Maren Mayer-Schwieger | Proseminar
Di, 13.00 bis 15.00 Uhr
Water does not resist. Water flows. When you plunge your hand into it, all you feel is a caress. Water is not a solid wall, it will not stop you. But water always goes where it wants to go, and nothing in the end can stand against it. Water is patient. Dripping water wears away a stone. Remember that, my child. Remember you are half water. If you can’t go through an obstacle, go around it. Water does. (Margaret Atwood, The Penelopiad)
Wasser ist nicht nur eines der vier Elemente der klassischen griechischen Philosophie. Es ist ebenso ein Medium, das trägt und überträgt, das verschiedene Formen annehmen kann und Handlungen in Gang setzt. Und es ist ein Milieu, ein Verbindendes und Vermittelndes, das Wechselbeziehungen stiftet und Lebensweisen ermöglicht, dabei selbst immer im Austausch mit dem Lebendigen steht. Die Gestalten, die Wasser annehmen kann, sind ebenso vielfältig wie die Figuren und Lieder, die aus ihm entspringen. Wasser ist Tiefsee und H2O, ist Nebel, Welle, Tropfenform und Eiskristall. Vor allem aber sind es Bewegungen, die das Wasser ausmachen – nicht die Formen, die es annehmen kann, sondern die Transformationen, in die es immer wieder übergeht, so dass Wasser für die Beweglichkeit an sich zu stehen scheint: das Liquide, das Fließen und Strömen, das Auflösen. Selbst in Chemie und Physik ist Wasser das Anomale, dasjenige, was nicht den Regeln entspricht.
Wir springen in diesem Seminar ins Wasser. Wir tauchen ein in seine Geschichten, lassen uns von ihm tragen und zu Denkbewegungen treiben, die mitunter Strudel sein können.