Seit mehr als zehn Jahren sind die einzelnen Universitätsabteilungen der Universität für Musik, Schauspiel und Tanz in verschiedenen Gebäuden im Linzer Stadtgebiet eingemietet. Die Studierenden und das Universitätspersonal leiden nicht nur unter den schwierigen Kommunikationsverhältnissen, die dadurch zwischen den einzelnen Abteilungen entstanden sind, sondern auch unter akutem Platzmangel.
Im Juli 2008 startete das Amt der Oö Landesregierung daher einen EU-weiten einstufigen Realisierungswettbewerb. Gesucht wurde ein möglichst kostengünstiger, innovativer, energietechnischer und ökologischer Entwurf in Passivhausbauweise für ein neues Universitätsgebäude, das sich ideal in den neuen Standort auf den ehemaligen Schloss Hagen Gründen in Linz Urfahr, am Fuße des Pöstlingberges einfügt.
Susanne Seyfert, Assistentin der Abteilung Architektur und ihre jungen Kollegen Matthias Seyfert, Dietmar Moser und Jörn Besser vom Linzer Architekturbuero1 konnten die achtköpfige Jury von ihrem Konzept überzeugen. Das gaben die Preisrichter nach tagelanger Beratung am Donnerstag, den 11. Dezember bei einer Pressekonferenz in Linz bekannt.
Insgesamt beteiligten sich am Wettbewerb 48 ArchitektInnen aus Österreich, Deutschland, Norwegen und der Schweiz. Demnächst werden die Projektverfasser in ein Verhandlungsverfahren eingeladen und mit der weiteren Planung beauftragt, vorausgesetzt, dass das Projekt auch im Rahmen der Kostenvorgabe von rund 35 Millionen Euro realisiert werden kann. Wenn alles gut geht, dann soll mit dem Bau der neuen Anton Bruckner Privatuniversität in der zweiten Jahreshälfte 2010 begonnen werden.
„Damit ist einer der letzten großen Kulturbauten auf Schiene, die Oberösterreich ins 21. Jahrhundert führen sollen", freut sich auch Landeshauptmann Josef Pühringer.
Jurybegründung
Das Projekt besticht durch seine Erscheinungsform als abstrakte Skulptur in der Parklandschaft. Durch die serielle Fassadenstruktur will das Gebäude als solches nicht in Erscheinung treten und vermittelt das Bild eines leichten Vorhanges im gewachsenen Baumbestand.
Durch diesen Ansatz hebt es sich als besonderer Ort ab, und verschmilzt gleichsam mit der Landschaft. Unterstrichen wird dies durch Innen- und Außenbereiche, die sich zum bestehenden Wald orientieren, eine hohe Außenaufenthaltsqualität bieten und Außenkonzerte möglich machen.
Der innere Aufbau ist geprägt durch einen Erschließungs- und Luftraum, der das Gebäude durchzieht. Visuelle Verbindungen zu den markanten topographischen Punkten (Pöstlingberg, Stadt Linz) werden gesucht und strukturierend für das Gebäude genutzt.
Das Interieur wird damit - ähnlich der Hülle - zum prägenden Element. Die Besucherinnen und Besucher betreten das Foyer als Teil dieses fließenden Raumes von der Hagenstraße aus und sind auch von der Pöstlingbergbahn sinnvoll geführt.
Der große Saal ist am westlichen Ende angeordnet und bildet den präsenten Abschluss der Figur. Assoziationen zur Musik und zu Instrumenten werden durch die scheinbare Bewegung der Struktur und die Wahl von vertikalen Holzlamellen hervorgerufen. Das Projekt wird somit den sich scheinbar widersprechenden Punkten der Adressbildung bei gleichzeitiger städtebaulich-landschaftlicher Integration auf besondere Weise mit hoher subtiler Erscheinungskraft gerecht.