zum Inhalt
SYMPOSIUM

LOGIK DES IMAGINÄREN

12.10.2012, 10.00 bis 18.00 Uhr und 13.10.2012, 10.00 bis 14.30 Uhr Audimax, Kollegiumgasse 2, 4010 Linz

Konferenz
Logik des Imaginären
Diagonale Wissenschaft nach Roger Caillois

Veranstaltet von Univ.Prof. Dr. Anne von der Heiden und Univ.Ass. Mag. Sarah Kolb

Der französische Soziologe, Literaturkritiker und Philosoph Roger Caillois (1913-1978) besetzt in der Kulturgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts eine so zentrale wie originäre Position. Auf der Basis seiner jugendlichen Affinität zum Surrealismus galt sein Interesse bereits seit den 1930er-Jahren jener »allgemeinen Phänomenologie der Imagination«, die er – im regen Austausch mit zahlreichen prominenten Künstlern, Literaten und Theoretikern wie André Breton, Georges Bataille, Michel Leiris, Gaston Bachelard, Jacques Lacan oder Jorge Luis Borges – bis an sein Lebensende quer durch alle möglichen Disziplinen verfolgte: angefangen von der Kultur-, Literatur- und Spieltheorie über die Soziologie und Religionswissenschaft bis hin zur Biologie und zur Mineralogie.

Entgegen der weitgehend unhinterfragten Idee, dass verschiedene Phänomene in die Zuständigkeit verschiedener Wissenschaften fallen, ging es Caillois stets um eine Offenlegung universeller Zusammenhänge im Sinne eines polyvalenten Wissens, welches sich eindeutigen, rationalen oder kausalen Zuordnungen notwendig entzieht. Die Logik des Imaginären, so könnte man Caillois paraphrasieren, ist bestenfalls eine mehrdeutige, vielwertige Logik, die entsprechend den »transversalen Vorgehensweisen der Natur« selbst den abwegigsten Zusammenhängen Rechnung zu tragen vermag. Im Sinne einer theoretischen Untermauerung dieses Ansatzes entwickelte Caillois seit den 1950er-Jahren sein Modell der »Diagonalen Wissenschaften«, mit dem er seine transdisziplinäre wissenschaftliche Methode gleichsam als Entwurf einer Kulturwissenschaft avant la lettre profilierte.

Ausgehend vom Modell der »Diagonalen Wissenschaften« thematisiert die Konferenz Caillois’ vielschichtiges Oeuvre im Spannungsfeld zwischen Kunst- und Wissenschaftskritik, um einerseits einer differenzierten Auseinandersetzung und kritischen Analyse Vorschub zu leisten, die noch weitgehend aussteht, und andererseits eine neuerliche Diskussion über die historischen Wurzeln und möglichen Perspektiven und Grenzen kulturwissenschaftlicher Forschung anzuregen.

 

PROGRAMM:

Freitag, 12. Oktober 2012

10:00 Uhr Anne von der Heiden & Sarah Kolb (Kunstuniversität Linz): Begrüßung und Einführung

VERSUCHUNGEN DURCH DIE NATUR: Mimikry & Mythologie
Moderation: Sarah Kolb

11:00 Uhr Rosa Eidelpes (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin): »La mythologie à l’état de naissance. Natürliche Ästhetik und empirische Imagination in Caillois’ Frühwerk«

12:00 Uhr Peter Berz (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin): »Tier Blatt Flügel Herbst«

13:00 Uhr Mittagspause

VERSUCHUNGEN DURCH DIE KULTUR: Spieltheorie & Topologie
Moderation: Anne von der Heiden

14:30 Uhr Knut Ebeling (Kunsthochschule Berlin-Weißensee): »Caillois’ surrealistische Spieltheorie«

15:30 Uhr Mark Butler (Universität Potsdam): »Rahmung und Rausch. Zur Versuchung durch den (digitalen) Spielraum«

16:30 Uhr Kaffee & Tee

17:00 Uhr Ulrike Kadi (Universitäten Wien/Klagenfurt): »Höllenfahrt in dunkle Räume« 

Samstag, 13. Oktober 2012

VERSUCHUNGEN DURCH DIE IMAGINATION: Wissenschaftskritik & Poetologie
Moderation: Peter Berz

10:00 Uhr Lena Däuker (München): »Das poetische Ferment. Roger Caillois’ Legitimierung der Poesie durch die ›Wissenschaft‹ des Imaginären«

11:00 Uhr Georg Tscholl (Wien): »Im Labyrinth der Tatsachen: Georges Batailles, Roger Caillois«

12:00 Uhr Kaffee & Tee

12:30 Uhr Eva Johach (Universität Konstanz): »Exkursionen ins soziale Imaginäre. Bergson, Caillois und die Gesellschaften der Insekten«

13:30 Uhr Peter Geble (Humboldt-Universität zu Berlin): »Caillois und seine Zeitschriften«

14:30 Uhr Ausklang

Flyer.pdf
Plakat.pdf
Programm_Abstracts_Kurzbiografien.pdf