10.u.28.April, 28.Mai, 18.u.25.Juni 2014; jeweils 13.00 bis 18.00 Uhr Kollegiumgasse 2, 1.OG, KuWi Seminarraum
Ausgehend von Berichten über das Phänomen sexueller Lustlosigkeit bei jungen japanischen Frauen und Männern werden wir uns u.a. mit dem Verhältnis von Emanzipation und Fiktionalisierung von Beziehungen im Kontext ästhetischer Widerstandsmodelle beschäftigen. Japanische Frauen verweigern zunehmend reale Beziehungen, um sich der traditionellen Geschlechterzuordnung zu entziehen. Junge Frauen und Männer emanzipieren sich von traditionellen Geschlechterrollen indem sie Begehren, Vorstellungen von Liebe und Romantik, Beziehungen in den virtuellen Bereich verlagern, um nicht mit realen Beziehungsschwierigkeiten konfrontiert zu werden bzw. um sich vorgegebenen Rollen- und Lebensmodellen zu entziehen. Die Verweigerung realer Beziehungen kann als Reaktion auf gesellschaftliche Fehlentwicklungen, Überforderungen, Normierungen etc. gesehen werden, gegen die Frauen und Männer protestieren. Real-Life wird zunehmend zur Überforderung, die digitale Datenwelt mit zwischengeschalteter Hard- und Software ist der Normalzustand. Digitale Beziehungen können einerseits als Reaktion auf die durch die Finanz- und Wirtschaftskrise radikalisierten Lebensbedingungen gesehen werden, als emanzipatorischer Prozess, mit dem auf festgeschriebene Geschlechterrollen reagiert wird. Andererseits können digitale Beziehungen als von Technologie geprägte Verhaltensweisen interpretiert werden, in denen Fiktionalisierungsprozesse eine große Rolle spielen.
Im Seminar werden wir uns mit emanzipatorischen Selbstbestimmungsprozessen und mit Beziehungsstrukturen im Kontext von Fiktionalisierung und Realität beschäftigen. Welche Rolle spielt Sehnsucht in diesem Kontext von Nähe und Distanz? Haben Romantik-Computerspiele die Sehnsuchtsmaschine Hollywood nicht schon längst abgelöst und prägen wen/was wir begehren? Was hat die Vorstellung von virtueller (körperloser) Liebe mit der höfischen Vorstellung (Minne) von fiktionalisierter Liebe zu tun? Wir werden fragen, welche Rolle Fiktionalisierung innerhalb von Widerstandsmodellen spielt, inwieweit sie Emanzipation antizipieren kann, eine Reaktion auf gesellschaftliche Fehlentwicklungen darstellt, etc. Es wird um Widerstandserzählungen und um reale Folgewirkungen von Widerstand gehen, darum, wie Gewalt systemisch und symbolisch in weibliche Körper eingeschrieben wurde/wird.
Fiktionalisierung und Widerstand
Romantik und Sehnsucht – Normierung und Gewalt
Ästhetik des Widerstands
Emanzipatorische Modelle – Peter Weiss und Jacques Ranciere
Beziehungen ade?
Das Real-Life und seine Überforderungen
Körperregulierungen
Gewalt und Rechtsprechung
Überwachungsresistent
Widerstand gegen Datenverwertung und Ausbeutung
Sabine Winkler Lehrveranstaltung.pdf