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Fashion & Technology Show 2024

© Sookie-Celeste Simair

Der Studiengang Fashion & Technology richtet sich an Designer*innen, die Zukunftspotentiale der Mode in den Bereichen Nachhaltigkeit, Inklusion und Diversität mitgestalten und erforschen wollen.

Arbeiten der Studierenden sind bei einer multimedialen Show am Freitag 28. Juni 2024 im Wiener Künstlerhaus zu sehen.
 

BA + MA Final collections

© Eric Asamoah

Gerald Brandstätter

WHY ARE WE SO RUDE?

Wir produzieren, konsumieren und entsorgen in ständig steigender Geschwindigkeit. Inspiriert von einer möglichen Post-Plastic-World sucht die Kollektion „Why are we so rude?“ nach alternativen Ansätzen im Umgang mit kostbaren Ressourcen. In einer Zukunft, in der wir eine symbiotische Beziehung mit unserer Umwelt eingehen, erzählen farbenfrohe Kleidungsstücke die Geschichte einer anderen Gesellschaft.
Ausrangierte Kleidungsstücke, Schnittabfälle und scheinbar nutzlose Reste sind die wertvollen Rohstoffe einer neuen Welt. In verschiedenen Stadien der „Auflösung“ werden sie zerschnitten, aufgetrennt oder zerfasert. Klebetechniken mit den natürlichen Bindemitteln Alginat und Methylcellulose ermöglichen anschließend die Transformation zu neuen textilen Flächen.
Es entsteht eine aufregende Ästhetik, ein bunter Mix aus reichhaltigen Texturen, Größenverhältnissen und Materialmischungen. Unerwartete Kontraste und leuchtende Farben erzeugen spannende Musterwelten. Die Kleidungsstücke mit ungewöhnlichen Silhouetten werden in einer dreidimensionalen Technik in einem Stück gefertigt. Sie erinnern an zarte Kokons, die eine Raupe zum Schlüpfen verlassen hat. Reste von Alginat glitzern im Sonnenlicht und halten die halbtransparenten, fragilen Flächen aus aufgetrenntem Strick fest zusammen.
Alle verwendeten Ressourcen bewegen sich dabei in einem für die Kollektion entwickelten, geschlossenen Materialkreislauf auf Basis von Zellulosefasern. Dadurch wird die Herstellung von Textilien ohne Verschwendung der verwendeten Ressourcen ermöglicht.
Ich möchte euch einladen, in eine bunte, postfossile Zukunft des Teilens und des Miteinanders.
instagram.com/geraldgrenouille

© Eric Asamoah

Sookie-Celeste Simair

Trans Voices

Sookie-Celeste möchte mehr Toleranz und Sensibilität für die Vielfalt der Stimmen von Trans- und nicht-binären Menschen schaffen, die aus Angst vor Diskriminierung oft versuchen, ihre Stimme so wenig wie möglich zu benutzen.
Als transgender Person hat sie festgestellt, dass viele Hindernisse bestehen, wenn es um die eigene Stimme geht. Der soziale Druck auf Trans-Personen ist besonders groß, ihre Stimme an die männliche oder weibliche Stimmlage anzupassen. Medizinische Stimmtrainingsangebote fehlen oft. Die Frage, inwieweit Transmenschen ihre Stimme anpassen wollen, um sich angekommen in ihrer Identität fühlen, wird kaum gestellt.
In Interviews mit drei Transgender-Personen werden die Emotionen, die sich in Tonfall, Rhythmus, Wortwahl und Klangfarbe der Sprache ausdrücken, von einer künstlichen Intelligenz analysiert und dazu verwendet, die Oberfläche eines 3D-Objekts zu verändern, das zuvor durch Simulation organischer Wachstumsprozesse auf polygonalen Flächen erstellt wurde.
Das Objekt wechselt dynamisch zwischen fließenden, blumenartigen Formen und scharfen, kristallinen Strukturen, die fragil wie zerknülltes Papier wirken. Die wachsartige Textur und das Licht erzeugen eine Tiefe, als würde Sonnenlicht durch Wasser gefiltert. Ausgewählte Bilder dieser Animation werden für Cyanotypien und Jquardgewebe verwendet.
Die Kollektion ist inspiriert von den individuellen Persönlichkeiten und dem Kleidungsstil der jeweiligen Träger:innen. Die Outfits vereinen kontrastreiche Elemente, die die Einzigartigkeit jedes Einzelnen unterstreichen. Von der Cyanotypie über den Siebdruck bis hin zum Digitaldruck wurden verschiedene Techniken eingesetzt. Jedes Stück spiegelt eine Verbindung zu den Emotionen und Gefühlen der Menschen wider, die die Kollektion inspiriert haben.
Sookie-Celeste hebt die Vielfalt der Erfahrungen von Trans-Personen hervor - von den Herausforderungen der Transition, des Passing, über die Veränderung der Stimme bis hin zu den persönlichen Kämpfen. Das Ergebnis ist ein Projekt, in dem die individuellen Stimmen und Geschichten innerhalb der Transgender-Gemeinschaft hörbar gemacht werden.

