Beginn des PhD-Programms / Start of the PhD-Program:
WS 2023/24
Betreuung / Supervision:
Elke Bippus
Angela Koch
Ines Kleesattel
Abstract
Is there something inherently queer about pregnancy itself, fragt Maggie Nelson.
Das Projekt queer archives of stillborn (m)others fragt spezifischer nach Subjektivierungen von ‹unproduktiver› Schwangerschaft, d.h. Schwangerschaft, die kein lebendiges Kind zur Welt bringt oder Schwangerschaft, die ein sogenannt ‹nicht-lebensfähiges Kind› zur Welt bringt: Welche Subjektkonstitutionen gehen mit der Nicht/Mutterschaft von totgeborenen Kindern und sog. nicht-lebensfähigen einher? Und welche ästhetisch-relationalen Praktiken des (Nicht) Zeigens, (Nicht) Hörens, Erinnerns und Spekulierens wirken dabei mit?
Das transdisziplinär künstlerische PhD-Projekt widmet sich Archiven, Ästhetiken und Subjek-tivierungen von stillborn (m)others. Seinen Ausgang nimmt das Projekt von historischem Quellenmaterial aus den 1960er-90er Jahren: Zeugnissen von Hebammen und Ärztinnen, Materialien aus Geburtshilfe, Elternberatung und Frauenbewegung, Gespräche mit Zeitzeug:innen. Der zeitliche Fokus begründet sich im geburtshilflichen Paradigmenwechsel, der Ende der 1980er dazu führte, dass Trauerprozessen nach Totgeburten fortan mehr Bedeutung zuerkannt wurde. In einem grundlegenden Rechercheteil suche ich in Archiven zur Schweizer Frauengeschichte (wie dem Gosteli-Archiv Bern) sowie in ‹inoffiziellen›, d.h. biografisch-verkörperten, queer archives nach Stimmen und Erzählungen zu Vor- und Nachgeschichte(n) dieses Paradigmenwechsels und seiner affektiv-subjektivierenden Dimensionen.
Das gefundene Material wird in kollaborativen Workshops aktualisierend bearbeitet. Mit kollaborativen Prozessen, künstlerisch–forschenden Herangehensweisen und unter Einbezug meines Erfahrungswissens als langjährig praktizierende Hebamme bildet das Projekt aus Stimmen, Sounds, Texten und Performances «Quellkörper» – sich materialisierende Relationen, die zugleich als Archive wie auch als Figurationen von stillborn (m)others agieren können.
Kurzbiographie / Short Biography
Pascale Schreibmüller bedeutet die kontingente Allianz einer Theoretiker:in, die gerne in und durch den queerfeministischen Kuchen denkt, vernetzt und diskutiert; einer Texter:in, die in scas schreibmühle forscht, Worte (er)findet und sie zur Disposition stellt; einer Sounderkunder:in, die Sounds verlernt, sich im Zuhören übt und Sounds (er)sucht; einer Künstler:in, die sich transdisziplinär erprobt und bewusst verirrt; einer Hebamme, die Menschen ausserklinisch beim Elternwerden begleitet (make kin not babies!); und einer Hochstapler_in, die immer eine Figur zu ihrem Besten gibt.
Kontakt / Contact