28. November 2017, 18.00 Uhr Kepler Salon, Rathausgasse 3, Linz
Vortrag von Helga Lutz im Rahmen der Reihe "relatifs".
Vorgestellt wird ein "medien-materialistischer" Zugang zu nordalpinen Handschriften des 15./16. Jahrhunderts. Es soll gezeigt werden, in welchem Maße und auf welche Weisen im Medium Buch der Frage nach Horizontal und Vertikal, Darauf und Darunter, Opak und Transparent, Fläche und Tiefe - kurz gesagt - der Inkommensurabilität von dargestellter Fläche und Fläche der Darstellung verhandelt wird. Das Buch erweist sich aus dieser Perspektive betrachtet weniger als ein in sich geschlossenes "Objekt" denn als ein "Ding", das in ein Gefüge aus Praktiken und Operationen eingelassen ist.
Helga Lutz
ist Professorin für Bild- und Kunstgeschichte der Moderne und Gegenwart an der Universität Bielefeld und war von 2016 bis 2017 Vertretungsprofessorin am Institut für Kunst und Visuelle Kultur der Universität Oldenburg. Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Literaturwissenschaft in Heidelberg, Berlin und London promovierte sie mit einer Arbeit über „Schriftbilder und Bilderschriften“ in den Arbeiten von Unica Zürn. Sie forschte an der University of California (Berkeley), am DFG-Graduiertenkolleg „Codierung von Gewalt im medialen Wandel“ (HU Berlin) sowie am DFG-Graduiertenkolleg „Mediale Historiographien“ (Weimar/Erfurt/Jena) und war von 2009 bis 2012 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Literaturwissenschaft an der Universität Erfurt. Seit 2014 leitet sie gemeinsam mit Bernhard Siegert das Teilprojekt „Metamorphosen der Fläche“ der DFG-Forschergruppe „Medien und Mimesis“ an der Bauhaus Universität Weimar. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Kunst und Agency, (alt)niederländische und deutsche Kunst des 15./16. Jahrhunderts mit Schwerpunkt auf den Materialkulturen des Religiösen, Gegenwartskunst (v.a. mit Blick auf Operationen und Praktiken), Entstehung des Stilllebens aus der Buchmalerei des 14./15. Jahrhunderts sowie Operationen des Faltens und Klappens.
Die Veranstaltungsreihe wird von Karin Harrasser (Kunstuniversität Linz, Kulturwissenschaft), Anne von der Heiden (Kunstuniversität Linz, Kunstgeschichte und Kunsttheorie) und dem Kepler Salon Linz ausgerichtet.