Mittwoch 28. Mai 2014, 16.15 Uhr Bildnerische Erziehung, Sonnensteinstraße 11 - 13, 3. Stock
Die Bildnerische Erziehung lädt im Rahmen von "wochateiln" zum Vortag von Dr. Uwe Bittlingmayer und Dr. Diana Sahrai.
Der Schlachtruf "Bildung für alle" scheint die Universalwaffe für das 21. Jahrhundert zu sein - auch für Österreich, das sich nach einigem Zögern doch wieder dem PISA-Regime gebeugt hat. Doch um welche Bildung geht es genau: geht es um wirtschaftlich verwertbare, ökonomisierte Bildung oder geht es um Bildung im Sinne der Bedingung der Möglichkeit Mündigkeit zu erlangen. Insbesondere die (hoch-)kulturelle Bildung spielt in den aktuellen Diskussionen kaum noch eine Rolle. Deshalb wird sie gerne als Teil einer guten alten Zeit stilisiert, in der Bildung noch etwas mit Emanzipation und Widerständigkeit zu tun hatte. Unterschätzt wird dabei allerdings der Herrschaftscharakter, den auch die (hoch-)kulturelle Bildung selbst mit sich trägt. Dieses Spannungsverhältnis zwischen Mündigkeit, Ökonomisierung und Herrschaft soll im Zentrum des Vortrags stehen.
Dr. Bittlingmayer ist Soziologe und Professor an der Pädagogischen Hochschule Freiburg
www.ph-freiburg.de/soziologie/institut/prof-dr-uwe-h-bittlingmayer
Er hat im Oktober 2011 unter dem Titel: "Klassen, Kultur und symbolische Herrschaft" eine Internationale Bourdieu-Konferenz in Freiburg veranstaltet.
Dr. Sahrai, Soziologin
web.fhnw.ch/paedagogische-hochschule/neue-berufung-prof.-dr.-diana-sahrai
hat seit April die Leitung der "Professur für Soziales Lernen unter erschwerten Bedingungen" an der Pädagogische Hochschule FHNW Basel inne.
www.fhnw.ch/professuren
Allen Lehramtsstudierenden, die keinen Platz im Schwerpunktseminar Erziehungswissenschaft von Bittlingmayer "Bildungsungleichheiten" der Allgemeinpädagogischen Ausbildung an der JKU erhalten haben, eröffnet dieser Vortrag einen Einblick in die Thematik, siehe:
Einführung zu Lehrveranstaltung an der JKU
Schulische Bildungsungleichheiten sind im deutschsprachigen Raum seit den ersten PISA-Studien ein multimedialer Dauerbrenner. Nachdem ?sterreich seinen eigenen PISA-Schock durch die vorletzte Studie 2009 (Platz 40!) verdauen musste und 2013 wieder ins untere Mittelfeld und auf das Niveau von 2003 und 2006 zurück gekehrt ist (Platz 21), ist auch die Diskussion um Bildungsungleichheiten in Österreich auf Permanenz gestellt. Aktuell wird dem österreichischen Bildungssystem vorgeworfen, erheblich zu geschlechtsspezifischen Ungleichheiten beizutragen sowie bei der Integration (und Inklusion) von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder Zuwanderungsgeschichte auf der Stelle zu treten.
So gut sich die PISA-Studien als Aufhänger bei der Thematisierung von Bildungsungleichheiten auch eignen, so verkürzt wäre doch eine solche Debatte, bliebe sie dabei stehen. Im Seminar soll das Spektrum von Bildungsungleichheiten in einem erweiterten Rahmen diskutiert werden. Dabei wird ein Bogen geschlagen, der bei der Diskussion von Zeitdiagnosen wie der Wissensgesellschaft beginnt, über die Theorie und Empirie von Bildungsungleichheiten und ihren komplexen Ursachen führt und schließlich beim funktionalen Analphabetismus landet.
Das Seminar zielt insgesamt darauf ab, in das komplexe Phänomen von Bildungsungleichheiten einzutauchen und Verbindungen zu allgemeineren gesellschaftlichen (Ungleichheits-)Verhältnissen und Prozessen sozialen Wandels zu ziehen. Die Bereitschaft zur intensiven Textlektüre und zur Mitarbeit an einer Referatsgruppe werden für eine Seminarteilnahme vorausgesetzt.