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MITTEILUNG

PHILM - Internationale Tagung zum Fotofilm

5. bis 6. und 7. bis 10. Dez. 2017 Kunstuniversität Linz und Metro Kinokulturhaus Wien

Die Experimentelle Gestaltung lädt zur Tagung und begleitenden Ausstellung.

5. und 6. Dezember 2017
Kunstuniversität Linz Domgasse 1, 4. Stock, Expostmusik-Raum 4.54, 4020 Linz
Jeweils 10.30 – 19.00 Uhr

7. bis 10 Dezember 2017
abendliche Vorführungen von Fotofilmprogrammen durch das Österreichische Filmarchiv im Metro Kinokulturhaus Wien Johannesgasse 4, 1010 Wien (5 verschiedene Programme, 10 Termine)

Österreichisches Filmarchiv im Metro Kinokulturhaus Wien Johannesgasse 4, 1010 Wien

Vortragende  
Barnaby Dicker (Film- und Kunstwissenschaftler, London)
Thomas Tode (Filmwissenschaftler und Filmemacher, Hamburg)
Gusztáv Hámos (Filmemacher und Filmwissenschaftler, Berlin)
Katja Pratschke (Filmemacherin und Filmwissenschaftlerin, Berlin)
Siegfried A. Fruhauf (Filmemacher und Lehrender an der Kunstuniversität Linz)
Martin Reinhart (Filmemacher und Lehrender an der Kunstuniversität Linz)  

Begrüßung und Schlussmoderation  
Herr Univ.-Prof. Dr. Reinhard Kannonier (Rektor Kunstuniversität Linz)
Frau Univ.-Prof. Andrea van der Straeten (Leiterin Experimentellen Gestaltung, Bildende Kunst an der Kunstuniversität Linz)  

 

Ausstellung

Die Tagung begleitet eine Ausstellung mit Arbeiten mit und zu Film und Fotografie von Studierenden, AbsolventInnen und Lehrenden der Experimentellen Gestaltung an der Kunstuniversität Linz
Ort: Domgasse 1, Uni-Galerie, DOEG03, 4020 Linz
Ausstellungsdauer: 6. bis 15. Dezember 2017

Österreich-Premiere  
Zum ersten Mal werden im Dezember 2017 in Österreich einige Programme zum Medium Fotofilm zu sehen sein. Möglich wird diese Premiere durch eine Kooperation zwischen der Bildenden Kunst / Experimentelle Gestaltung an der Kunstuniversität Linz mit dem Filmarchiv Austria und dem Budapester Filmfestival Verzio Human Rights Film Festival, die es erlaubt, die aufwändige Zusammenstellung der Filmprogramme (Kopien und Rechte), sowie ihre Präsentation kostengünstig zu gestalten.
Die Fotofilmprogramme, die von den FilmemacherInnen, TheoretikerInnen und KünstlerInnen Thomas Tode, Katja Pratschke und Gusztáv Hámos seit 2006 zusammengestellt und oft von Vorträgen und Workshops begleitet werden, waren bisher neben Festivals und in Kinos unter anderem am Barbican Center London, der Washington National Gallery of Art und der Tate Modern in London zu sehen.   

Den Auftakt der Präsentation in Österreich macht die Kunstuniversität Linz mit einer Internationalen Tagung am 5. und 6. Dezember, bei der zwei der Filmprogramme: Investigation / Spurenbild und Flugblatt / Aufschrei von Vorträgen, Diskussionen und einer Ausstellung von Studierenden, AbsolventInnen und Lehrenden der Experimentellen Gestaltung begleitet werden und eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Medienhybrid Fotofilm ermöglichen. Es folgen am 7. und 8. Dezember abendliche Vorführungen weiterer Fotofilmprogramme durch das Österreichische Filmarchiv im Metro Kino in Wien.

Was ist Fotofilm?  
Der Fotofilm ist eine Art Mischpult fotografischer und filmischer Techniken, ein hybrides Medium, das vom Widerspruch lebt, denn während Film als Bewegtbild charakterisiert und überwiegend in Hinblick auf eine narrative Struktur interpretiert wird, steht die Fotografie für eine ikonische Struktur. Fotofilme sind Filme, die im Wesentlichen aus stillstehenden Fotografien bestehen, die unsere Sehgewohnheiten hinterfragen, die uns das Kino denken lassen. Fotofilme verlangen nach aktiven, reflektierenden ZuschauerInnen. Denn sobald das Bild im Film steht, lädt es uns zur Kontemplation ein und wir finden Gefallen an dem »mehr Sehen«, auch daran, am Bilderstudium des Autors, der Autorin beteiligt zu sein.
Filme, die auf der Basis von Fotografien entstehen, oder die in ihrer Bewegung durch den Einsatz von Stillbildern unterbrochen werden, eröffnen Zwischenräume, die durch Imagination aufgeladen werden. » Im künstlerischen Sinne kann man das als ›gestaltbarer Raum‹, als Zeitraum denken. Das zeichnet den Fotofilm in einer besonderen Weise aus: Dieser Potencial Space, also der mögliche Raum zwischen den Bildern, wird im Fotofilm zelebriert und bekommt eine Entfaltungsmöglichkeit.« (Siegfried Zielinski).  

