31. Mai 2016, 18.00 Uhr Kollegiumgasse 2, 4. OG, 4.54
Vortrag von Burkhardt Wolf im Rahmen der Reihe "relatifs".
1947 wurde in New York ein Gedichtband publiziert, der von der kollektiven Vereinsamung moderner Radiohörer handelt. In den USA der Nachkriegszeit hat man dieses Buch, Wystan Audens Age of Anxiety, sogleich als Befund zur conditio humana verstanden. Doch sollte man wohl eher von einer Zeitdiagnose sprechen. Denn Audens Lyrik handelt weniger vom Menschen generell als davon, wie ihm eine bestimmte Epoche seine Angst zustellt. Letztlich entspricht es einem kulturanalytischen Zugriff, sich nicht mit der Angst als solcher auseinanderzusetzen, sondern eher damit, wie man sich historisch mit ihr auseinandergesetzt hat. Direkt zu adressieren ist die Angst nämlich nie. Sie ist ein äußerst komplexer Gegenstand, der zu verschiedenen Zeiten auf verschiedenen Schauplätzen auf verschiedene Weise modelliert wurde.
Burkhardt Wolf
ist derzeit IFK-Research Fellow. Er forscht und lehrt an der Humboldt Universität zu Berlin. Seine Habilitation mit dem Titel Fortuna di mare. Neuzeitliche Seefahrt und die Poetik der Gefahr handelt von Themen, die für uns von großem Interesse sind: Vom Meer, von der Literatur, von der Ökonomie, die sich im Schreiben einnistet. Außerdem forscht er zum Affekt der Angst und zur Gewalt der Archive und schreibt auch über Filme (Marker und Godard) und zu aktuellen Problemstellungen der Philosophie und Medienwissenschaft (z.B. über Big Data).
Die Veranstaltungsreihe wird von Karin Harrasser (Kunstuniversität Linz, Kulturwissenschaft), Anne von der Heiden (Kunstuniversität Linz, Kunstgeschichte und Kunsttheorie) und dem Kepler Salon Linz ausgerichtet.