittelt werden kann.
Biografie
1960 geboren in Hamburg
1983-86 Besuch der Holzbildhauerschule in München
1986-93 Studium der Bildhauerei an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien
1989-92 Studium der Philosophie an der Uni Wien
1988-97 Assistent bei Franz West
1999-2002 Vizepräsident der IG Bildende Kunst Wien
1999-2009 Zusammenarbeit in der Künstlergruppe “Die halbe Wahrheit”
1998-2010 im Leitungsteam des Kunst- und Kulturfestivals „SOHO in Ottakring“ Wien
Ausstellungen und Performances (Auswahl)
Galerie Lisi Hämmerle Bregenz (2006), Kunst und Kulturfestival SOHO in Ottakring Wien (2008, 2009, 2010), XONG Festival in Mals/Südtirol (2007, 2008, 2010), Museum für angewandte Kunst Wien (2007), Museum of New Art Detroit/USA (2009), Tanzquartier Wien (2008), Forum Stadtpark Graz (2007), Thurgauische Kunstgesellschaft Kreuzlinger/Schweiz (2009), Kulturverein Schloss Goldegg (2009), Technisches Museum Wien (2009), Kunsthaus Bregenz (2009), Garage X/Theater am Petersplatz in Wien (2009/10), Museum Villa Rot, Rot/Deutschland (2010), Kallmann-Museum München (2011), Neue Kunst Galerie Karlsruhe (2011, 2013, 2015, 2016), Sargfabrik Wien (2011), Frappant e.V., Hamburg (2011), Porgy & Bess, Wien (2012, 2014, 2015), Halle14, Leipzig (2013), ACC Weimar (2014), Künstlerhaus Ulm (2014), Museum Stift Admont/Steiermark (2015, 2016).