Angelika Wienerroither
10. Oktober 2024, 11.00 Uhr: Einführung in Linz für 1,5 Stunden
16. bis 18. Oktober 2024: Exkursion an den Traunsee/Gmunden
21. November 2024, 11 .00 Uhr: Reflexionseinheit in Linz 3 Stunden
Verlässt eine Person das stabile Land, um mit dem Schiff aufzubrechen, ändert sich die Perspektive. Die Wellen schütteln den Körper, den Geist. Es ist ein Verlassen des Bekannten zugunsten eines zukünftigen, ungewissen, noch nicht fixierten Zustands und Ortes. Das Wasser transformiert, das Denken nimmt eine andere Richtung, einen neuen Aggregatzustand an. Die Dinge können noch ganz anders werden. Und vielleicht zeigt sich dann die Möglichkeit einer Insel, einer Utopie, einer besseren Welt. Wie können Studierenden sich den Perspektivenwechsel von der Stabilität in die Fluidität zunutze machen?
Die Lehrveranstaltung ist eine Exkursion zu den Plateaus Blo auf dem Traunsee, die das Department raum&designstrategien im Kulturhauptstadtjahr schwimmen lässt. Auf den Plateaus gibt es eine Forschungsstation, eine leere Plattform, einen Ort für eine*n artist in residence und eine Sauna. Die Studierenden übernachten im Gästehaus eines alten Klosters. Impulsvorträge über feministische Theorien, Philosophie und künstlerische Arbeiten wechseln sich mit Zeiten am Floß ab. Zudem besuchen wir die Galerie 422 in Gmunden, die derzeit neben ihrer Hauptgalerie einen Leerstand bespielen: Wie können Kurator:innen und Galerist:innen mit Fluidität umgehen? Wie ist es, wenn sich die künstlerischen Arbeiten verändern? Was bleibt zurück?
In der Lehrveranstaltung geht es um eine Immersion, um das tatsächliche Erfahren. Den theoretischen Rahmen bildet die autotheory von Lauren Fournier sowie der Idee des compossible von Jullien François. Wir besprechen künstlerische Positionen, aber auch poetische Texte. Es sollen zudem Strategien der Selbstbeobachtung besprochen und ausprobiert werden. Diese Inhalte werden in Impulsvorträgen und Gruppenarbeiten erarbeitet, abgelöst von Zeiten am und auf dem Wasser.
Wenn sie nicht gerade am Wasser sind, werden die Studierenden Zeit in einem ehemaligen Frauenkloster in Gmunden verbringen. Sie werden auch dort schlafen. Die Nonnen, die dort lebten, durften das Kloster nicht verlassen; sie bauten aber Honig und Kräuter an. Die Produkte legten sie in spezielle Durchreichen, ein Blickwechsel war durch die Konstruktion nicht möglich. Diese Schwellen zwischen Innen und Außen, aber auch die Schwelle zwischen Land und Wasser, Stabilität und Unsicherheit, dem Bekannten und dem Zukünftigen, gilt es zu erforschen.