17. Mai 2022, 17.00 Uhr Großes Atelier, Domgasse 1, DO.01.12, 4020 Linz
Die Plastischen Konzeptionen / Keramik laden zum Vortrag von Reiner Maria Matysik.
Nach rund zweihundert Jahren industrieller Evolution bildet eine überaus komplexe Technologie inzwischen das Fundament des Sozialen. Produktion und Kommunikation sind in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen technisch vermittelt.
Die symbolische Logik ihrer elektronischen Steuerung ist für die Vernunft verständlich als Folge mathematischer Zusammenhänge. Gleichwohl klafft zwischen ihr und dem sinnlich greifbaren Resultat ein Abgrund. Das technische Fundament unseres neuen sozialen Körpers ist anschaulich nicht mehr zu erfassen.
In dieser Kluft zwischen der Produktivität codierter Maschinen und ihren sinnlich erfahrbaren Erzeugnissen sind meine Objekte angesiedelt.
Die Vitalität, die mit ihnen beschworen wird, ist nur scheinbar eine natürliche. In Wirklichkeit lebt das Leben meiner Prototypen ja gar nicht, sondern ist ein Produkt des Imaginären. Als ästhetisch verklärtes Leben ist es so makellos wie bedrohlich. Sein Glanz entspringt der Vorstellungskraft. Die unangreifbare Vitalität, in den postevolutionären Lebensformen potenziert, ist die unserer Phantasie.
So verkörpern die Biofakte den unsichtbaren Raum unserer Wünsche. Gegen allen Augenschein handeln sie deshalb möglicherweise nur an ihrer Oberfläche von der realen Möglichkeit einer zweiten, gentechnisch hervorgebrachten Schöpfung. Als künstlerisches Projekt thematisieren Biofakte vielleicht eher das Verlangen danach.