Online-Ausstellung seit 9. Mai 2023
Ausstellung experimenteller Arbeiten Studierender der Kunstuniversität Linz und angewandte Kunst Wien auf der Grundlage historischer Datenbestände der Österreichischen Nationalbibliothek.
Die Arbeiten werden am 8. Mai 2023 ab 17.00 Uhr im Rahmen einer Finissage im Literaturhaus (Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek, Johannesgasse 6, 1010 Wien) präsentiert. Eine Anmeldung ist unter finissage-tickets erforderlich.
Danach werden diese zusammen mit weiteren Arbeiten im Artspace des ÖNB Labs Art Program online präsentiert.
Irene Posch (Design und Technik) und Manuela Naveau (Interface Cultures) waren 2022 eingeladen, gemeinsam mit der Österreichischen Nationalbibliothek über digitale Sammlungen zu reflektieren. Der Ausgangspunkt für die Diskussion war ein Open Call, um vor allem junge studentische Positionen und Zugänge zu einer ganz besonderen Auswahl der neuen digitalen Sammlungen der ÖNB zu ermöglichen. Der Call wandte sich an Studierende der Kunstuniversität Linz, der Akademie der bildenden Künste Wien und der Universität für angewandte Kunst Wien. Vier Künstler*innen wurde aus den 15 Einreichungen ausgewählt, die innerhalb weniger Monate mit den digitalen Datenbeständen der Österreichischen Nationalbibliothek als Grundlage für ihre künstlerischen Arbeiten experimentierten. Sie verarbeiteten aus den digitalen Sammlungen vor allem historische Postkarten, Reiseberichte, Zeitungen oder botanische Illustrationen, die sie für eine Online-Ausstellung auf der Website des ÖNB Labs Art Program realisierten.
Lisa Puchner (AT) studiert an der Kunstuniversität Linz/ Bildhauerei und transmedialer Raum und ist Filmtontechnikerin und Radioproduzentin. In ihrer künstlerischen Arbeit liegt ein besonderer Fokus auf der Verbindung von Ton und Bild, sowie die mit Klängen verbundenen Ideen, als auch die Arbeit mit vorgefundenen Strukturen und alltäglichen Materialien. Im Rahmen des ONB-Labs Art Program arbeitet die Künstlerin mit der digitalen Postkartensammlung der AKON-Plattform zu abstrakten Klanglinien. In Horizon Noise gibt der Horizont der Postkarten den Ton an, der Blick bleibt abstrakt. So wie der Horizont für die Ferne, Reisen und die damit verbundenen Sehnsüchte steht, ist auch die Postkarte Projektionsfläche für die Idee eines Ortes und inszeniert den Blick und Horizont entsprechend. Horizon Noise besucht und re-imaginiert verschiedene Orte mit Hilfe des auf Postkarten abgebildeten Horizonts und der akustischen Übersetzung dieser dünnen Linie zwischen Erde und Himmel.
Katharina Birkmann (DE/AT) studiert TransArts an der Universität für angewandte Kunst Wien und arbeitet an Theorien und Praktiken der Interdisziplinarität mit Fokus auf bewegte Bilder, dokumentarisches Theater und narrative Multimedia-Installationen. Im Rahmen des ONB-Labs Art Program nutzt sie das Archiv der Botanischen Illustrationen, ANNO und Postkarten, sowie den physischen Raum des Archivs. Die Bindung der Erinnerung an Orte bzw. Erinnerung oder Wissen räumlich zu organisieren, ist ein System mit einer langen Tradition. Die Vorstellung, dass Dokumente eine Art von Unterkunft benötigen, spiegelt sich bereits im Begriff Archiv selbst wider: archeíon 'Büro, Gebäude'. Im Gegensatz zu fiktionalen Gedächtnisarchitekturen verbergen diese 'Bürogebäude' ihren fiktionalen wie fantastischen Charakter hinter einer Fassade der Neutralität. Virtuelle Archive, die gleichzeitig "im Raum" sind, reanimieren hybride Eindrücke von Raum, Zeit, Erinnerung und Wissen und ermöglichen Geschichte als Erzählung zu erleben und zu aktualisieren.
Miguel Rangil (ES/AT) ist Erasmus-Studierender der Kunstuni Linz / Interface Cultures und konzentriert sich in seiner Forschung und künstlerische Produktion auf die aktuellen Probleme zwischen Mensch, Technologie und Natur. Er hinterfragt, wie Künstliche Intelligenz (KI) nicht nur die Art und Weise beeinflussen wird, wie wir in Zukunft sehen, verstehen und interagieren, sondern auch wie wir unserer Vergangenheit begegnen: Kann künstliche Intelligenz ein Werkzeug sein, das über das Wesen der Dinge spricht? Können wir "etwas" extrahieren, das einen heterogenen Datensatz vereint? Seine Arbeit Hyperconnected Past verwendet verschiedene aktuellste ML-Methoden (Methoden des Maschinellen Lernens) zur Bilderkennung und -erzeugung. Als Datensätze nutzt er die digitalen Sammlungen von AKON und botanische Illustrationen, um einen kurzen Web-Essay über die Essenz des Bildes durch einen maschinell kalkulierten Blick in die Vergangenheit zu generieren.
Valentina Rodríguez Morales (CO/AT) studiert an der Kunstuniversität Linz / Zeitbasierte Medien und versucht durch ihre
künstlerische Methodik das Archivbild als Dialog zwischen Gegenwart und Vergangenheit zu verstehen. Sie präsentiert einen offenen Brief unter Verwendung von Reiseberichten und dem AKON-Archiv aus der digitalen Sammlung der Bibliothek. Ihre Arbeit Echoes of Experience entsteht in erster Linie aus einer sentimentalen Beziehung zum Archiv selbst und ihren ganz persönlichen Erfahrungen als Migrantin. Der Ausgangspunkt war die Rekonfiguration des gesammelten Textmaterials für die Schaffung eines neuen metafiktionalen Archivs, das das Gefühl der Fremdheit und Exotik, das mit der Ankunft in einem neuen Land und natürlich mit den damit verbundenen Stereotypen in Verbindung steht. Die Besucher*innen können die Erzählung ohne eine bestimmte Reihenfolge durchlaufen und sich in der Übung der Empathie mit dem Fremden wiederfinden.
Gleichzeitig haben Irene Posch, Martin Krickl, Sophie Hammer und Manuela Naveau ein Paper mit dem Titel ARCHIVING THE IN-BETWEEN / ONB-Labs Art Program – Artists engaging with digital collections of the Austrian National Library geschrieben, das wir im Rahmen des Archiv-Summits auf der ISEA in Paris am 19. Mai 2023 präsentieren dürfen.
isea-archives.siggraph.org/third-summit-on-new-media-art-archiving-at-isea2023