20. November bis 3. März 2025
Beitrag von Janice Wette und Marina Weinzierl zum Ausstellungsprojekt Über eine Brücke.
Dort wo heute die beiden Kopfgebäude der Nibelungenbrücke am Hauptplatz stehen, befanden sich im Jahr 1938 Wohnungen und Geschäftsräume.
Der Bau der Brücke erforderte den Abriss zahlreicher Häuser an beiden Donauufern. Die Eigentümer-innen und Bewohner-innen wurden enteignet und umgesiedelt.
Wen betrafen diese Zwangsräumungen? Und was waren die Folgen? Enteignungsakten aus Linzer Archiven eröffnen uns die Geschichte zweier Schicksale, die aufs engste miteinander verwoben sind.
Marianne Neudeck war vom Abriss ihrer Wohn- und Geschäftslokalität am Hauptplatz 7 direkt betroffen. Als »arisch« geltende Frau hatte sie das Recht auf eine Entschädigung. Ihre Wahl fiel auf das zuvor »arisierte« Geschäft und die Wohnung der jüdischen Familie Treichlinger in der Landstraße 48.
Wie fast alle anderen jüdischen Linzer-innen wurde die Familie Treichlinger im Nationalsozialismus enteignet, um ihre Lebensgrundlage gebracht, aus Linz vertrieben und mehrere Familienmitglieder wurden ermordet.
Viele Geschäftsleute, die zuvor in den abgerissenen Häusern gewohnt hatten, wurden mit »arisierten« Geschäften von Jüdinnen und Juden entschädigt. Fast 300 Linzer*innen verloren ihr Leben in der Shoa.
Dieses Projekt ist ein Versuch, die Geschichte und Erfahrung von jüdischen Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus in Linz anhand eines konkreten Beispiels darzustellen.
In Audiostationen werden einschneidende Ereignisse im Leben der Familie Treichlinger beschrieben. Sie behandeln Themen wie gewaltvolle Trennung der Familie, Festnahmen, Deportation und Suizid.
Uns ist klar, dass fünf Stationen zu den dokumentierten Geschehnissen nicht ausreichen, um das Maß an Schrecken und Leid wiederzugeben, das ihnen widerfahren ist.