7. April 2022, 10.00 bis 16.00 Uhr
Künstlerisch-wissenschaftlicher Schwerpunkttag der Bildnerischen Erziehung.
Eine Kooperationsveranstaltung der PH Oberösterreich, des NETZWERK BE und der Kunstuniversität Linz.
Das Format „Let’s talk about…” untersucht mittels theoretischer Inputs und praktischer Workshops gesellschaftspolitische Themen in kunstpädagogischen Handlungsräumen. Die Veranstaltung ist offen für (angehende) Kunstvermittler*innen, praktizierende Pädagog*innen und alle am Diskurs Interessierten.
Unsere Klassenzimmer sind meist durch mehr Diversität belebt als unsere Schulbücher. Die Diskrepanz zwischen vermittelten Inhalten und individueller Erfahrung fordert neue Konzepte des Lehrens und miteinander Lernens. Wie könnten diversitätssensible Lernatmosphären aussehen, die Verschiedenheit als gemeinsame Lerngrundlage anerkennen?
In der Produktion, Rezeption und Vermittlung von Kunst liegt das große Potential, bestehende Haltungen, Vorstellungen und Zusammenhänge in Frage zu stellen, um notwendige gesellschaftliche Veränderungen zu ermöglichen. Daher ist es wichtig, den Bildungskanon des schulischen Kunstunterrichts, der historisch bedingt von einem kolonialen, weißen und Großteils männlichen Blick geprägt wurde, kritisch zu hinterfragen.
Wir wollen gemeinsam über kulturelle Diversität, die Sensibilisierung gegenüber Rassismen sowie Diskriminierung im schulischen Kunstunterricht sprechen und mittels praxisbezogener Impulse neue Zugänge eröffnen.
Programm
10.00 bis 11.00 Uhr; Input Nora Landkammer (hybrid)
11.00 bis 13.00 Uhr; Workshop/Input Carla Bobadilla (hybrid)
Pause
13.30 bis 15.30 Uhr; Workshop A: Barbara M. Eggert, Ilona Stütz (online)
13.30- bis 15.30 Uhr; Workshop B: Renette Anayenyi Osako und Christlane Barros da Silva (in Präsenz)
15.30 bis 16.00 Uhr; Abschlussrunde
Unsere Klassenzimmer sind meist durch mehr Diversität belebt als unsere Schulbücher. Die Diskrepanz zwischen vermittelten Inhalten und individueller Erfahrung fordert neue Konzepte des Lehrens und miteinander Lernens. Wie könnten diversitätssensible Lernatmosphären aussehen, die Verschiedenheit als gemeinsame Lerngrundlage anerkennen?
Mit dem Ziel gemeinsam über kulturelle Diversität, die Sensibilisierung gegenüber Rassismen sowie Diskriminierung im schulischen Kunstunterricht zu sprechen und mittels praxisbezogener Impulse neue Zugänge zu eröffnen wurde die diesjährige Ausgabe von Let’s talk about… abgehalten.
Den Auftakt zur Veranstaltung bestritt Nora Landkammer, Kunstvermittlerin und Lehrende, mit ihrem Vortrag Versuche im Verlernen in künstlerischen Bildungssituationen. Unter Berücksichtigung post- und dekolonialer Ideen und Konzepte wurde ein kritischer Blick auf kolonial geprägte Muster in
der Kunstpädagogik geworfen und neue Handlungsfelder für rassismuskritische Praxis eröffnet. Im Austausch über gemeinsames Verlernen und Neudenken diskutierten Teilnehmende und Vortragende neue Perspektiven.
Im Anschluss daran bot Carla Bobadilla, forschende Künstlerin und Lehrende, den Teilnehmenden mit Dekoloniale Strategien im öffentlichen Raum Einblicke in die Vermittlungsformate im Bereich der postkolonialen Kritik und der Racial Studies. Sie beschäftigte sich gemeinsam mit Teilnehmer*innen mit Folgen des Kolonialismus und internalisierten, rassistischen Mustern und wie diese identifiziert werden können.
Einen Blick auf das „andere“ – (cultural) diversity in autobiografischen Comics und Illustrierten Sachbüchern für Kinder und Jugendliche, warfen Barbara M. Eggert, Kunst- und Kultuwissenschaftlerin, und Ilona Stütz, Kulturvermittlerin. Im medienanalytischen Workshop wurden Comics und Sachbilderbücher auf ihr didaktisches Potential hin untersucht und gemeinsam diskutiert.
Parallel sprachen Chrislane Barros Bomfim da Silva, Studentin der Rechtswissenschaften und Renette Anayenyi Osako, Studentin der Wirtschaftswissenschaften über Sensibilität und Diversität. Mit Mitgliedern des gemeinsam gegründeten Verein Jabali – einem Verein zur Stärkung Schwarzer Jugendliche und junger Erwachsene in Linz – engagieren sie sich für anti-rassistische Bildungsarbeit. Im Zentrum des Workshops stand die kritische Reflexion von Unterrichtmaterialien und Lehrinhalten und Diskussionen um den Umgang mit kultureller Aneignung.
Nach einem Tag des gemeinsamen Reflektierens, (Ver)lernens und Diskutierens wurde klar: in der Produktion, Rezeption und Vermittlung von Kunst liegt das große Potential, bestehende Haltungen, Vorstellungen und Zusammenhänge in Frage zu stellen, um notwendige gesellschaftliche Veränderungen zu ermöglichen. Daher ist es wichtig, den Bildungskanon des schulischen Kunstunterrichts, der historisch bedingt von einem kolonialen, weißen und Großteils männlichen Blick geprägt wurde, kritisch zu hinterfragen.
Antirassistische Bildungsarbeit muss stärker im Rahmen der kunstpädagogischen Praxis verankert werden. Dazu wurde mit Let’s talk about… Cultural Diversity and Racism ein wichtiger Impuls gesetzt. Um internalisierte Muster zu verlernen, Dinge neu zu denken und Strukturen zu etablieren und erfolgreich diskriminierungsfreie Bildungsräume zu schaffen bedarf es aber der kontinuierlichen Auseinandersetzung, gemeinsamer kritischer Reflexion.