Auszug aus den Interviews:
Sookie: Welche Veränderungen in der Gesellschaft könnten sie inklusiver und verständnisvoller für vielfältige Stimmen und Ausdrucksformen machen?
Kaya:  Eine Veränderung könnte sein, dass man Geschlechtsneutrale Sprache benutz, bis die Gesprächsperson einem die gewünschten Pronomen mitteilt.
instagram.com/sookieceleste

© Eric Asamoah

Mia Trotz

CARE + CONTENT INSIDE

Wie kann Unerwünschtes Begehrlichkeit wecken?
Täglich landet haufenweise aussortierte Kleidung in Altkleidersammelstellen. Oft mit der guten Absicht, diese zu spenden. Doch wissen nur wenige, dass dort nochmals gründlich aussortiert wird. Alles, was schmutzig ist, kleine Risse und Löcher hat oder andere Abnutzungen aufweist, landet im Müll. Auch Kleidung, die als altmodisch oder unverkäuflich betrachtet wird, kommt weg. Die Mitarbeitenden der Kleidersortierwerke treffen schnelle, individuelle Entscheidungen: brauchbar oder nutzlos, verkäuflich oder nicht. 
Viele der aussortierten Stücke sind noch in gutem Zustand, funktional und schön.
CARE + CONTENT INSIDE sucht nach einem wertschätzenden Ansatz im Design. Kleidung, die sonst im Müll landen würde, wird sorgfältig untersucht und sowohl fotografisch als auch textlich dokumentiert. 
Basierend darauf werden bewusste Eingriffe vorgenommen, die sich speziell auf den Grund des Aussortierens konzentrieren. Wölbt sich beispielsweise der Stoff am Saum einer Jacke, da das Futter beim Waschen eingegangen ist, werden diese Wölbungen verstärkt und das Unerwünschte durch Multiplikation zu einem begehrlichen Designelement. Oder wird eine fast unversehrte, qualitativ hochwertige Tracht als altmodisch und unverkäuflich betrachtet, werden sportliche Elemente eingebracht, um ihren Charakter zu verändern.
Die Aufgabe der Designerin besteht darin, Qualität und Potenzial für Veränderung in Kleidung zu erkennen, die bereits als wertlos betrachtet wurde und diese durch individuelle Eingriffe begehrlich zu machen. Oft genügt schon eine kleine Veränderung, um einem aussortierten Kleidungsstück eine neue Identität zu verleihen. 
Vielleicht ist die ausgeblichene Hose sogar schöner als sie ursprünglich war?
instagram.com/mia_trotz 

