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Material Dialogues

Material Dialogues, 2023

LV: Projekt 3 „Material Dialogues“
LV-Leitung: Monja Hirscher, Julia Moser, Hubert Lobnig


Sammeln, ernten, nähren, zerbrechen, aufbewahren, knoten, zermahlen, schmelzen, eindicken, ausbreiten, modellieren, vermischen, trocknen, einlegen, aufspannen,... Materialien lassen sich auf unterschiedlichste Weise beobachten und manipulieren, doch bestimmen sie die Möglichkeiten aufgrund ihrer Fähigkeiten und Voraussetzungen mit und zeigen selbst Grenzen auf.

Ob Strom aus Moos, lebendige Lampenschirme oder die Vielzahl an Materialen aus Baumbestandteilen als begreifbares Informationspuzzle – innovative Entwürfe bedürfen einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit den Hintergründen und Eigenschafen von Materialien und Gespür für deren Verarbeitung.

Das Projekt „Material Dialogues“ lud dazu ein, Materialien, die uns umgeben, physisch und kontextuell neu kennen zu lernen, ungesehene Potentiale zu erkennen und Grenzen zu erkunden. Ein Semester lang setzten sich die Studierenden intensiv mit je einem Material, das zu Semesterbeginn aus einer großen Bandbreite an Materialien gewählt wurde, auseinander. Darunter lebende Materialien wie Kombuchaleder oder Pilzmyzel, aber auch Materialien, welche uns im täglichen Leben, teilweise als vermeintliche Abfälle, begegnen. Über zunächst konkrete Aufgabenstellungen traten die Studierenden auf intuitive und prozessorientierte Weise in Dialog mit ihren Materialien und ergründeten diese in all ihren Facetten, steckten den Rahmen des Möglichen ab, begriffen und erfühlten ihr Material. Die Ergebnisse finden sich in einer laufenden Dokumentation und Archivierung, welche als Grundlage für finale Konzepte, Entwürfe und Prototypen diente und tiefe Qualität und Verständnis möglich machte.

 

Arbeiten der Studierenden


Judith Kaiser ||  nettle to nettle

Der entwickelte „nettle-to-nettle“-Kreislauf entspricht dem „Cradle-to-Cradle“-Prinzip, einer nachhaltigen Erweiterung der klassischen Kreislaufwirtschaft. In ihm findet die Große Brennnessel in verschiedensten Zwecken Anwendung: Die im Stängel enthaltenen Fasern werden zu Textilien verarbeitet, welche nach ihrer Abnutzung zerkleinert und in der Papierherstellung eingesetzt werden. Beschrieben wird dieses mit biologischer Wurzeltinte. Das Papier kann schlussendlich wieder in den Boden rückgeführt werden. ↪︎ mehr

"nettle to nettle" © Judith Kaiser, 2023


Simone Lichtenberger || Lichtblick

Bei diesem Projekt handelt es sich um eine Lampe, die speziell für die Beobachtung des Wachstums eines Kombuchateepilzes entwickelt wurde. Durch die tägliche Beobachtung und Vorfreude, den Pilz endlich nach ungefähr zwei Wochen an der Wasseroberfläche wahrnehmen zu können, entsteht eine gewisse Bindung zum Scoby. Aufgrund dieser Bindungsebene wurde die Entscheidung getroffen, mit dem lebenden Scoby zu arbeiten. Die Kombination zwischen Licht, Flüssigkeit und Fermentationspilz ergibt ein ästhetisches Schauspiel. ↪︎ mehr 

"Lichtblick" © Simone Lichtenberger, 2023


Alyssa Kamoun || Nebenprodukte mit Potenzial – Baumschnitt als Material der Zukunft

