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INFORMATION

Where are we now? Kulturwissenschaftlich arbeiten 1993–2043

14. bis 16. Juni 2023 ifk, Reichsratsstraße 17, 1010 Wien und ONLINE

Die Tagung zum 30-jährigen Jubiläum befragt Geschichte und Gegenwart von Paradigmen von Kulturwissenschaft und sondiert kulturwissenschaftliche Arbeitsweisen innerhalb und außerhalb der Universität. Als das ifk 1993 seine Arbeit aufnahm, zirkulierten Kulturwissenschaft und Cultural Studies im deutschsprachigen Raum als Erneuerungsprogramme der Geistes- und Sozialwissenschaften. Interdisziplinarität und eine Hinwendung zu gesellschaftspolitischen Fragen – etwa von Erinnerungspolitik, dem medialisierten Charakter von Öffentlichkeit, gender und race – machten kulturwissenschaftliche Ansätze hierfür attraktiv. Das Nachdenken über Kultur und ein dezidiert epistemologischer Zugang ermöglichten die Öffnung und Überarbeitung von disziplinären Selbstverständnissen und zogen Forschende und Studierende an, die sich für das kritische Potenzial von Wissenschaft interessierten. Inzwischen hat sich »kulturwissenschaftlich« sowohl als Bezeichnung von Fakultäten als auch als qualifizierende Zusatzbezeichnung für Lehrgänge und Professuren etabliert. Es gibt Zeitschriften und Fachgesellschaften, aber nur wenige Studiengänge und Institute, die Kulturwissenschaft im Singular betreiben. Die Tagung zum 30-jährigen Bestehen möchte Bilanz ziehen und über die Zukunft von Kulturwissenschaft/en nachdenken. Welche politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Konjunkturen, wie sie Stuart Hall genannt hat, bilden sich in den großen Schwerpunktthemen der vergangenen Jahre und der Gegenwart ab? Etwa in der Erforschung von Erinnerungskulturen und Gedächtnispolitik; im shift von Gender, Ethnizität und Klasse als kultureller Konstruktion zu identity politics; in der Verschiebung von der Trias Technik–Medien–Körper zu Fragen nach Ökologien – Infrastrukturen – Affekten? Welche Rolle spielten und spielen ökonomische Theorien, und auf welche Art und Weise wurden und werden Kolonialität und planetarische Vernetzung – im Umgang auch mit nichtmenschlichen Lebenswelten – verhandelt? Ein Fokus der Tagung werden neben der Durchmusterung von Paradigmen und Leitbegriffen die Modi des kulturwissenschaftlichen Arbeitens sein. Denn kulturwissenschaftlich gearbeitet wird nicht nur an Universitäten, sondern auch in Redaktionen, in therapeutischen Settings, in Theatern, in Ausstellungshäusern und im Film. Besonders interessieren wir uns für die große Bandbreite an Literaturen, die nicht nur kulturwissenschaftliche Themen behandeln, sondern auch methodische Impulse geben, indem beispielsweise Vielstimmigkeit literarisch durchgeführt wird. Das theoretisch vielfach behandelte Thema der Verwicklung zwischen individuellem Lebensvollzug und gesellschaftlichen Kräften fand einen literarischen Ort in der Autoethnografie, umgekehrt wurden spekulative Ansätze aus der (Science-Fiction-)Literatur in die Kulturwissenschaft/en importiert. Wie kulturwissenschaftliches Arbeiten 2043 im Detail aussehen wird, können wir nicht wissen, denn die wichtigsten Anregungen kommen immer aus dem Off. Wer hätte zum Beispiel 1993 die disruptive Kraft der Digitalisierung – im positiven wie im negativen Sinn – vorhersehen können? Eine Wissenschaft, die sich als diagonal oder lateral zu gesellschaftspolitischen Konstellationen versteht, kann nicht wissen, welche Aufgaben auf sie warten. Aber eine ehrliche Rückschau und eine polyphone Gegenwartsdiagnose können ihre Zukunftsoffenheit nur stärken. KONZEPTION: Karin Harrasser (Wien/Linz), Thomas Macho (Wien/Berlin) TEILNEHMER*INNEN u. a.: Anna Artaker (Linz), Peter Bexte (Berlin/Köln), Deborah Danowski (Rio de Janeiro), Ulrike Kluge (Berlin), Rolf Lindner (Berlin), Christina Lutter (Wien), Paul Mason (London), Helga Nowotny (Wien), Martin Pollack (Wien/Bocksdorf), Eva von Redecker (Berlin/Verona), Hans-Jörg Rheinberger (Berlin), Monika Rinck, Birgit Schneider (Potsdam), Magdalena Schrefel (Berlin), Erhard Schüttpelz (Siegen/Wien), Jérôme Segal (Wien/Paris), Rita Segato (Brasília), Natan Sznaider (Tel Aviv/Wien), Philipp Ther (Wien), Sigrid Weigel (Berlin), Liliane Weissberg (Philadelphia/Wien) Die Jubiläumstagung wird hybrid veranstaltet. Für die Teilnahme via Zoom ist eine Anmeldung zum Meeting auf der ifk-Website notwendig. Die Zugangsdaten werden unmittelbar im Anschluss per E-Mail zugesendet. Anmeldung zur Teilnahme in Präsenz per Mail an registration@ifk.ac.at. Am 14. Juni findet die Tagung im Jugendstilhörsaal der MedUni Wien (Spitalgasse 23, 1090 Wien) statt. Am 15. und 16. Juni am ifk, Reichsratsstraße 17, 1010 Wien. Auch die Kunstuniversität Linz startet mit 2023 in ein Jubiläumsjahr und feiert mit zahlreichen Veranstaltungen 50 Jahre Kunstuniversität Linz! www.ifk.ac.at/30-jahre-ifk-where-are-we-now Plakat.pdf 
Flyer.pdf

Ruth Wolf-Rehfeldt, "Wo stehen Sie?", late 1970s, Original typewriting, 15 × 21 cm, Courtesy of the Artist and Private Collection.