Niederländischer Kunst-Professor Ton Matton verwirklicht seit 20 Jahren von Wendorf aus seine regionalen und weltweiten Projekte.
Ton Matton ist seit 2014 Leiter der raum&designstrategien an der Kunstuniversität Linz.
Große Welt im kleinen 190-Einwohner-Dorf Wendorf: Der niederländische Kunst-Professor Ton Matton sitzt auf seiner Bauhaus-Hühnerbank. Im Hintergrund platzierte er eine Sitzgelegenheit neben einer am Tropf hängenden Bananenstaude. Das Ganze steht vor der von ihm ins Leben gerufenen „Wendorf Academy“. Ton Matton, aus Rotterdam stammend, arbeitet mit der seit 2011 bestehenden „Wendorf Academy“ am Projekt der ersten MV-Dorf-Uni. Die Akademie befindet sich im Ex-Schulgebäude – der 1998 geschlossenen und viele Jahre leerstehenden Verbundenen Haupt- und Realschule mit Grundschulteil.
Was hat es nun aber mit der Hühnerbank auf sich?
Matton: „Die habe ich 2014 vorm berühmten Bauhaus in Dessau aufgestellt. Ich habe dann auf der präzise gemähten Fläche vorm Bauhaus die Hühner laufen lassen. Das war lustig.“ Die Bauhaus-Leute seien für ihn „heutzutage so steril. Nur in Schwarz-Weiß sowie in Rot-Blau-Gelb, die drei primären Bauhaus-Farben. Vor 100 Jahren, bei der Bauhaus-Gründung, gab es dort zur Selbstversorgung Hühner und Gemüseanbau.“ Matton wollte mit seiner Aktion die Bauhaus-Tradition zurück auf eine ehrliche Basis bringen.
Vor allem aber macht sich der Niederländer über Urbanisierung und Klimawandel gedanken. Bereits 2007 bei der Biennale in Venedig präsentierte er seine „Climate Machines“ zum Thema Klimawandel. Es waren am Tropf hängende Apfelbäume, inzwischen hat er die Äpfel durch Bananenstauden ersetzt. „Denn irgendwann werden hier auch Bananen wachsen.“
Olympische Spiele für Künstler
Die Biennale war für den 56-jährigen Matton der Höhepunkt, die olympischen Spiele für Künstler. Da liefen jede Sekunde 80 Leute an ihm vorbei. Aber das sei im Grunde mehr Show. „1000 Mal schöner war mir da das 2012er-Projekt ,Potemkisches Dorf‘ in Wittenburg mit meinen Studenten und Einheimischen.“ Kunstaktion gegen Landflucht, den Leerstand von Gebäuden in kleineren Städten gerade in MV. Die „Wiederbelebung runtergekommener Kleinstädte“ soll demnächst ihre Fortsetzung finden. Matton hat dabei Anklam, Tribsees und Goldberg im Blick.
Seit fast 20 Jahren leben Ton Matton und seine Frau Ellie Smolenaars, sie ist Autorin im Bereich Wirtschaft und Soziales, auf dem platten Mecklenburger Land. In Wendorf – auf halber Strecke zwischen Brüel und Crivitz. „In unserem Paradies“. Von Wendorf aus arbeitet der gebürtige Rotterdamer aktuell als Professor für Raum- & Designstrategien an der Kunstuni im österreichischen Linz. „Mit 43 Studenten aus 18 Ländern. Jede dritte Woche bin ich in Linz, wegen Corona ging es die letzten Wochen nicht. Ansonsten gibt es viel Unterricht übers Internet.“ Matton setzt auf diese Art der Lehre schon lange – lange vorm Virus und dessen Folgen für die Unis…
von Roland Güttler
Quelle: www.svz.de © 2020