© Eric Asamoah

Lena Haslinger

body_witch_craft

Ausgehend vom Bild der Hexe und der Widerspenstigkeit, mit der diese sich gegen patriarchale Rollenbilder und Vorstellungen gewehrt haben, beschäftigt sich das Projekt body_witch_craft mit widerspenstigen Körpern. Widerspenstige Körper sind für die Designerin das Sandkorn im gesellschaftlichen Getriebe der Normen. Welche Körper entsprechen nicht den Norme? Warum? 
Das Projekt ist eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit queeren, non konformen und widerspenstigen Körpern. Formen und Motive, inspiriert von den Silhouetten dicker Leiber, leuchtende Farben, flauschiger Strick, borstige Zotteln und haariger Filz. Üppiger Webstoff, ein fragiler Strickschlauch, der durch den Körper zum Leben erweckt wird. Unartige Kleidungsstücke, die nicht den für sie vorgesehenen Platz einnehmen. Alle diese Elemente laden die Betrachter*innen ein zum Angreifen und Eintauchen in diese einzigartige Hexenwelt.
Body_witch_craft erforscht verschiedenen Ebenen von „Craft“/Handwerk. Stricken, Häkeln und Weben, also traditionelle, weiblich kodierte Techniken treffen auf digital in dem 3D Programm Blender generierte Objekte. 
Es geht um Körper sichtbar machen. Körper formt Kleidung, Kleidung formt Körper. Der widerspenstige Körper wird gequetscht und quillt heraus. Aus der Kleidung und den Normen.
instagram.com/len.ah.ha

© Eric Asamoah

Hannah Pekarz

cooling algae

Hannah Pekarz erforscht verschiedene Möglichkeiten Natriumalginat in Kleidung zu integrieren. Dafür entwickelte sie ein Biomaterial, welches eine kühlende Wirkung auf den Körper hat.  @pekarzhannah
Wir sind hauptsächlich von industriellen Materialien, die Teil eines effizienten Massenproduktionssystems sind, umgeben. Um nicht Teil dieses Systems zu werden, kreierte sie in ihrer Bachelor-Kollektion "cooling algae" ihr eigenes nachhaltiges Biomaterial. Für dieses verwendete sie Natriumalginat, ein Pulver aus getrockneten Algen. Der Herstellungsprozess basiert auf einem energiesparenden Low-Tech-Ansatz. Durch das Mischen von Natriumalginat, Wasser und Glycerin können Garne und Oberflächen produziert werden.
Das Biomaterial wird mit gewöhnlichen Küchengeräten und leicht zugänglichen Zutaten hergestellt. Somit kann jeder Teil des Produktionsprozesses werden und sein eigenes Biomaterial kreieren. Dadurch entsteht ein Verständnis für die investierte Zeit und den Aufwand der Materialproduktion. Außerdem kommt somit die Frage auf, wie wir in Zukunft nachhaltig mit unseren Materialien umgehen sollten.
Durch Materialexperimente mit Farben, Formen und Trocknungstechniken stellte Hannah fest, dass das Material eine auffallend kühlende Wirkung auf der Haut hat. In ihren Kleidungsstücken kombiniert sie ihre kühlenden Alginat-Garne, in ein gestricktes Kleid aus Bambusviskose. Zum Kühlen von Hals und Handgelenken wird eine elastische Variante der Alginat-Garne hergestellt und in ein Oberteil eingearbeitet. Inspiriert an einer Kühlweste entsteht ein leuchtend orangefarbenes Oberteil, gefärbt mit Aperol, welches ausschließlich aus dem Biomaterial mit Hilfe eine Spritze aufgespritzt wurde. 
Mit diesen Kleidungsstücken wird ein neues tragbares Kühlsystem geschaffen, welches den Körper bei Hitze abkühlen soll.
instagram.com/pekarzhannah

