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An Elephant in the Room? Artistic Research

8. Mai 2023 ab 11.30 Uhr ONLINE

Die Institutionalisierung einer widerständigen Praxis


Die Abteilung für künstlerische Wissenspraktiken lädt zum Vortrag von Marie Hoop. Eine Veranstaltung im Rahmen des Seminars „Geschichte(n) der künstlerischen Forschung“ von Prof. Dr. Amalia Barboza.
In dem Beitrag wird der Diskurs um künstlerische Forschung unter dem Blickpunkt der Etablierung eines Feldes als eigene Disziplin aus wissenschafts- und kunstsoziologischer Perspektive untersucht.
Insbesondere in den letzten zwanzig Jahren lässt sich an Kunsthochschulen sowie an wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen in Europa eine institutionelle Formierung künstlerischer Forschung ausmachen: An vielen Kunsthochschulen wurden bereits Artistic Research-Studienprogramme eingeführt und PhD- Programme für Künstler/innen eingerichtet (Elkins 2009). Als relativ junge Forschungsdisziplin erfährt künstlerische Forschung im Bereich der Hochschulforschung in Deutschland häufig eine kontroverse Aufnahme, in anderen Ländern Europas hat sich künstlerische Forschung hingegen schon weitgehend etabliert (Borgdorff 2011). Der Vortrag zeigt auf, inwiefern die Debatte um künstlerische Forschung als neues Forschungsgebiet von Machtkämpfen um die Definition von Forschung sowie Geltungs- sowie Anerkennungsansprüchen auf Legitimität geprägt ist. Kritische Stimmen befürchten eine „Akademisierung“ und „Verwissenschaftlichung“ des künstlerischen Forschungsfeldes sowie die Unterwerfung künstlerischer Forschung unter förderpolitische Ansprüche oder wissenschaftliche oder wirtschaftliche Kriterien. Der Vortrag arbeitet zudem verschiedene Momente von künstlerischen Forschungsprojekten heraus, die charakteristisch für künstlerische Forschung erscheinen - Kollektivität, Irritation, das Moment der Offenheit und Ambiguität...- und stellt diese Kriterien und Definitionsversuchen aus dem wissenschaftstheoretischen und -politischen Diskurs um künstlerische Forschung gegenüber, um eine gewisse Widerständigkeit der künstlerischen Forschungspraxis zu verdeutlichen. Anhand von Fallbeispielen von künstlerischen Forschungsprogrammen an Kunsthochschulen und Universitäten im  deutschsprachigen Raum wird auf der einen Seite dargestellt, wie künstlerische Forschung in die universitäre Lehre einbezogen werden kann, auf der anderen Seite auch, wie sie Anlass dazu gibt, den Forschungsbegriff an sich zu hinterfragen und andere Formen des Wissens in der Wissenshierarchie gelten zu lassen.

Marie Hoop
ist Kulturwissenschaftlerin und promoviert zur Institutionalisierung von künstlerischer Forschung im deutschsprachigen Raum. In ihrer Analyse unterschiedlicher künstlerischer Forschungsprojekte und Artistic PhDs in Deutschland, Österreich und der Schweiz arbeitet sie die Potentiale und Anküpfungspunkte performativer künstlerischer Forschungsprozesse für die wissenschaftliche Wissensproduktion und –vermittlung heraus. Gleichzeitig beleuchtet sie aus wissenschafts- und kunstsoziologischer Perspektive kritisch die Herausforderungen, die eine Institutionalisierung einer widerständigen und undisziplinierten Wissenspraxis mit sich bringt. Weiterhin arbeitete sie am Institut für Soziologie und Kulturorganisation in einem Forschungsprojekt zu ‚Critical Artists and Urban Development‘ bei Prof. Volker Kirchberg, das Kunst im öffentlichen Raum anhand von Künstlerkollektiven in Israel und Deutschland untersucht. Derzeit arbeitet sie an der Hafencity Uni Hamburg in dem DFG-Forschungsprojekt ‚Organized Creativity-The Temporal Structuring of Creative Processes‘ bei Prof. Gernot Grabher im Bereich Kreativitäts- und Wissenschaftsforschung durch Laborethnografien.

Die Veranstaltung findet Online via Zoom statt. Der Zugangscode wird auf Anfrage an amalia.barboza@kunstuni-linz.at zugesendet. Plakat.pdf