Der gestickte Sportkommentar von Jochen Flinzer und seine Rezeption im Kunstbetrieb
Vortrag: 14. November 2007, 19 Uhr
Kunsthalle Wien, project space Karlsplatz
Im Rahmen der Reihe Gender Studies an der Universität für angewandte Kunst Wien
Sticken ist eine zweideutige Angelegenheit: recto eine reputierliche Handarbeit, geeignet ein traditionelles Weiblichkeitsideal der bürgerlichen Gesellschaft zu repräsentieren / verso eine provozierende Arbeitsweise im zeitgenössischen Ausstellungsbetrieb. Zwischen diesen zwei Polen argumentieren zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler, die sich dieser Arbeitsweise bedienen, ebenso wie die Rezipierenden. Will das altmodische Image einerseits nicht so recht zum Kunstbetrieb passen, befähigt es andererseits die Sticktechnik, differenzierte Positionen in Hinblick auf unterschiedliche Geschlechterrepräsentationen zu entwickeln.
Ein Beispiel für den renitent sympathisierenden Umgang mit der Sticktechnik ist Jochen Flinzer. Die Vorbilder für seine mehrdimensionalen Arbeiten entnimmt er der Populärkultur. Das Fernsehprogramm, Comics, Kontaktanzeigen oder Sportberichte liefern ihm Stickereivorlagen. Dabei spielt Jochen Flinzer inhaltlich und formal mit verbreiteten Stereotypen und ermöglicht transgressive Imaginationen (nicht nur) sportlicher Art.