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Ein Forschungsteam von Kunstuniversität und Universität Linz spinnt Visionen, wie man mit neuen Techniken und Biomaterialien der ressourcenintensiven Modeindustrie die Stirn bieten könnte.
Sie ist nur etwa zwanzig Zentimeter lang und wirkt wie eine Puppenhose. Das Material ist labberig, die bräunliche Farbe und der simple Schnitt wenig ansprechend. Und doch ist sie eine kleine Revolution, die in einem Linzer Labor gewachsene und anschließend geerntete Hose aus Bakterienzellulose. Sie besteht zu hundert Prozent aus natürlichen, abbaubaren Materialien und kommt ohne jene aufwendigen und ressourcenintensiven Prozesse aus, die die Textilindustrie zum Klimasorgenkind machen. Entstanden ist die Mini-Hose aus einer Zusammenarbeit von Christiane Luible-Bär und Johannes Braumann von der Kunstuniversität Linz mit Werner Baumgartner, Leiter des Instituts für Medizin- und Biomechatronik der Universität Linz (JKU).
Seit März 2020 betreibt das Team im dreijährigen Projekt „FAR – Fashion and Robotics“ künstlerisch-visionäre Grundlagenforschung und experimentiert mit modernen Technologien und neuen Biomaterialien (Mitarbeit: Miriam Eichinger und Emanuel Gollop). „Wir denken fünf, zehn Jahre in die Zukunft und fragen, wohin es gehen könnte“, sagt Braumann. Er leitet den Bereich Creative Robotics und hat sich davor an der Uni für angewandte Kunst Wien mit dem Einsatz von Robotik im Holzhandwerk auseinandergesetzt. „Eine Idee des Projektes ist es, neue Technologien, die neue Prozesse für die Mode ermöglichen, auf Biomaterialien zu übertragen“, ergänzt Luible-Bär. Sie verweist auf Umbrüche in der Modeindustrie und die auch durch neue EU-Richtlinien vorangetriebene notwendige Abkehr von Fast Fashion.
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