Abschluss des PhD-Programms / Completion of the PhD-Program: Oktober 2019
Betreuung / Supervision:
Karin Harrasser
Technik und Magie sind in vielen modernen Definitionen unvereinbare Gegensätze. Anknüpfend an Peter Pels Diktum, dass Magie und Moderne genau deshalb zusammengehören, werde ich die Demarkationslinie zwischen Magie und Technik in der westlichen Moderne anhand von konkreten Beispielen untersuchen. Ich interessiere mich dabei für Momente und Konstellationen, an denen die Grenzen zwischen Magie und Technik verschoben oder verhandelt wurden. Der Zeitrahmen meiner Betrachtungen spannt sich von ungefähr 1840 bis heute. Ich argumentiere, dass die modernen Definitionen der Magie, beginnend mit den universalistischen Theorien von Tylor, Frazer und Durkheim, stark mit Prozessen der Selbstdefinition der modernen westlichen Gesellschaft verbunden sind und hier auf unterschiedliche Weisen als Gegenbild mit gesellschaftlich-politischer Bedeutung genutzt wurden. Die polemische Verwendung der Magie für alles „außerhalb“ der zivilisierten Gesellschaft korrespondiert einer Blindheit gegenüber den magischen Aspekten der modernen Technologien.
Fotografie, Bühnenmagie und die verborgenen Funktionalität der Blackbox dienen als Beispiele, anhand derer ich auftretende Widersprüchlichkeiten dieser Haltung zeige und anhand derer ich das komplizierte Zusammenspiel von Technik und Magie untersuche. Anknüpfend an die von Donna Haraway, Isabelle Stengers, Bruno Latour und anderen geforderte Nachkorrektur der Vorstellungen der westlichen Rationalität und Objektivität, sowie an eine Anthropologie der permanenten Dekolonialisation, wie Eduardo Viveiros de Castro sie vorschlägt, möchte ich den Begriff der magisch-technische Verwicklungen einführen, um einen Zwischenraum zu schaffen, in dem mediale, epistemologische, performative, inszenatorische und illusionistische Dimensionen von Handlungspraktiken jenseits einer verzerrenden Magie-Technik Dichotomie beschrieben werden können.
Meine Auseinandersetzung mit dem Spannungsfeld zwischen Technik und Magie in der Moderne hatte ihren Anfang in meinen eigenen medienkünstlerischen Arbeiten und den Fragestellungen, die sich daraus ergaben. Die künstlerische Recherche und die parallel zur theoretischen Auseinandersetzung entstandenen Arbeiten sind Teil des PhDs.