© Eric Asamoah

Justine Maier Ortega

Habitat

Für manche mag es paradox erscheinen, Zuhause auf einen einzigen Ort zu beschränken.
Die Kollektion der Designerin zeigt ein erweitertes Verständnis von Zuhause jenseits bloßer physischer Räumlichkeiten. Durch die Verschmelzung von Kleidung und Habitat eröffnet Justine neue Blickwinkel auf die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt. Ihre Arbeit regt dazu an, die Konzepte von Schutz, Komfort und Zugehörigkeit auf neue Weise zu betrachten.
Durch die Verwendung ausrangierter Campingausrüstung werden Hybride zwischen Objekten und Kleidungsstücken kreiert, wobei die Designerin ausschließlich die ursprünglichen Materialien der Objekte verwendet. Bewusst werden nur neue Trimmings hinzufügt.
Der Zelt-Hybrid, der in seiner Form an einen Regenmantel erinnert, bietet effektiven Schutz vor Nässe, wobei durch geschickte Manipulation zahlreiche Tunnel geschaffen wurden, die eine Fülle von Möglichkeiten zur Individualisierung bieten.
Ein wandelbarer Schlafsack, der sich in einen Anorak umfunktionieren lässt, sorgt für Wärme und Flexibilität unterwegs.
Abgerundet wird die Kollektion durch ein vielseitiges Taschensystem mit einem Rucksackfach und Tragegurten, die es ermöglichen, beliebige Elemente flexibel zu befestigen und zu transportieren.
Auf diese Weise wird die Kollektion zu einem lebendigen Ausdruck unserer sich ständig verändernden Definition von Zuhause.
instagram.com/sali.de.mi

© Eric Asamoah

Max Menschhorn

Deceiving Happiness

Trauma lehrt uns von klein auf, unsere Gefühle zu unterdrücken und eine unsichtbare Barriere zur Außenwelt aufzubauen. Diese Fassade dient als Selbstschutz um Gefahr geschickt abzuwenden. Scheinbar fröhlich und unbeschwert, aber oftmals verletzlich und isoliert.
In dieser Kollektion erforscht Max Menschhorn soziale Schutzmechanismen und übersetzt sie in den physischen Raum. Flauschiger Teddyplüsch, weiche Strick- und Frottierstoffe in verspielten, organischen Formen umhüllen den Körper und wiegen das Gegenüber in eine trügerische Sicherheit. Pastelltöne wie baby-blau und mintgrün unterstreichen nochmals die kindlich-spielzeugartigen Silhouetten und verschleiern den Fakt, dass es sich um eine Rüstung handelt. Eine Rolle die wir einnehmen. Einen fiktiven Charakter.
Digitale 3D-Programme in Kombination mit analoger Schnittkonstruktion bilden die Basis der skulpturalen Formfindung. Ineinanderfließende Elemente erweitern den Körper und schaffen surreale Proportionen. Ausgestopft und gepolstert laden sie zum Knuddeln ein und halten gleichzeitig auf Abstand.
instagram.com/max_menschhorn

© Eric Asamoah

Stefan Decker

The packaged human

stefan verpackt in seinem projekt den menschlichen körper.
wir werden in unserem wirtschaftssystem in eine passive rolle als konsument*innen gedrängt 
während gleichzeitig aus unserem konsumverhalten profit geschlagen und somit der mensch selbst zur ware wird.
die kollektion bedient sich bei formsprache, text und materialität bei verschiedenen bekannten 
verpackungstypen und zeigt vor allem mit logos, labels, kennzeichnungen sowie piktogrammen 
den normierungsdrang moderner gesellschaften. 
der erste look skaliert und bezieht die klassische fast food to-go-tüte auf uns menschen, zieht parallelen zur einwegverpackung fast fashion.
mit der rationalen funktionalität von transport-verpackungen und der diversität von körpergestalten spielt der zweite look, der auf kaffeebohnensäcken basiert. 
mehrere schichten plastik und plastikfolien umhüllen im dritten look 
chaotisch den körper einer von ständigem konsumzwang überforderten person. 
was bleibt uns noch an persönlicher information, die nicht monetarisiert werden kann?
wie können wir mensch sein wenn wir im kaufdrang gefangen sind?
instagram.com/57o091d

© Eric Asamoah

Annika Denzl

Protesting Bodies: I FIGHT FOR…!

