16.12.2011, 15.00 Uhr Kollegiumgasse 2, kleiner Seminarraum, 1.OG
Workshop
SPIEL/RAUM/KUNST/THEORIE
Diagonale Wissenschaft nach Roger Caillois
mit Beiträgen von Dr. Peter Berz (Berlin) und Mag. Peter Geble (Berlin),
veranstaltet von Univ.Prof. Dr. Anne von der Heiden und Univ.Ass. Mag. Sarah Kolb (Abteilung für Kunstgeschichte und Kunsttheorie.
Der französische Soziologe, Literaturkritiker und Philosoph Roger Caillois (1913-1978) besetzt in der Wissenschaftsgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts eine so zentrale wie originäre Position. Vor dem Hintergrund seiner jugendlichen Begeisterung für den Surrealismus und in regem Austausch mit zahlreichen prominenten Künstlern, Literaten und Theoretikern – genannt seien hier nur André Breton, Georges Bataille, Michel Leiris, Gaston Bachelard, Jacques Lacan oder Jorge Luis Borges – galt sein Hauptinteresse bereits seit den 1930er-Jahren jener „allgemeinen Phänomenologie der Imagination“, die er über Jahrzehnte hinweg quer durch alle möglichen Disziplinen verfolgen sollte: angefangen von der Kultur-, Literatur- und Spieltheorie über die Soziologie und Religionswissenschaft bis hin zur Biologie und zur Mineralogie.
Entgegen der Idee, dass verschiedene Phänomene in die Zuständigkeit verschiedener Wissenschaften fallen, ging es Caillois bei alledem um eine Affirmation universeller Zusammenhänge im Sinne eines polyvalenten Wissens, welches sich den Ansprüchen einer rationalen und kausalen Kategorisierung per definitionem entzieht. Um letzterem Vorschub zu leisten, entwickelte Caillois seit den 1950er-Jahren das Modell der „Diagonalen Wissenschaften“, mit dem er seine transdisziplinäre wissenschaftliche Methode gleichsam als diejenige eines Kulturwissenschaftlers avant la lettre profilierte.
Ausgehend vom Modell der „Diagonalen Wissenschaften“ thematisiert der Workshop Caillois’ breit gefächertes Oeuvre im Spannungsfeld zwischen Kunst und Wissenschaft und eröffnet damit eine Diskussion über die möglichen Perspektiven und Grenzen kulturwissenschaftlicher Forschung.
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