Das Linzer Magazin DIE REFERENTIN berichtet über die Ausstellung der Abteilung Fachdidaktik "Es wird keine Bilder mehr geben".
By Zeising, Loffredo / 4. Juni 2021 / Kunst und Kultur
„Es wird keine Bilder mehr geben“ hieß es 1965 wörtlich im „Antiobjekt-Manifest“. Es wird keine Bilder mehr geben! war auch der Titel einer Ausstellung im Atelierhaus Salzamt zu künstlerischen Manifesten. Studierende und Lehrende der Kunstuniversität Linz stellten im April und Mai dort aus. Anna Maria Loffredo und Andreas Zeising berichten als Lehrende. Eine beeindruckende Fülle
Auf der Basis eines Close Readings ausgewählter Künstlermanifeste haben sich Studierende der Kunstuniversität Linz im Rahmen des Projektseminars "Art Researcher in Residence" mit der Geschichte, Argumentation und Ästhetik von Künstlermanifesten beschäftigt. Gemeinsam haben sie Form, Stilistik und Rhetorik dieser oft eigenwilligen Programme erörtert, über deren gesellschaftlichen und künstlerischen Anspruch reflektiert und über ihre Anschlussfähigkeit an unsere Gegenwart diskutiert: Was soll und was kann Kunst aus Künstlersicht leisten? Welche Ansprüche behauptet Kunst, wenn sie sich nicht auf den ästhetischen Standpunkt eines l’art pour l’art zurückzieht? Wie und auf welche Weise erfüllt sich der im Manifest formulierte Anspruch letztlich im Werk, und welche Relevanz kommt diesem faktisch zu in unserer kulturellen Gegenwart, in der womöglich völlig andere Dinge tonangebend sind?
Die Residency als Format der Lehre besteht seit 2018 als Kooperationsvereinbarung zwischen der Kunstuniversität Linz und dem Atelierhaus Salzamt Linz. Außeruniversitäre Impulse können so in das Curriculum episodisch eingebunden werden, und die künstlerisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse werden in eine Ausstellung überführt, um öffentlichkeitsbildenden Austausch in der Stadt zu schaffen. Studierende aller Studienrichtungen finden sich interdisziplinär mit dem Residence-Gast, in diesem Jahr Andreas Zeising der Technischen Universität Dortmund, zusammen, lernen multiperspektivisch zu denken und miteinander Sachverhalte diskursiv auszuhandeln. Dabei ging die Initiative für diese Residency von der Abteilung Fachdidaktik in der künstlerischen Lehrerbildung aus, die seit 2015 von Anna Maria Loffredo an der Kunstuniversität Linz geleitet wird, um eine Klammer zwischen Leben und Kunst im Bildungsverständnis zu eröffnen.
In der Auseinandersetzung ging es heuer nicht darum, die Texte kunsthistorisch zu erläutern und noch weniger darum, eigene Künstlermanifeste zu verfassen, sondern diese als Impuls zum Weiterdenken zu begreifen und sie aus künstlerischer Sicht zu befragen – gleich ob nun in kommentierender, kritischer oder ironischer Absicht, um sie als historische Artefakte in den Blick zu fassen, oder aber in Form eigenständiger künstlerischer Versuche oder Experimente, die sich auf unsere gegenwärtige Lebenswelt beziehen. ...