"Es handelt sich um eine gestalterische textile Arbeit, die durch die Komposition der strengen Linienführung und dreidimensionalen Faltung den Raum erobert. Die Arbeit ist entstanden aus dem Experiment. Aus diesem Experimentieren entwickelte sich eine eigene Sprache, die meine inneren Stimmungen und Bruchlinien ausdrückt. Sie ist ganz frei angelegt und offen für individuelle Interpretationen durch den/die Betrachter/in.
Der Ausgangspunkt für diese Arbeit war, die im Laufe des bisherigen Studiums gelernten Techniken weiterzuentwickeln, damit Neues auszuprobieren und miteinander zu kombinieren.
Durch mehr und mehr Experimentieren mit Techniken und Materialien entstand eine immer größere Spannung und die Absicht, die vielen entwickelten Einzelteile zu einem harmonische und dynamische Ganzen zu vereinen.
Die Arbeit wurde mit zwei Techniken hergestellt: Weben und Drucken.
Ein handgewebter Stoff mit flottierenden Fäden von acht Meter Länge und 95 cm Breite wurde mit Ätzfarbe mit Siebdrucktechnik bedruckt und anschließend in der Bügelpresse nachbehandelt, sodass er hart wurde. Die Ätzfarbe hinterließ von dem ursprünglich schwarzen Gewebe nur mehr dunkle Linien auf hellem Grund. Durch diese Behandlung wurde der Stoff hart und konnte anschließend dreidimensional gefaltet, zum Teil abstrakt geformt und im Raum positioniert werden.
Die abgebrochenen Linien, die sich je nach Standpunkt des/der Betrachters/in bei Bewegung verändern, erzeugen eine aktive, lebendige Welt. Zugleich sind sie Zeugnis psychologischer Ausdruckskraft und kehren meine inneren Spannungen und Gefühle nach außen. Sie geben der/dem Betrachter/in die Möglichkeit, eigene Interpretationen zu finden, die sich bei der Bewegung rund um die Arbeit immer wieder verändern können.
Die äußerlich sichtbaren, visualisierten ‘‘Sprünge’’ sind eine Referenz an unsere brüchigen Erfahrungen, die wir alle in unserem Alltag erleben. Lebenslinien werden immer wieder gebrochen, machen einen Knick, Farben nehmen plötzlich eine gebrochene Tönung an, Menschen brechen ihr Wort und das gebrochene Deutsch eines/r Anfängers/in fordert alle heraus. Diese Erfahrungen sind von Bruchlinien durchzogen, es sind neuralgische Stellen, an denen Bewegungen an- oder abbrechen, Neues aufbricht, Ausbrüche und Durchbrüche stattfinden, oder an denen auch manchmal der Boden nachgibt und unter unseren Füßen einbricht.
Das Kunstwerk zeigt viele Verbindungsmöglichkeiten zwischen Kunst und Technik, zwischen geometrischen und organischen Formen, zwischen Raum und visueller Wahrnehmung auf. Es geht um die menschliche Kommunikation zwischen dem Lebendigen und dem unbelebten Objekten.
Der/Die Betrachter/in soll selbst DENKEN und verstehen, soll selbst entscheiden, ob es genügt oder nicht. Jede Position des/der Betrachters/in verändert somit das Kunstwerk, die Bewegung und das Verstehen bilden für sich eine Einheit."
Iza Tkeshelashvili
schriftliche Arbeit.pdf
Betreuung: Gilbert Bretterbauer