22. und 23. Jänner 2015, jeweils 9.30 bis 17.00 Uhr Hauptplatz 8, 4. OG, Sofahörsaal
Die Architektur lädt zu Vorlesung und Workshop.
Vortragende sind Architekt Roland Gruber und langjähriger Bürgermeister der mehrfach preisgekrönten Vorarlberger Baukulturgemeinde Zwischenwasser und Vorstandsmitglied von ›LandLuft‹ Josef Mathis.
Josef Mathis
ist ehemaliger Bürgermeister der mehrfach preisgekrönten Vorarlberger Baukulturgemeinde Zwischenwasser, Vorstandsmitglied von ›LandLuft‹, dem ›Verein zur Förderung von Baukultur in ländlichen Räumen‹, er ist weiter Vorsitzender von ›Zukunftsorte‹, einer ›Plattform der innovativenGemeinden Österreichs‹.
Roland Gruber
ist Vorsitzender von ›LandLuft‹, Initiator von ›Zukunftsorte‹und Partner von ›nonconform architektur vor ort‹. Josef Mathis und RolandGruber sind derzeit für ›LandLuft‹ aktiv und arbeiten unter anderem an derUmsetzung des ›3. österreichischen Baukulturgemeinde-Preises 2015/16‹.
Sie sind weiter für das deutsche Bautenministerium in Berlin an mehrerenForschungsprojekten zum Thema ›Baukultur im ländlichen Raum, Klein- undMittelstädten‹ beschäftigt.
Themen in den Lehrveranstaltungen
Es werden in der Vorlesung Einblicke in die kontinuierliche Überzeugungsarbeiteines »Baukulturbürgermeisters« und »Baukulturvermittlers« vermittelt:Wie kann es gelingen, mit besten Architekten auch großartigeProjekte in Dörfern umzusetzen. Wie funktioniert ein Gestaltungsbeirat. Wiewerden prozesshaft Projekte entwickelt. Wie wird mit BürgerbeteiligungBegeisterung für zeitgenössisches Bauen entfacht. Wie wird eine räumlichStrategie für den Umgang mit Grund und Boden einer ganzen Gemeindeentwickelt. Wie kann so keine Neuwidmungen mehr auf der grünen Wiesebenötigt werden. Und wie wichtig sind Auszeichnungen und Preise. Anhandvon sieben Strategien wird erläutert, wie aus einer Baukulturinitiative eineBaukulturgemeinde wird. Es werden viele best practise Beispielgemeindenaus Österreich und Deutschland portraitiert.
Aus Bauen muss Baukultur werden. Und Baukultur ist viel mehr als nurBauen. Baukultur besteht nicht nur aus fertiggestellten Bauwerken, sondernaus einer Vielzahl von Faktoren, die unseren Lebensraum in seiner Qualitätbeeinflussen können. Baukultur umfasst soziale, ökologische undgestalterische Fragestellungen, von der Lebensqualität eines Ortes bis zurBodenpolitik oder der Organisation der Mobilität. Was komplex klingt, ist imGrunde sehr einfach: »Baukultur machen Menschen wie du und ich.«Bauen am Land bietet die Chance auf einen intensiven Austausch mit denAkteuren vor Ort, mit den unmittelbaren Nutzerinnen und Nutzern. Dabeispielt das Ehrenamt eine große Rolle: Manche kommunalen Bauprojektewären ohne den Einsatz engagierter Bürgerinnen und Bürger nie begonnenworden oder nicht umsetzbar gewesen. Die Identifikation mit dem eigenen Ortist in der Regel höher und bauliche Veränderungen werden daher gerade inkleinen Gemeinden sehr viel stärker wahrgenommen als im urbanen Kontextund sind daher sehr emotional besetzt.
Kommunen profitieren vom Mobilisierungspotenzial, das Bauaufgaben mitsich bringen. Bürgern.he ist ein angenehmer Nebeneffekt, prozesshaftesArbeiten unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger führt auch vielfach zudeutlich besseren Lösungsansätzen. Im Zeitalter der Politikverdrossenheit einüberaus geeignetes Mittel für Bürgermeister, die eigenen Bürger »hinter demOfen« hervor zu holen. Wo sonst hat man die Mittel, Menschen anEntscheidungen und Entwicklungen in ihrem unmittelbaren Umfeld mitwirkenzu lassen, bei denen es um etwas geht, als bei Bauaufgaben.
› LandLuft‹ ist ein ›Verein zur Förderung von Baukultur in ländlichenRäumen‹. Seit rund 10 Jahren engagiert sich der »Verein LandLuft zurFörderung von Baukultur im ländlichen Raum« in Österreich undDeutschland. Einerseits wird in Form von Forschungsprojekten an demThema gearbeitet, andererseits lobt er alle drei Jahre gemeinsam mit demösterreichischen Gemeindebund den Baukulturgemeinde-Preis aus. Bisherwurden 16 Gemeinden mit dem begehrten Preis ausgezeichnet, ihnen allen isteines gemein: ein intelligente Umgang mit den eher knapper werdendenkommunalen Finanzmitteln in Kombination mit einer starken Einbindung derBürgerinnen und Bürger in die Zukunftsarbeit einer Gemeinde. Als Best-Practise-Beispiele stehen sie für einen hohen Anspruch an dieGestaltungsqualität des Lebensraumes. Dieser gründet auf der Überzeugung,dass persönlicher Einsatz im Rahmen nachhaltiger Maßnahmen in hohemMaß als sinnstiftend empfunden wird und daher erfolgversprechend ist. Dassdamit ganzheitliches Denken, Nachhaltigkeit und Einsatzbereitschafteinhergehen, liegt in der Natur dieser Prozesse. Erst durch sie entsteht aus»Bauen« umfassende »Baukultur«. Für die Kommunen kristallisiert sich ausdiesem Prozess eine ganze Reihe von langfristigen Vorteilen heraus.