Kein Thema hat in den letzten Jahren ähnlich bewegt wie das der Nachhaltigkeit. Verantwortungsvolles Handeln bedeutet, Veränderungen kritisch zu reflektieren und sie als Katalysatoren zu nutzen, um Schaffens- und Wissensprozesse anzuregen sowie Artefakte neu zu gestalten. Die Aufgaben einer Kunstuniversität, die aus der Dringlichkeit ökologischer und damit zusammenhängender politischer Herausforderungen erwachsen, sind vielfältig. Nachhaltigkeit beinhaltet in all ihren Formen eine kritisch-reflexive Haltung gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt. Das betrifft das Nachdenken und Handeln im Alltag, in akademischen Kontexten mit Blick auf künstlerisches und gestaltendes Tun ebenso wie die wissenschaftlichen Debatten. Die Kunstuniversität Linz sieht es als ihre Aufgabe, die ökologischen, sozialen, technologischen und ökonomischen Dimensionen von Nachhaltigkeit in den Fokus zu rücken, auf Ambivalenzen innerhalb des Nachhaltigkeitsdiskurses hinzuweisen und Begrifflichkeiten zu schärfen. Als Querschnittsmaterie ist Nachhaltigkeit in allen Bereichen der Kunstuniversität Linz – in der Verwaltung ebenso wie in den Fachabteilungen – zentral und hat auch in den kommenden Jahren eine hohe Priorität.
Wir als Universität tragen hohe gesellschaftliche Verantwortung. Zentral für unser Selbstverständnis ist daher, die sozialen Dimensionen von Nachhaltigkeit zu reflektieren und zu gestalten. Soziale Inklusion, Geschlechtergerechtigkeit und Diversität sind zentrale Werte der Univer- sität. So geht es bereits bei den Bewerbungsverfahren und Zulassungsprüfungen darum, künftig besonders jene Personen zu erreichen, die aufgrund von biografischen, sozialen oder kulturellen Hintergründen bisher nur erschwert Zugang zu Kunstuniversitäten hatten. In allen Be- reichen des universitären Handelns werden unterschiedlichste Maßnahmen zur Sensibilisierung initiiert, um das Bewusstsein für Nachhaltig- keit zu bilden und best practices zu entwickeln.
Sozial, ökologisch, technologisch oder ökonomisch nachhaltige Lösungen können nicht in der Isolation einzelner Disziplinen entwickelt wer- den, sondern fordern das Zusammenspiel unterschiedlicher Perspektiven. Infolgedessen wird die Querdurchlässigkeit zwischen einzelnen Abteilungen und Instituten weiter ausgebaut. Aktuelle Überlegungen dazu beinhalten zum Beispiel ein Orientierungssemester, das es Studierenden ermöglichen soll, ihren Fokus von Anfang an interdisziplinär anzulegen. Zudem wird ein postgradualer Master für Performance und partizipative Kunst angedacht. Auch die Beschäftigung mit postkolonialer Theorie, politischer Ökologie und Wirtschaftstheorie wird unerlässlich sein, um Gestaltung verantwortungsvoll neu zu positionieren.
Unabhängig von bestehenden Werkstätten ist die Schaffung von interdisziplinären, fach- und abteilungsübergreifenden Co.Labs geplant, die eine neue Verbindung von EEK, Gestaltung, Wissenstransfer und Forschung darstellen und für die gesamte Universität wichtige Anknüp- fungspunkte bieten.
Ausgehend von vorhandenen Stärkefeldern wie zum Beispiel BASEhabitat, dem Lehrgang überholz, Fashion & Technology, Industrial Design, raum&designstrategien, Projekten wie kulturtankstelle oder dem Forschungsprojekt Digitalwerk am Labor für Kreative Robotik werden an der Kunstuniversität Linz weiterhin gesellschaftliche Prozesse analysiert und kritisch hinterfragt. Ziel ist es, ein Bewusstsein für ökologische und soziale Herausforderungen unserer Zeit zu schaffen, an nachhaltigen, innovativen Lösungen und Prozessen zu forschen und damit auch in die Industrie hineinzuwirken.
Personell wird dieser Schwerpunkt durch die Schaffung folgender neuer Professuren, die alle mit dem Aspekt der Nachhaltigkeit verbunden werden, untermauert werden: Professur für Hochbau und Professur für Architekturtheorie, Professur für Modedesign und Professur für Designtheorie, Professur für Wahrnehmungsforschung im Design und Professur für virtuelle und augmentierte Designmethoden sowie eine (Gast-) Professur für Gestaltung: Technik.Textil. Im Bereich der Bildenden Kunst soll die neue Professur für Plastik und Environment geschaffen werden. Des Weiteren soll eine künstlerische oder gestalterische Professur an der thematischen Schnittstelle Diversität, Care Work und Nachhaltigkeit ausdefiniert und eingerichtet werden.
Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung im künstlerischen, gestalterischen und wissenschaftlichen Bereich ist die Universität als Gesamt- organisation der nachhaltigen Nutzung von vorhandenen Ressourcen verpflichtet. Sie wird in allen Bereichen nachhaltiges Handeln fördern, sich an überregionalen Nachhaltigkeitsnetzwerken beteiligen, soziale Inklusion, Geschlechtergerechtigkeit und Diversität in allen Bereichen fordern und fördern und ihren ökologischen Fußabdruck verringern.