Diese Kollektion sieht Demonstrationen als Spielfeld und Spannungsfeld im öffentlichen Raum und reflektiert Protestkultur durch Kleidungsstücke, die nicht nur Schutz bieten, sondern auch eine Botschaft der Rebellion und Selbstbestimmung vermitteln.
Heute werden KI und Gesichtserkennungstools allgegenwärtig eingesetzt und bergen das Potenzial für Missbrauch und Repression. Zugrunde liegende Algorithmen können die in der Gesellschaft verankerten Rassismen und profilierende Stereotype verstärken.
AktivistInnen fordern verstärkt den Schutz der Privatsphäre und suchen nach Strategien, sich vor solchen diskriminierenden Technologien schützen zu können.
In diesem Kontext interpretiert Annika künstlerisch die Rüstung neu.
Dafür designt sie Dazzle Muster für Prints, die ursprünglich als verwirrende Bemalung für Marineschiffe verwendet wurden. Im Sinne der “obfuscation“ Strategie setzt sie computergestrickte Jacquards für Masken um, die das Erkennen der Identität durch KI verhindern.
Der von Rüstungen und deren Modularität inspirierte Hoodie weist auf Video einen Moiré-Effekt auf und bietet eine weitere Art der verwirrenden Camouflage. Annika arbeitet in dieser Kollektion nicht nur grafisch, sondern auch im DIY-Ansatz mit Chainmail. Durch das Verbinden dieser Technik mit Handstrick wird das Kettenhemd dekonstruiert und „wächst“ in eine neue Form. Annika fängt hiermit symbolisch die Sprengkraft der Ketten ein, welche aus vielschichtigen, einzelnen Elementen bestehen und durch ihre Verbindung miteinander pure Stärke erweisen.

© Eric Asamoah

Aleksandar Murkovic

minimum

Was bekomme ich für 5 Euro und was muss ich für 5€ tun?
Diese Fragen können weit gefächert beantwortet werden.
In seinem Projekt geht es um schlecht bezahlte und gering geschätzte Arbeitsleistung, daraus resultierende, prekäre soziale Verhältnisse, unaufhörliche Verschwendung von begrenzten Ressourcen und unseren modernen Überkonsum.
In der Modeindustrie herrschen gewisse Abhängigkeiten.  Diese werden in der Master Arbeit von Aleksandar Murkovic plakativ lesbar gemacht.
Das Material sind selbst Banknoten bzw. monetäre Symbole, diese machen den Wert der Pieces vermeintlich auf einen Blick sichtbar.
Der 5 € Geldschein ist das Hauptmotiv der Kollektion und wird mittels digital Print in unterscheidlichen Größen angewendet. Mittels Plakatfilter Technik wird das Motiv auf ökologische Textilien aus Naturfasern gedruckt.
Die Outfits reichen von vermeintlich ´billigst Kleidungsstücken` bis zu ´Luxusobjekten`. 
Bei den konventionelleren Stücken wie Hemden und Hosen, werden jeweils aus einem einzelnen, überdimensionalen 5 Euro Schein zuerst flach gefaltet und entpuppen sich dann als dreidimensionale, tragbare Objekte.
Die Ambivalenz entsteht durch die Anordnung, bei den extravaganten teuren Kleidern werden die 5er Banknoten aneinander gehäuft.
Die digital gedruckten, textilen Geldscheine schlängeln sich dabei in Kurven um den Körper, auf und ab, wie Inflation, Preisanstiege oder Gehaltsunterschiede. 
instagram.com/xandircrazy

