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TALK

Umwege auf Papier

05. Juni 2013, 14.00 Uhr Audimax C, Kollegiumgasse 2, 1.OG

Überlegungen zum Entwerfen mit Kartei-/Zettelkästen am Beispiel von Hans Blumenberg, Niklas Luhmann und Arno Schmidt

Vortrag von Dr. Karin Krauthausen im Rahmen des PhD-Schwerpunkts "Künstlerische Selbsttechniken" unter Leitung von Prof. Andrea van der Straeten, Prof. Dr. Thomas Macho und Prof. Dr. Anne von der Heiden.

Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin ist wissenschaftliche Koordinatorin des bi-nationalen Promotionsprogramms „Das Wissen der Literatur“ an der Humboldt Universität zu Berlin (Leitung: Prof. Dr. Joseph Vogl). Zuvor war sie Fellow am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin und arbeitete in der Forschungsgruppe „Wissen im Entwurf“ mit. Zudem war sie Mitarbeiterin in der Nachwuchsforschergruppe „Das Leben schreiben“ an der Bauhaus-Universität Weimar und Stipendiatin am Graduiertenkolleg „Bild, Körper, Wissen“ der HfG Karlsruhe. Ihr Doktorat befasste sich mit der Praxis und Theorie des Zeichnens bei Paul Valéry. 

Zum Vortragsthema:
Das 'Verzetteln' - also die Arbeit mit eher kleinformatigen, beweglichen Blättern auf denen Gelesenes oder Erdachtes in kurzer Form aufgezeichnet und für spätere Zugriffe bereit gehalten wird - gehört zu den tradierten Verfahren der Wissensverwaltung und der -erstellung. Die 'Zettel' und 'Zettelkästen' unterstützen dabei zunächst die Technik des 'gelehrten Notierens', die sich seit der frühen Neuzeit ausbildet. Doch auch WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen nutzen die Technologie für das Finden von neuem Wissen oder die Kreation neuer Werke.

Als Entwurfstechnologie nimmt der Kartei- bzw. der Zettelkasten sehr unterschiedliche Formen an, denn jede/r AutorIn bzw. jede/r KünstlerIn formt den Kasten je besonders aus und legt damit unterschiedliche Verfahren und auch unterschiedliche Autorpositionen und Werkvorstellungen fest. Deutlich wird das aber nur, wenn man in Fallstudien die nachgelassenen Kartei- und Zettelkästen auf die Modi ihres Gebrauchs untersucht.  

Erst im Blick auf das konkrete Papiermaterial und seine apparative Fassung zeigt sich, dass Verzetteln nicht gleich Verzetteln ist. Der Vortrag wird daher den Entwurfspraktiken des Philosophen Hans Blumenberg, des Soziologen Niklas Luhmann und des Schriftstellers Arno Schmidt nachgehen und ihre unterschiedlichen Einrichtungen der Karteikarten-Technologie vorstellen.