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TERMIN

Dem Nichtgesagten:
Dekolonialisierung des Wissens durch die Sprache der Künste?

11. Dezember 2021, 15.00 bis 17.00 Uhr ONLINE via Zoom

Die Abteilung Künstlerische Wissenspraktiken sowie BA Kuwi laden zum Panel mit: D/Arts (Elisabeth Bernroitner, Anna Gaberscik und Zuzana Ernst), Claudia Sandoval Romero, Jakob Krameritsch und Maren Grimm
Moderation: Amalia Barboza und Mariel Rodriguez

Im Rahmen der Tagung DEKOLONISIERUNG DES WISSENS

Mit einem Gastbeitrag von Luisa Bauer und Amina Lehner: "Bauchreden - Nachdenken über die verkehrte Welt"

Eine der wichtigsten Herausforderungen des dekolonialen Projekts besteht darin, nicht-akademische und nicht-wissenschaftliche Praktiken als relevante Quellen der Wissensproduktion anzuerkennen und zu integrieren. Diese Perspektive steht für ein Verständnis von Wissen, das offen, durchlässig und flexibel ist. Eine dekoloniale Perspektive auf das Wissen wäre in der Lage, alle Hierarchien zwischen den Disziplinen aufzuheben und künstlerische-ästhetische Praktiken als wertvolle und sinnvolle Wissensquelle zu betrachten.

Wie die Soziologin und Aktivistin Silvia Rivera Cusicanqui in ihren Schriften oft hervorhebt, lässt sich feststellen, dass besonders in Kolonialsituationen Worte mehr verschleiern, als sie preisgeben.[1] Unter kolonialen Bedingungen sei es deswegen geraten, dem Nichtgesagten mehr Bedeutung als dem Gesagten zu schenken. Als wäre es mit einer anderen (visuellen und ästhetischen) Sprache eher möglich, Verknotungen, Konflikte, unausgesprochene Bedeutungen oder Doppeldeutigkeiten zu kommunizieren.

Die Frage, welche das Panel leiten wird, ist: Inwieweit ist die nicht proportionale Sprache der Künste in der Lage, strategische Wege für das Nichtgesagte zu finden? Inwieweit gibt es in den künstlerischen Praktiken eine Wissensproduktion, die es möglich macht, verschleierte Mechanismen zu entlarven oder neue Wissenswegen zu öffnen? Als würde die Kunst eine „umgekehrte Welt“ hinter den Worten aufdecken und andere versteckte oder mögliche Welten zur Sprache bringen.

Mit den Vorträgen:

"D/Arts - Kollaborative und dialogische künstlerische Praxen einer heterogenen Gesellschaft“
D/Arts – Projektbüro für Diversität und urbanen Dialog
zeigen auf, wie enthierarchisiertes und dekolonialisiertes Wissen generiert werden kann. D/Arts, gesprochen „The Arts”/ [›i: / a:(r)ts] bewegt sich zwischen Wissen und Kunst und regt über zahlreiche Formate in breiter Allianz einen Diskurs über Diversität und diskriminierungskritische Praxen an. Das D in D/Arts steht dabei für einen kritischen Diversitätsbegriff, für diskriminierungskritisches und intersektionales Arbeiten, für dialogische Konzepte und vor allem dafür, kollektive Denkräume aufzubauen.
Siehe auch: https://www.d-arts.at/

"Die Bodymaps der Witwen von Marikana“
Maren Grimm ist Filmemacherin und arbeitet an der Akademie der bildenden Künste Wien. Sie ist Mitbegründerin der Kampagne Plough Back the Fruits (www.basflonmin.com).
Jakob Krameritsch ist Historiker und arbeitet an der Akademie der bildenden Künste Wien. Er ist Mitbegründer der Kampagne Plough Back the Fruits und Herausgeber des Bandes „Das Massaker von Marikana. Widerstand und Unterdrückung von Arbeiter_innen in Südafrika“ (Mandelbaum, Wien 2013).
Maren Grimm und Jakob Krameritsch, verstehen sich als Aktivist*innen, die versuchen, den Witwen und ihren Anliegen in Europa Gehör zu verschaffen. 2016 organisierten sie eine Ausstellung der Bilder im ÖGB Wien und eine Speakers Tour mit Ntombizolile Mosebetsane und Agnes Makopane Thelejane, Vertreterinnen der Witwen, durch Deutschland und die Schweiz; seit 2014 begleiten sie unmittelbar Betroffene des „Massakers von Marikana“ zur Aktionärsversammlung von BASF. Nähere Informationen zur Kampagne und zum Netzwerk: www.basflonmin.com
Siehe auch: Britta Becker, Maren Grimm, Jakob Krameritsch (Hg.): Zum Beispiel BASF. Über Konzernmacht und Menschenrechte. Wien 2018. Online unter: https://www.rosalux.de/publikation/id/38733/zum-beispiel-basf
Zur Ausstellung im ÖGB erschien 2016 der Katalog: PLOUGH BACK THE FRUITS. Im Kampf um Gerechtigkeit und Restitution. Die Bodymaps der Witwen von Marikana. Deutsch/Englisch.
Download unter: http://basflonmin.com/home/de/deutsch-katalog/

"Strategien der Sichtbarkeit"
Claudia Sandoval Romero, ist Österreichische Journalistin und Künstlerin mit kolumbianischen Wurzeln. Sie arbeitet mit Medien wie Fotografie, Video und Text und kombiniert soziologische Methoden mit kollektivem Schaffen. Tragendes Element ihrer Arbeit ist eine Reflexion über institutionelle Kritik, Feminismus und Migration. Siehe auch: https://claudiasandovalromero.com/

Die Veranstaltung findet Online via Zoom statt. Der Zugangscode wird auf Anfrage an mariel.rodriguez-rodriguez@ufg.at vorab zugesendet.

[1] Siehe u.a.: Silvia Rivera Cusicanqui, Ch'ixinakax utxiwa: Eine Reflexion über Praktiken und Diskurse der Dekolonisierung, Unrast Verlag 2018, S. 36, S. 42.

Plakat.pdf

© Plakat Bild: Claudia Sandoval Romero