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*GLAMOUR / glanz

Designing the new collection for autum/winter 2046/47

Wieso erscheinen uns bestimmte Filme der 60er oder 70er Jahre so bezaubernd und voller Glamour? Und wieso empfinden wir unsere eigene Zeit dagegen als so wenig glanzvoll? Ist Glamour ein Effekt des Rückblicks, der Nostalgie (und zwar auffälligerweise ziemlich genau 40 Jahre zurück)? Aber können wir uns denn überhaupt vorstellen, daß unsere Epoche irgendeiner zukünftigen (z. B. in 40 Jahren) jemals als glamourös erscheinen könnte? Woran denken wir, wenn wir von Glamour sprechen? Was sind unsere Highlights? Und werden wir die in ein paar Jahren immer noch so empfinden?

Ist Glamour beschränkt auf die Welt des Luxus und der Moden? Wo es äußerst kurzlebig zugeht und alle immer nur an die nächste Saison denken? Ist die Kunst eine Sache längerer Perioden? Läßt sich Glamour für die Saison 2046/2047 entwerfen? In welchen gesellschaftlichen und kulturellen Feldern - und in welchen Medien - zeigt sich der Glamour? War er vielleicht früher mehr im Film, und ist er heute dafür eher in der Musik? Und wie glamourös kann - bzw. muß - die Kunst zu verschiedenen Zeiten auftreten? Gibt es vielleicht sogar einen Glamour des Denkens? Ist es möglicherweise ein und derselbe Glanz, der auf den Prestige-Artikeln und Kultobjekten schimmert wie auf der sogenannten "brillianten Idee"?

Gehört Glamour immer den herrschenden Klassen? Oder bildet er, im Gegenteil, eine Herausforderung an die herrschenden Klassen, z. B. durch eine weniger privilegierte, aber dafür witzigere und einfallsreichere Bohème? Läßt sich Glamour demokratisieren? Gibt es Mode für alle? Woran denken Leute in ehemals sozialistischen Ländern, wenn sie heute von Glamour sprechen?

Wie verhält es sich mit Glamour und Politik? Sind wir politischer, wenn wir auf allen Schmuck verzichten und z. B. nüchternen Klartext reden? Ist die derzeitige Entzauberung der Kunst ein Beweis ihrer gelungenen Politisierung? Oder läßt sich auch eine glamouröse, formverliebte Kunst denken, die vielleicht nicht weniger politisch wäre? Gibt es revolutionären Glamour?

Wie hängt Glamour schließlich mit den Geschlechtern und ihren sozialen Rollen zusammen? Zeigt er sich nicht oft gerade dort, wo (wie z. B. bei Davie Bowie, Amanda Lear oder Boy George) Geschlechtergrenzen in der einen oder anderen Richtung (sei es tatsächlich oder angeblich) passiert werden? Bzw. wo eine labile Balance zwischen den Abgründen zu gelingen scheint?

Und bewegt sich Glamour nicht auch oft noch an einer weiteren Grenze - nämlich der des schlechten Geschmacks? Ist Glamour immer nahe am Kitsch, oder gar mit ihm identisch? Gibt es auch unkitischigen Glamour? Oder unglamourösen Kitsch? Wieviele Nebenräume oder Hinterzimmer hat der gute Geschmack?

Gibt es eine direkte Linie, welche die anrüchigen Kultobjekte der privaten Sentimentalität mit den Fetischen der aufgehobenen Geschlechtergrenzen verbindet - und diese vielleicht sogar mit einer politischen Utopie?

Text: Robert Pfaller

Begleitend zum Jahresthema gibt es eine Filmschiene im Rothen Krebsen.


Einige Projekte zum Jahresthema:

I'll show you how to make a hole in a glamourous way
Antonia Prochaska, Performance, 2006 

The art of concepting // Ich seh ich seh was du nicht siehst!
Verene Schweiger, Serie von Zeichnungen je A4, 2007

Glamour - as a personal appearance
14th of november 2006

Leitung
Univ.-Prof. MMag. Anna Jermolaewa

Kontakt
Mag.phil. Christine Winner
Institutsreferentin
institut-biku.office@kunstuni-linz.at
T: +43 (0) 732 7898  2436

Kunstuniversität Linz
Institut für Bildende Kunst
Abteilung  für Experimentelle
Gestaltung
Domgasse 1
4020 Linz | Austria