auszeichnung für katharina gruzei (bildende kunst)
Katharina Gruzei (Bildende Kunst/Bereich Experimentelle Gestaltung und Bereich Kulturwissenschaften) erhält für ihre Fotoarbeit "Women and Space" den Theodor-Körner Preis für Bildende Kunst und Kunstfotografie.
Zur Fotoarbeit "Women and Space":
Women and Space ist eine fotografische Annäherung an “die Frau und ihr Zimmer”. Es entsteht eine Serie von Portraits junger Frauen um die 20-30 Jahre, die in ihrem Zimmer abgelichtet werden. Während ich Anfangs in der USA hauptsächlich in “sororities” (Verbindungshäusern) fotografierte, portraitierte ich später Frauen in diversen anderen Lebensorganisationen und verschiedenen Ländern. Von sogenannten Co-ops oder Wohngemeinschaften bis hin zu Frauen, die ihre eigene Wohnung haben. Mittelpunkt der Arbeit ist, unter Einbezug dieser Umstände, die Frau in ihrem Zimmer. Die Fotografien fokussieren auf das Individuum und den Prozess der Persönlichkeitsbildung im jeweilig kulturellen Kontext. Das Zimmer steht hier für den gegebenen Entwicklungsraum, der Bedingung und Ausgangsvoraussetzung für das weitere “Tun” ist. Das Zimmer repräsentiert “Handlungsspielraum”. Virginia Woolf thematisiert 1929 in ihrem Text “A room for one's own” die notwendigen kulturellen und sozialen Bedingungen fuer die literarische bzw. kulturelle Produktion von Frauen; “ein Zimmer fuer sich allein, finanzielle Unabhaengigkeit und Selbstbewusstsein, um genau das auszudrücken, was sie denken.” Eine weitere Überlegung ist die Rolle der Frau als “Raumgestalterin” und Arbeitskraft. Wie organisieren sich traditionelle domestische Strukturen in der heutigen Zeit, speziell in Wohngemeinschaften und Partnerschaften - wird die Frau weiterhin diejenige sein, welche ein zu Hause gestaltet und Reproduktionsarbeit leistet? Oder sind diese Generationen bereits frei von einem geschlechtlichen Zuschreibungsmodell von Pflichten? Das Zimmer ist das “Innen” zum “Außen”. In wiefern ist im Privatraum der Frau im jeweiligen Land das Politische lesbar? Wodurch wird “Weiblichkeit” hergestellt? Die Einsicht in das Zimmer einer Frau eröffnet uns Sichtweisen und Assoziationen. Die Fotografien initiieren die Reflektion des dort wohnenden Individuums durch die Objekte die im Raum sichtbar sind. Folgernd sind wir fähig, die Interessen, die Beschäftigung, die Passionen, etc. einer Person zu interpretieren, indem man eine Assoziation mit den Objekten in ihren Zimmern zulässt. Weiters sind die Fotografien Projektionsfläche eigener Vorstellungen. Die Summe der Portraits von Frauen unterschiedlicher Herkunft in deren Zimmer wird einen Konflikt provozieren, der uns eine Sicht auf aktuelle Entwicklungen geben kann. Es besteht die Möglichkeit, die verschiedenen Werte, Lebensumstände, Lebensorganisationen, Berufswünsche, Ziele und Erwartungen einer neuen Frauengeneration aufzuspüren. Das Projekt wurde mittlerweile in Los Angeles, Santa Barbara, Barcelona, Berlin, Valencia, Moskau und St.Petersburg durchgeführt.