Einstimmiger Beschluss wegen Herbert Kollers Vergangenheit bei der SS
Linz – Die Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz erkennt dem ehemaligen Generaldirektor der Vöest Herbert Koller, während der NS-Zeit SS-Untersturmführer, die Ehrenmitgliedschaft ab. Einen entsprechenden Beschluss fasste das Rektorat der Linzer Kunstuniversität am Mittwoch, nachdem auch der Senat diesen Schritt einstimmig befürwortet hat.
Koller, 1911 geboren und 1995 verstorben, ging nicht nur als ehemaliger Manager der Vöest, des Vorgängerunternehmens des bis heute weltweit agierenden Linzer Stahlkonzerns Voestalpine AG, in die Geschichte ein, sondern auch als Ehrenmitglied der Kunstuniversität Linz. Wenig Aufmerksamkeit erhielt bisher die NS-Vergangenheit von Koller: Schon 1931 trat er der NSDAP bei. An der Universität Wien begann er als promovierter Rechtswissenschafter zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Mit Februar 1941 trat Koller dann der SS bei und rückte dort zum Untersturmführer auf. Ab 1944 diente er in der Kriegsmarine, die Jahre 1945 bis 1947 verbrachte er in britischer Gefangenschaft. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands hat nach entsprechender Prüfung der Kunstuniversität Linz all diese Eckdaten bestätigt, ebenso wie die Mitgliedsnummern von Koller bei der NSDAP und der SS.
Im Nachkriegsösterreich arbeitete sich Koller in der Vöest vom einfachen Sachbearbeiter zuerst zum Werksdirektor der Hütte Krems hoch, bis er 1961 zum Generaldirektor des Gesamtkonzerns aufstieg. In dieser Funktion erwarb er sich einst besondere Verdienste um die Umstrukturierung der verstaatlichten Industrie. Und er kam zu weiteren Ehren: In seiner Pension wurde der Wirtschaftskämmerer in den Generalrat der Österreichischen Nationalbank berufen, von 1981 bis 1988 war er deren erster Vizepräsident.
Brigitte Hütter, Rektorin der Linzer Kunstuni, erklärt zu der Aberkennung der Ehrenmitgliedschaft von Koller: „Nach heutigem Stand würde man ihm solche akademischen Würden keinesfalls mehr verleihen. Als Mieterin von Gebäuden, die durch das NS-Regime errichtet wurden, trägt die Kunstuniversität eine besondere Verantwortung bei der NS-Aufarbeitung. Deswegen haben wir im Fall Koller das Dokumentationsarchiv eingeschalten, um zu einer Entscheidung zu kommen. Angesichts der Prüfungsergebnisse sehen wir es als unseren Auftrag, die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen.“