© Eric Asamoah

Lia Larrea

PULMONAUT

Eine Verbindung zwischen Kunst, Wissenschaft und Atemtechnologie

Wir können drei Wochen ohne Essen und drei Tage ohne Trinken überleben, aber die meisten von uns müssen nach spätestens drei Minuten atmen. Wir kennen die Auswirkungen anhaltender Einsamkeit auf unsere Psyche und haben ein Bedürfnis nach sozialer Interaktion, was uns zuletzt durch Ausgangseinschränkungen undReiseverbote vor Augen geführt wurde. Wir alle wollen uns unabhängig von unserem soziokulturellen Hintergrund mit unseren Mitmenschen verbunden fühlen. Dies inspirierte Lia Larrea, eine ecuadorianisch-amerikanische Künstlerin, nach einer universellen Sprache als zwischenmenschliche Verbindung zu suchen, wobei sie dabei die Atmung zum Kern ihres Designprozesses machte.
Dieses Projekt zielt darauf ab, die aussterbende Kunst des wissenschaftlichen Glasblasens im Umfeld der aufkommenden Digitalisierung zu revitalisieren. Lia soll in diesem Projekt durch Günther Mausz, einen österreichischen Handwerker aus
Linz, mit traditionellen Glasblastechniken vertraut gemacht werden. Glas verflüssigt sich durch Hitze und wird durch unseren Atem fühlbar. Glasblasen ist eine leise Symphonie des Atmens und bedarf höchster Präzision.
Handgefertigte tragbare Glasinstrumente schaffen in diesem Projekt eine zeitgenössische Modekollektion, die gleichermaßen Kontrolle und Flexibilität bietet. Geschmolzenes Glas wird geblasen, gezogen und gedehnt, um organische Kurven und Blasen zu erzeugen, die durch ineinandergreifende Systeme gefädelt werden und ein komplexes Verbindungsnetzwerk erzeugen. Die Bewegungen und das achtsame Atmen des Glasblasens werden dadurch für die Zukunft eingefroren.
Pulmonaut untersucht traditionelle Glasblasmethoden und integriert Innovationen durch die Visualisierung von Atemtechniken in einem skulpturalen Modekontext. Pulmonauten erforschen die Tiefen ihrer Atmung und machen sie für andere begreifbar. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die Kunst des Glasblasens in die Zukunft.
www.instagram.com/lialarrea

© Eric Asamoah

Nina Kugler

Distant sounds of the past formed into a present future

An der Schnittstelle der eigenen Synthesizer-Sounds, Tonband und Field-Recordings arbeitend, komponiert Nina experimentelle Sounds, basierend auf ihren eigenen akustischen Erinnerungen. Dabei erzählt sie ihre Geschichte der Transformation, von einer dem Tod gegenüberstehenden Erfahrung in der Vergangenheit, zu einer wahrhaftig lebendigen in der Gegenwart. Um das Erlebte greifbar zu machen, arbeitet sie an der Übersetzung des nicht-physischen Ausdrucks ihrer Sounds, hin zu physischen Objekten. 
Zunächst übersetzt sie die Wellenformen ihrer Sounds in handgezeichnete Symbole, welche sie ihr „Soundphabet“ nennt. In einem nächsten Schritt wird das Skript des sogenannten „Soundphabet“ mittels einer digitalen Software in 3D Objekte übertragen, um sie dann zurück in den analogen Raum zu modellieren. Leichte und schwere, steife und zugleich flexible Materialien können in ihrer skulpturalen Kollektion gefunden werden, um Nina’s Objekte in den physischen Raum zu bringen. Eine der tragbaren Skulpturen wurde beispielsweise aus einem besonders lautem, roten Material gefertigt, während das andere aus einem stillen und sanften Lilaton komponiert wurde. Somit ist die Farbigkeit fast monoton innerhalb der einzelnen Objekte, insgesamt kontrastierend, jedoch auch komplementierend zueinander und ergeben somit eine klare Anordnung von Objekten. Nina’s Geschichte wird nicht nur von den begleitenden Sounds und Formen der Objekte erzählt, sondern auch von den Faltungen und handgezeichneten Prints, welche die tiefgehenden Schichten einer drastischen Erfahrung erzählen, die in eine strahlende gewandelt und geformt wurde. 
Letzten Endes geht es darum, eine Lebensgeschichte zu erzählen, in Form von lebensgroßen Objekten- welche getragen, gehört, erfahren und gefühlt werden können- um eine radikale Transformation des Seins zu befähigen.
www.instagram.com/inakuegloer

