AKADEMISCHE FEIER
forum Stipendium 2018 für Karin Fisslthaler
gesponsert von der LINZ AG
Im Rahmen der Sponsionsfeier am 29.6.2018 wurde das forum Stipendium 2018 von LINZ AG Vorstandsdirektorin Mag. Dr. Jutta Rinner, MBA und Mag.art. Rainer Nöbauer-Kammerer, Vorstandsmitglied von forum - Kunstuniversität Linz an Karin Fisslthaler verliehen.
Sponsor des heurigen forum Stipendium 2018 ist die LINZ AG.
Projektvorhaben
*WOMEN Videoarbeit / Musikalbum / Liveperformance
„Die 2010 begonnen Videoarbeit mit dem Titel „18 Women“ war der Beginn einer prozesshaften Beschäftigung mit Personen, die in meiner Sozialisation einen maßgeblichen Stellenwert einnehmen und mein eigenes Bild einer Konstruktion von Weiblichkeit geprägt haben. 18 Personen meiner persönlichen, künstlerischen und musikalischen Zuwendung habe ich dafür ausgewählt: Film- und Undergroundstars wie Jean Seberg, Betty Page oder Edie Sedgewick, Musikerinnen wie Kim Gordon oder Kathleen Hanna, befreundete Künstlerinnen aus dem queer-feministischem Umfeld sowie meine Mutter traten darin auf. Es handelt sich demnach nicht nur um eine Auseinandersetzung mit „Vorbildern“, sondern auch um die Nachzeichnung meiner popkulturellen, feministischen und Körper-politischen Sozialisation. Die Arbeit war immer als ein work in progress gedacht, da sich die Sammlung und Einflüsse beständig erweitern und verändern und dadurch nie als abgeschlossen gelten. Das mediale Abbild der Personen und ihre repräsentative Funktion unterziehe ich meinem subjektiven Blick, der die eigenen Einflüsse wieder filtert und verfremdet. Ich greife dabei auf Found Footage zurück sowie drehe Material auf Video und Super8 selbst. Jedes verwendete Bildmaterial - Selbstgedrehtes und Gefundenes - wird jeweils einer spezifischen Bearbeitung unterzogen: Verdichtungen, Zerdehnungen, Verfremdungen und subjektive Bildproduktionen zwischen Zeigen und Verbergen. Zwischen Superstars mischen sich mit dem Anspruch von Gleichwertigkeit unbekannte Gesichter. Das Spiel mit den Bildern und deren Reinszenierung kommt einem Spiel mit den Identitäten gleich, ein filmisches Arbeiten „in drag“, ohne dies rein auf die Geschlechteridentität beschränken zu wollen. Es ist eine Auseinandersetzung mit Projektionen, Spiegelungen und Identifikationen, mit Biografien und Leerstellen. Der intuitiven und subjektiven Auswahl der Personen ist ein formales, episodenhaftes Konzept der Transformation entgegengestellt. Anders wie bei „18 Women“, dessen Soundspur ein Livemitschnitt eines improvisierten Konzerts von Cherry Sunkist in Kooperation mit dem Musiker Andreas Kurz war, sollen in der Fortsetzung die episodenhaften Porträts mit Songformaten einhergehen, die parallel zu der Filmspur entstehen. Die Musiktracks werden teilweise Text enthalten, der die Bilder narrativ begleitet und näher an den popkulturellen Kontext rückt. Das Endprodukt des Vorhabens ist eine Videoarbeit, die durch die von mir produzierte Musik vervollständigt wird und ist in seiner Form sowohl Musikalbum, als auch Videoarbeit und Video/Audio Live-Performance. Die Auswahl der Personen die ich auf meine sehr subjektive Weise nun porträtieren möchte entstammen aus Popkultur, Literatur, Film, Wissenschaft, Musik, Kunst sowie meinem Familien- und Freund*innenkreis. 10 - 14 Frauen will ich mich in diesem Vorhaben innerhalb einer Musikalbum Länge von insgesamt ca. 38 Minuten widmen. Eine bereits feststehende Auswahl: Hedy Lamarr, Christine de Pizan, meine Schwester Evi, Liddy Scheffknecht, Natascha Kampusch, Kim Novak, Nico Päffgen, Alice Lidell. Wie bei 18 Women sind sie wie folgt sowohl im Nachspann des Video als auch als Songtitel angeführt.“
Biografie Karin Fisslthaler absolvierte das Studium der Experimentellen Gestaltung am Institut für bildende Kunst und Kulturwissenschaften an der Kunstuniversität Linz. Seit 2003 produziert, veröffentlicht und performt sie auch elektronische Musik unter dem Namen Cherry Sunkist. In ihren Arbeiten als bildende Künstlerin und Filmemacherin beschäftigt sie sich mit Fragen der medialen Repräsentation von Körper und Körpersprache, Kommunikation und Identitätskonstruktionen. Ihr Hauptarbeitsmaterial ist Found Footage. Sie lebt und arbeitet freischaffend in Wien, stellt regelmäßig im In- und Ausland aus, und ist bei zahlreichen auch internationalen Filmscreenings & Festivalbeteiligungen vertreten
www.karinfisslthaler.com Jury 2018 Ingeborg Erhart, Künstlerische Leiterin und Geschäftsleitung der Tiroler Künstler*schaft und Anke Wiedmann, Sammlungsleiterin der Hilger Collection.
JurybegründungDie Jurorinnen wählten bei der Sitzung am 27. Juni 2018 aus 28 Einreichungen einstimmig Karin Fisslthaler aka Cherry Sunkist zur Gewinnerin des forum Stipendiums 2018 aus. Die durchwegs hohe Qualität der Einreichungen und das große Spektrum an Themen, die darin verhandelt wurden, spiegelt das breite Angebot an Studienrichtungen und interdisziplinären Möglichkeiten an der Kunstuniversität Linz wider und erforderte besonders sorgfältige Sichtung und ausführliche Diskussion. Karin Fisslthalers Projekt *WOMEN ist – wie ihr gesamtes Oeuvre – an der Schnittstelle von Video, Musik und Performance angesiedelt. Ausgehend von einem feministisch-queeren Ansatz setzt sich die Künstlerin konsequent mit Fragen der Identität auseinander und konnte mit der ausgezeichnet strukturierten Skizze ihres Projektvorhabens vor allem auch dadurch überzeugen, dass sie schlüssig vermittelt, dass Identität nicht statisch, sondern erweiterbar und entwickelbar ist. Sie hat vor, ihre Arbeit "18 Women" von 2010 weiterzudenken und die Verknüpfung der videokünstlerischen und der musikalischen Ebene zu intensivieren. Eine neue Videoarbeit, ein Musikalbum und eine Liveperformance sind geplant. Wie bei "18 Women" geht sie von „Portraits“ weiblicher Vorbilder aus dem privaten Umfeld sowie der Öffentlichkeit aus, behandelt diese Bezugspersonen gleichwertig, wählt aber 2018 eine andere Herangehensweise, die vor allem in der Komposition neue Wege beschreiten wird. Jeder Frau wird ein eigenes Musikstück zugeschrieben. Karin Fisslthaler aka Cherry Sunkist wird sowohl für ihre kontinuierliche Auseinandersetzung mit (pop)kulturellen Phänomenen unserer Zeit mit Fokus auf Genderdiskurse als auch für die innovative Weiterentwicklung ihres Oeuvres mit dem forum Stipendium 2018 ausgezeichnet. Weitere Fotos zur Sponsion und den Preisverleihungen finden Sie
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