13. Oktober 2021, 18.00 Uhr Kunstuniversität Linz, Hauptplatz 6, Hörsaal C & D, 5.OG
Institut für Bildende Kunst und Kulturwissenschaften
Abteilung Kunstgeschichte und Kunsttheorie
Ein Ast, ein Stamm, ein Blatt reichen dem Stilhistoriker Heinrich Wölfflin um zu wissen, aus welcher Hand, Region, Zeit ein Gemälde stammt. Wölfflin entwickelt seine Methode des „Vergleichenden Sehens“ vielleicht nicht zufällig an Bäumen: Kunstgeschichte und Botanik ähneln sich in ihren Praktiken.
Eine kulturwissenschaftlich orientierte Kunstgeschichte setzt früher an und fragt nach den Techniken und materiellen Bedingungen, die der künstlerischen Formgebung vorausgehen, nach Transformationen im Verhältnis von Menschen und Bäumen, nach dessen wechselnder Semantisierung, nach verflochtenen Bildtraditionen, Problematiken des Vergleichs und künstlerischen Strategien, den Wald politisch zu machen.
Jasmin Mersmann ist seit 2019 Professorin für Kunstgeschichte an der Kunstuniversität Linz und leitet das internationale Forschungs- und Ausstellungsprojekt „Binding Bodies“ (mit Evke Rulffes). Zuvor war sie Gastprofessorin in Linz, Assistentin am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin und Postdoc-Fellow am IFK Wien sowie am IKKM Weimar. Ihre Promotion Lodovico Cigoli. Formen der Wahrheit um 1600 beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Künsten und Wissenschaften in der Frühen Neuzeit. Sie studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Geschichte in Freiburg, Paris und Berlin. Derzeit arbeitet sie an einem Buch zur Kulturgeschichte des Teufelspakts und einem Projekt zur Um/Gestaltung von Pflanzen, Tieren und Menschen.