Seitdem digitale Lichtbildaufzeichnungsapparate sowohl fotografieren wie auch filmen können, kann frei entschieden werden, ob mit demselben Gerät bewegte oder stille Bilder aufgezeichnet werden. Die Entwicklung digitaler Technologien in unseren Apparaten erlaubt uns eine Erweiterung der Artikulationsexperimente. Diese werden in der Internetkommunikation exzessiv praktiziert. Darin liegt die Zukunft der audiovisuellen Interkommunikation.

Filmprogramm 1  
Investigation / Spurenbild

Das Spurenbild bezeichnet in der Kriminologie die Reihung der Erkenntnisse, eine Gesamtschau aller Spuren. Ein Spurenbild gibt Auskunft über Tathergang und Täter, es dient als Nachweis der Täterschaft. Familienbilder, Fotoalben, Reise- und Kriegsfotografie bilden das Ausgangsmaterial der hier versammelten Fotofilme. Der Lektüreprozess der Fotografien im Film durch detektivische Rekonstruktion, Befragung des Stillbildes, Untersuchung von Details, dient nicht nur der Beweissicherung oder dem Aufruf zur Überführung von Tätern. Die Filme führen auch vor, wie unsere Urteilsbildung manipuliert werden kann.

Omokage (Remains, JP 2010, 6’) – Maki Satake
Why Colonel Bunny Was Killed? (GB 2010, 28’) – Miranda Pennel
Arbor (USA 2012, 7’, DCP, no dialogue) – Janie Geiser
Powszedni dzién Gestaposca Schmidta (PL 1964, 10’) – Jerzy Ziarni
Fiasko (DE 2010, 32’) – Janet Riedel, Katja Pratschke, Gusztáv Hámos
Gesamtlänge: 83 Min.

Filmprogramm 2  
Flugblatt / Aufschrei

Ein Flugblatt vereint die Bewegung (den Flug) mit dem Fixierten (dem Blatt), ist bewegt und unbewegt zugleich. Das Filmflugblatt will politisch eingreifen, sich einmischen, informieren und skandalisieren. In knappster Form. Das Flugblatt ist immer auch Aufruf und Aufschrei, ein Mittel des Protests. Es ist politisches Statement und mediale Kampfform. Es ist ein zugespitztes, plakatives Mittel, das Demonstratives in bündiger, oft schroffer Form präsentiert. Es ist fast nie im Detail ausgearbeitet, zuweilen holzschnittartig, stets dem Momentanen verpflichtet. Es ist immer Agitation und besitzt als kulturelle Praxis eine lange Tradition. Es hat etwas Flüchtiges, da es stets aktuell ist. Es ist immer dringlich!

Now! (CU 1965, 6’) – Santiago Alvarez
Comparing now and then (DE 2012, 6’) – Nina Wiesnagrotzk
Ciné-tracts (F 1968, 9’) – Marker, Godard & Resnais
A Cąca Revoluções (The Revolution Hunter, P/UK 2014, 11’) – Margarida Rêgo
Pinocchio (AT 1995/2001, 1’) – Martin Reinhart
Friendly Fire (USA 2006, 3’) – Martha Colburn
Aphasia (USA 2013, 10’) – Lily Chen
Capitalism: Slavery (USA 2006, 3’) – Ken Jacobs
Capitalism: Child Labor (USA 2006, 14’) – Ken Jacobs
Yunbogi No Nikki (The Diary of Yunbogi Boy, JP 1965, 24’) – Nagisa Oshima
Gesamtlänge: 87 Min.

Programm.pdf

Einladung.pdf

Filmstills aus "Arbor" (USA 2012, 7’, DCP, no dialogue) – Janie Geiser

Filmstills aus "Fiasko" (DE 2010, 32’) – Janet Riedel, Katja Pratschke, Gusztáv Hámos

Filmstills aus "Omokage" (Remains, JP 2010, 6’) – Maki Satake

Filmstill aus "Pinocchio" (AT 1995/2001, 1’) – Martin Reinhart