© Eric Asamoah

Hao Wu

Kilometer

Ich packte meinen Koffer und verstaute einen Teil meiner Kleidung, Erinnerungen und Heimat in einem Raum von 77 x 52 x 29 cm. Meine Reise begann vor 22 Jahren, jedoch bin ich, immer noch unterwegs. Die Zeit hat Falten in mein Gesicht gezeichnet.
Abnutzungsspuren an Textilien, die durch das Reisen verursacht wurden, haben mich inspiriert. Diese natürlichen Verformungen wurden analysiert, dokumentiert und schließlich als Designelemente verwendet. Ein Beispiel dafür ist der Kniebereich einer Hose, der sich durch langes Sitzen ausdehnt und somit die Silhouette der Hose beeinflusst. Auch die Bewegung des Auswringens der nassen Handwäsche hat mich dazu inspiriert, ein neues Verschlusssystem für einen Bademantel zu entwickeln. Klebeband wird oft verwendet, um abgenutzte Kleidung provisorisch zusammenzuhalten. Zusätzlich bewirkt ein Stoffgemisch, bei dem die Alu-Folie eine entscheidende Rolle spielt, dass jede einzelne Falte dauerhaft fixiert und gleichzeitig Volumen geschaffen wird. Auf diese Weise wurde ein einzigartig verformbarer Trenchcoat kreiert, der als Speicherplatz für alle Arten von Falten dient.
Die Ästhetik dieser Kollektion besteht darin, das Ungewöhnliche im Alltäglichen zu zeigen.
Ist ein verzogenes Hemd dennoch ein Hemd oder gehört es einer neuen Kategorie an? Oh warte, welcher Gruppe gehöre ich an, Asiate, Europäer …?

Hao Wu, der im Alter von zwölf Jahren aus China immigriert ist, versucht durch seine Abschlusskollektion, sich seiner Identität anzunähern.

BA 2 ‚Pattern Politics‘

Die digitalen Prints hinterfragen provokativ soziale Codes, insbesondere Geschlechterstereotypen und -rollen. In ihren Designs reflektieren die Studierenden Symbole, Kontraste und Spannungen. Diese visuellen Statements schaffen einen kritischen Dialog über Identität und gesellschaftliche Erwartungen.

David Wilkens
Constantly hungry

Von der Sexualisierung der Auster ausgehend, möchte ich eine Geschichte über die Erotika erzählen, die in ihren Strängen und Fleischigkeit von Zerrissenheit, Sehnsüchten und Abgründen, sowie Pornotopien handelt, kritisch Kontraste und Spannungen aufbaut, das Progressive zelebriert, Parallelen zu den Männern der heutigen Gesellschaft zieht und in ihren finalen Zügen die Ewiggestrigen entlarvt.

Model: Artur R. @Castingbüro Wien

Anastasiia Mekhtieva
Woman-Warrior

Jede Ethnische Frau wird eine Kriegerin sein, solange Ihre Existenz als Widerstand angesehen wird.

Marija Dujovic
Versa Sport

Feiert die Entwicklung der Sportbekleidung von den 1920er Jahren bis ins 21. Jahrhundert. Es vereint Funktionalität, Vielseitigkeit und lebendige Designelemente, um diejenigen zu ehren, die Geschlechternormen herausgefordert haben, und eine Zukunft der Inklusivität und Selbstexpression zu begrüßen.

Corinna Bodner
Lustmord

Wann wird geschlechtsspezifische Diskriminierung, Gewalt und Unterdrückung gegenüber weiblich identifizierender Personen endlich ernst genommen und sichtbar gemacht – wann ist das stille Leiden endlich vorbei?

Model: Gabriela @Stella Models

Marija Đorđević
Self-distorted image

Dieses Projekt untersucht, welche psychologischen Auswirkungen ein verzerrtes Selbstbild und gesellschaftliche Schönheitsideale auf die Psyche der Menschen haben. Dies kommt in einem Kleid zum Ausdruck, das inneren Konflikt und Stärke symbolisiert und Menschen dazu ermutigt, ihr wahres Selbst anzunehmen, unabhängig von äußeren Erwartungen.

Kirill Zhemchuzhnikov
Army of Love

Das Projekt ist den Männern gewidmet, die sich gegen den Kriege stellen, die die Kraft grenzenloser Liebe haben, die keine Angst haben ihre Ängste und Verletzlichkeit zu zeigen und in eine Stärke zu transformieren.

