Der Förderpreis für Bildende Kunst des Diozösankunstvereins geht 2017 an die Künstlerin:
Jury
Dr.in Martina Gelsinger, Kunstreferat der Diözese Linz, Obfrau Diözesankunstverein Linz; Mag. Holger Jagersberger, Leiter Atelierhaus Salzamt; Univ.-Prof. Dipl.des Frank Louis, Leiter der Abteilung für Plastische Konzeptionen/Keramik, Kunstuniversität Linz;
Begründung der Jury
Die Arbeit besteht aus zwei Teilen, einer Installation und einem Video. Die Rauminstallation suggeriert die Situation eines Operationsraumes in Symbiose mit einer Großküche. Die einzelnen Bereiche sind durch blaue und weiße glänzende Vorhänge abgetrennt. Auf dem Behandlungstisch liegen auf dem Instrumentenarm neben dem Operationsbesteck rote Fäden an deren Enden Nadeln hängen. Auf einem Ablagewagen stapeln sich ausgezogene bereits getrocknete Strudelteige. Das Video zeigt in Nahaufnahme das Ausziehen eines frischen Strudelteiges und das Vernähen der dabei entstandenen Löcher mit Operationsbesteck und rotem Baumwollfaden.
„Eine Frage der Zeit“ hat die Jury aufgrund der Unmittelbarkeit ihrer Wirkung, der haptischen Qualität im Zusammenspiel unterschiedlicher Materialien und der Vielschichtigkeit, die sich in der Rezeption der Arbeit ergibt, überzeugt.
Der ausgezogene Strudelteig, in der Weiterverarbeitung als Apfelstrudel ein Inbegriff der österreichischen Esskultur, verwandelt sich in Haut. Der Strudel erweckt Assoziationen an Heimat, Herkunft, Tradition, Identität. Das Vernähen mit rotem Faden ist ein Versuch des Umgangs mit dessen Brüchigkeit, die dem Mehl-Öl-Gemisch und den damit verbundenen Bildern von Identität immanent ist.
Die Masterarbeit von Elke Halbmayer zeichnet sich insbesondere durch die Konsequenz aus, mit der die Künstlerin - auf der Basis einer einfachen Tätigkeit – unterschiedliche metaphorische Ebenen erzeugt und Fragestellungen eröffnet.
Die Objekte, Handlungen und ihre Bedeutungen sind nie eindeutig. Sie schaffen assoziative Räume, denen existentielle Fragestellungen zugrunde liegen. Die Handlungen, das Ausziehen und Vernähen im Video, führen zusammen mit den Objekten, wie etwa den glatten und glänzenden Edelstahlobjekten im Spannungsfeld mit den auf dem Wagen gestapelten und mit Nähten überzogenen brüchigen „Strudelteighäuten“ auf subtile Weise das Wechselspiel zwischen Vergeblichkeit und Hoffnung und damit eine Grundkomponente menschlichen Lebens und Handelns vor Augen.
Biografie
Elke Halbmayer, geb. 1977 in Niederösterreich, lebt und arbeitet in Steyr/OÖ
1997-2007: Hauptuniversität Wien, Diplomstudium Ernährungswissenschaften
2009-2013: Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz, Abteilung Plastische Konzeptionen/ Keramik, Bachelorabschluss; ebendort Masterstudium mit Abschluss 2017
Bildungsaufenthalte im Keramikatelier "James and Tilla Waters", Wales (UK) und im Keramikatelier "Sandy Brown", Devon (UK)
Die Preisverleihung erfolgte im Rahmen der Sponsionsfeier am 30. Juni 2017.
Der Förderpreis des Diözesankunstvereins Linz wird seit 1996 jährlich vergeben. Es werden damit Abschlussarbeiten an der Kunstuniversität Linz ausgezeichnet, die von besonderer künstlerischer Qualität und von einer ethischen, sozialen oder religiösen Relevanz sind. Für ihre Diplomarbeiten an der Linzer Kunstuniversität wurden KünstlerInnen ausgezeichnet, die mittlerweile einen festen Platz im Kunstbetrieb haben, wie Markus Schinwald, Paul Kranzler, Rainer Gamsjäger, Claudia Czimek, Katharina Struber, Irma Kapeller und Iris Christine Aue. Darüber hinaus wurden herausra-gende Architekturdiplomarbeiten z.B. von Anna Heringer, Gunar Wilhelm und Tobias Hagleitner, sowie Franz Koppelstätter mit dem Förderpreis in der Sparte Architektur ausgezeichnet.