Das Baumpuzzle symbolisiert die Vielfalt der Nebenprodukte, die bei der Herstellung von Holzplatten anfallen. Jedes einzelne Puzzlestück repräsentiert ein Nebenprodukt und ein beigelegter Text beschreibt, welches Potenzial es für verschiedenste innovative Materialien birgt: Weihnachtsbäume könnten statt entsorgt zu werden wertvolle Substanzen liefern. Herabgefallenes Laub kann zur Herstellung von umweltfreundlichen Papiertaschen dienen. Vanillin aus Holz anstatt aus fossilen Brennstoffen stellt eine nachhaltige Alternative dar. Sensorfähige Zapfenschuppen inspirieren die Entwicklung von intelligenten Werkstoffen. Klebstofffreie Baumrindenplatten bieten eine nachhaltige Alternative für den Innenausbau. Die Pilzhaut des Glänzenden Lackporlings ermöglicht umweltfreundliche Elektronik. ↪︎ mehr

"Nebenprodukte mit Potenzial – Baumschnitt als Material der Zukunft" © Alyssa Kamoun, 2023

Eva Binder || shell (armor)

Material: Bröckeleisen sandgestrahlt, Zinn, Kupferdraht Bröckeleisen wird bei der Stahlproduktion noch in flüssiger Form abgesondert und erstarrt dabei in einzigartigen Formationen, organisch, aber doch leblos. Diese Stücke wurden neu verbunden, ohne ihre individuelle Form zu verlieren. Ihre Einheit symbolisiert einen Panzer, ein Schutzschild, sie schützt das Darunterliegende und trotzdem ist sie verletzlich. Sie schmiegt sich an, versucht, mit dem Körper zu verwachsen… ↪︎ mehr

"shell (armor)" © Eva Binder, 2023

Katharina Dietz-Förster || Pilzmyzel – eine Form zur Kommunikation

„Egal welche Frage gestellt wird, der Pilz hat eine Antwort!“ Zu dieser Aussage bin ich während meiner Studien zu einem uralten und zugleich ganz neuen, extrem vielseitigen Organismus gekommen, der viel mehr ist, als nur „Material“.  ↪︎ mehr

"Pilzmyzel – eine Form zur Kommunikation" © Katharina Dietz-Förster, 2023

Ines Martin || Oh Tannennadel

Wie oft benötigen wir für einen kurzen Transport von Lebensmittel einen geeigneten Behälter, welcher in weiterer Folge keine Verwendung mehr hat. Das gezeigte Behältnis besteht ausschließend aus Tannennadeln. Die Einzelteile sind mit dem Laser Cuter geschnitten. Nach der Verwendung kann der Behälter zerlegt und verstaut oder einfach kompostiert werden. ↪︎ mehr

"Oh Tannennadel" © Ines Martin, 2023

Emilia Prodinger || Die Symbiose

Mein Mini-Kinderbuch handelt von Fridolin dem Pilzmyzel, das unerwarteter Weise auf ein Stück Wurzel namens Rasputin trifft. Trotz anfänglicher Konflikte bemerken die beiden, dass sie trotz ihrer Verschiedenheit eine Sache verbindet: ihre gemeinsame Symbiose. ↪︎ mehr

"Die Symbiose" © Emilia Prodinger, 2023

Franziska Sumereder || Moss Volt

Material: Ton, Erde, Moos, Schrauben, Litze, Batteriehaltung, AA Batterie, Kunststoffgehäuse, LED- Leuchte Moss Volt ist eine Studie zu photomikrobischen Brennstoffzellen, die die Photosynthese von Pflanzen nutzen, um Strom zu erzeugen. Das System besteht aus vier keramischen Zellen, in denen Moos auf feuchter und dadurch leitfähiger Erde wächst. Jede Zelle verfügt über eine Anode, an der Elektronen gesammelt werden, einer Kathode, an der die Elektronen „genutzt“ werden, und einen externen Kreislauf, der Anode mit Kathode verbindet. Durch diese Anordnung sowie die Stabilisierung der Stromversorgung durch eine Batterie ist es möglich eine LED-Leuchte kontinuierlich zum brennen zu bringen. ↪︎ mehr

"Moss Volt" © Franziska Sumereder, 2023

Eva Binder, Katharina Dietz-Förster, Judith Kaiser, Alyssa Kamoun, Simone Lichtenberger, Ines Martin, Emilia Prodinger, Franziska Sumereder

Materialforschung, 2023
Design und Technik