 Model: Däniel @Castingbüro Wien

BA 1 ‚Sonic Styles‘

Von Musik inspiriert erkunden die Studierenden die dynamische Verbindung von Kleidung und Körperbewegung. Jenseits der Texte spiegeln die ausgewählten Songs soziale Gruppen, historische Epochen und politische Bewegungen wider. Durch die Beobachtung der Interaktion zwischen Körper und Stoff enthüllen sie die transformative Kraft von Mode in Bewegung.

Mykhailo Pogorilyi
Aphex Twin – QKThr

Inspiriert von dem Lied "QKThr" von Aphex Twin, ist die Hose eine originelle Kombination aus klassischem Stil und dem Kircheninstrument Orgel. Die seitlichen Einsätze folgen der Form von Dreiecken, die wie Musiknoten die strenge Geometrie und den Rhythmus der Kirchenorgel wiederholen.

Model: Egho @Wiener Models

Ronaldo Conforti
Insomnia- Caroline Polachek (Instrumental Version)

Das Hosenprojekt ist inspiriert an Schlaflosigkeit und Verwirrung durch unruhige Bewegungen im eigenen Bett.

Model: Vito @Castingbüro Wien

Diego Schwertberger
La Cueca Sola

Die Hose ist inspiriert an einem chilenischen Tanz, bei dem eine Person alleine, ohne ihre fehlenden zweite Hälfte tanzt.

Schmuckdesign: Lena Kronsteiner

Marc Dudek
Erich Ferstl - Das Triadische Ballett

Inspiriert von Oskar Schlemmers Triadischem Ballett, fängt dieses Design dreidimensionale Bewegungen ein und übersetzt diese in zweidimensionale Schnittmuster, wodurch textile Fluidität und unerwartete Drapierungseffekte beim Tragen entstehen.

Artem Efimov
Sophie - Is it cold in the water

Die Idee der neuen Weiblichkeit: mutig, tapfer und neu erfunden. Inspiriert von der Aktivistin und visionären Produzentin SOPHIE und ihrem Song "Is It Cold in the Water?".

 

 

 

 

David Schuch
Death Grips - Giving Bad People Good Ideas

Mit dem Fokus auf brutale, industrielle Klänge, welche Linien und Nähte verschwimmen lassen, erzeugt meine Hose einen vibrierenden, abgenutzten Look durch verschmolzenen und geschrumpften Stoff.

Anda Revertera
kourosh yaghmesei - Gold Yakh

Dieses Projekt zielt darauf ab, das erdrückende Gefühl von Angst zu lindern, indem der Atemfluss durch unterstützendes Gewebe im Bauchbereich, wo tiefes Atmen stattfindet, fokussiert wird.

Anouk Oltmanns
Overflow- Rival Consoles

Die Überreizung, die den Mensch dauerhaft umgibt wird von gespannten Strumpfhosen eingefangen, die den Körper in ein Spannungsfeld versetzen, in dem Bewegungen intensiv wahrgenommen werden.

Minchae Kim
Soft House Company - A Little Piano

Ich drückte die Modenschau durch meine Hose aus. Die schwarzen Hosen repräsentieren den Vorhang der Modenschau und die Leggings repräsentieren die Models. Es erinnert an ein wunderschönes Model, das zwischen großen und fließenden Vorhängen hervorgeht.

Henriette Vahl
Mina- Ancora, ancora, ancora

Die Hose würdigt das Gleichgewicht von Stärke und Weichheit und stellt das dynamische Wechselspiel dar, das Mina in ihrem Lied „ancora, ancora, ancora“ von Kraft und Sinnlichkeit eröffnet.


 

Anna Edlinger
Lana Del Rey - Summertime Sadness

Die Hose verkörpert die Ironie zwischen kindlicher Unbeschwertheit und bedrückender Nostalgie, indem sie die schwindelerregende Bewegung des Hinfallens symbolisiert.

Model: Nikoloz @Castingbüro Wien

Fotocredits BA 2 ‚Pattern Politics‘ und BA 1 ‚SONIC STYLES‘ © Jürgen Hammerschmid