zum Inhalt
PROJEKT

HOTEL METROPOLE #2

7.10.2015 bis 28.1.2016

Raum für Kunst, Erinnerung & Widerstand

GRAND HOTEL METROPOLE
1873 wurde passend zur Weltausstellung in Wien zwischen Morzinplatz und Franz-Josefs-Kai das Grand Hotel Metropole gebaut, eines der besten Hotels der Stadt. 1938 beschlagnahmten die Nationalsozialisten das Haus und machten es zur größten Gestapo-Leitstelle des Dritten Reichs. In dreihundert Zimmern wurden Tausende Menschen verhört und gefoltert, bevor man sie in Konzentrationslager überführte. 1945 wurde das Haus bombardiert, 1968 entstand anstelle des Hotelbaus ein Wohn- und Geschäftshaus. An die Opfer der Gestapo erinnern ein Mahnmal an der Vorder- und ein Gedenkraum an der Rückseite des Hauses. Der Gedenkraum soll demnächst verlegt werden. Das Mahnmal ist wenig sichtbar und im Vergleich mit dem wofür es steht verschwindend klein. Das nahe gelegene Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands bemüht sich um Aufklärung, kann aber nicht alles abdecken. Das Interesse vor allem ausländischer BesucherInnen an der Geschichte des Platzes ist dennoch groß.

„Geschichte ist keine konstante Größe, jedes politische System, jede Ideologie und jede Generation erarbeiten ein spezifisches Geschichtsverständnis. Österreich hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg viele Jahre als Opfer des NS-Regimes positioniert. Dieses Bild ist in den 1980er Jahren ins Wanken geraten, die Verstrickung der lokalen Gesellschaft in den NS-Apparat rückte etwas weiter in Richtung Vordergrund. Zugleich ist es hierzulande noch immer nicht selbstverständlich, dass öffentlich all jener gedacht wird, die verfolgt, vertrieben und ermordet wurden, weil sie den Nationalsozialismus ablehnten, dagegen kämpften oder weil sie von der NS-Ideologie für minder erachtet wurden. Die Erinnerungskultur ist im Wandel und das ‚Niemals vergessen‘ erfordert auch in Zukunft eine sorgfältige Auseinandersetzung.“
Margarethe Markovec, Anton Lederer, Birgit Lurz, Wolfgang Schlag, Into the City

URBANE SITUATION
Weder Morzin- noch Schwedenplatz sind Plätze im herkömmlichen Sinn. Sie verschwimmen zu einer urbanen, aber unwirtlichen Zone, dominiert von mehrspurigem Verkehr und schlecht genutzten Flächen. Dabei ist die Situation am Morzinplatz räumlich sehr reizvoll. Vom Platz aus führt die geknickte Ruprechtsstiege zur erhöhten Stadtterrasse der Ruprechtskirche mit Ausblick auf den Wienkanal samt der belebten Uferzone und in Richtung zweiter Bezirk. Der Platz selbst ist kaum mehr als eine Wiese etwa ein Meter über Gehsteigniveau über einer Tiefgarage mit einem zentralen befestigten Teil mit ein paar Bänken.

INTO THE CITY, HOTEL METROPOLE #1
2015 wurde der Morzinplatz Ort eines Kunst- und Erinnerungsprojekts der Veranstaltungsreihe Into the City der Wiener Festwochen. Unter der Leitung von Wolfgang Schlag versammelte das Projekt Hotel Metropole vier Wochen lang internationale KünstlerInnen, die sich mit der Erinnerungskultur und der Geschichtspolitik in Österreich befassten. Während die Stadt im Aufarbeiten bislang zurückhaltend blieb, agierte die Kunst nun direkt, intensiv und vor Ort. Ein ehemaliges Restaurant an der Ruprechtsstiege wurde zum Ausstellungsraum, KünstlerInnen bespielten den öffentlichen Raum, es wurden Führungen organisiert und Symposien abgehalten und es wurde mit ZeitzeugInnen und Anrainer- Innen über gestern und heute debattiert. Die Resonanz auf das Projekt war groß.

RAUM FÜR KUNST, ERINNERUNG & WIDERSTAND
Ab 2016 werden Morzin- und Schwedenplatz Teil größerer städtebaulicher Umplanungen sein. Die OrganisatorInnen von Into the City wollen die Umplanungsphase nutzen und am Morzinplatz einen temporären Raum für künstlerische Interventionen abseits von institutionellen Kunsträumen errichten. KünstlerInnen sollen sich hier mit aktuellen Fragen von Stadt, Politik und Widerstand auseinandersetzen. Die Geschichte des Ortes und die (unterdrückte) Erinnerung bilden den Anlass, um für eine begrenzte Dauer von maximal drei Jahren über Zukünftiges nachzudenken. Das kuratierte Projekt möchte Fragen aufwerfen wie: Was bedeutet Widerstand heute? Wie wird Kunst politisch? Wie wird der öffentliche Raum genutzt? Welche sozialen Funktionen erfüllt er? Der Raum soll Ort für wechselnde künstlerische Auseinandersetzungen in verschiedenen Medien und zugleich auch Verhandlungsraum für AnrainerInnen und StadtbenutzerInnen werden. Die Entwürfe, die im Wintersemester 2015/16 an der Kunstuniversität Linz entstehen, werden als Studie die Grundlage für das konkrete Projekt bilden.

RAUMPROGRAMM
Ausstellungsraum
WC- Einheiten
Büro
Lager
Minibar
Display Aussenraum
überdachter Aussenraum
Freiraum

RAUMANFORDERUNGEN
Für den Entwurf gelten folgende Anforderungen: Der Raum für Kunst, Erinnerung & Widerstand soll so geplant werden, dass er einfach, rasch und kostengünstig gebaut werden könnte. Als Konstruktion kommt alles in Frage, was temporär, nicht teuer, nicht massiv, leicht und recyclebar ist, also konventioneller Stahlbau, ein Baugerüst, Holzbau, Tafelbau (z.B. Schalungstafeln) etc. Der Raum muss winterfest sein, soll eine gewisse Zeichenhaftigkeit und Sichtbarkeit aufweisen (welches Bild wird vermittelt, was assoziiert man mit dem Raum, wie transparent oder farbig ist er?), und er soll optimal als Raum für Kunst funktionieren (Stell- und Hängeflächen, nicht zur Gänze verglast, flexibel). Die Entwürfe werden am Ende des Semesters so aufgearbeitet, dass sie als Grundlage für eine Projektausschreibung von Into the City dienen. Dazu soll auch eine grobe Kostenschätzung erfolgen.

TERMINE
01.10.2015, 15.00: Projektvorstellung
07.10.2015, 14.00: Ausgabe Texte und Unterlagen
14.10.2015, 10.15: Wienexkursion
15.10.2015, 13.00: Ausgabe Modelldaten
22.10.2015, 10.00: Symposium Superstadt
09. bis 13.11.2015: Entwurfsklausurwoche
11.11.2015, 14.00: 1. Zwischenkritik
Ende Dezember: 2. Zwischenkritik
28.01.2016: Abgabe

Korrekturen jeden Mittwoch 10.00-17.00 und jeden Donnerstag Nachmittag, ausgenommen Prüfungen etc.

BETREUUNG
Sabine Pollak, Anja Aichinger, Lars Moritz

"Into the City" Festivalzeitschrift

Morzinplatz

"Into the City" Posterserie

"Into the City" Plakatwand